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Im Ozean der Venus

Im Ozean der Venus

Titel: Im Ozean der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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herankönnen, was ist dann mit den Steuerorganen?«
    »Was meinen Sie?« fragte Morriss.
    »Ich meine, man braucht doch Energie, um die Schleuse zu öffnen, nicht wahr? Was nun, wenn man ihm den Strom abschneidet?«
    »Nicht schlecht gedacht, Bigman. Aber jede Schleuse hat an Ort und Stelle einen Notstromgenerator.«
    »Und den kann man nicht von außen abschalten?«
    Morriss schüttelte nur stumm den Kopf.
    Bigman blickte auf und schien vor seinem geistigen Auge den mächtigen Ozean zu sehen, der sie bedeckte. »Das ist doch eine abgeschlossene Stadt wie auf dem Mars«, sagte er. »Wir müssen die ganze Zeit Luft pumpen. Tun Sie das nicht auch?«
    Morriss brachte ein Taschentuch zum Vorschein. Er sah den kleinen Marsianer starr an.
    »Die Ventilationsschächte meinen Sie?«
    »Ja. In diese Schleusenkammer muß doch auch einer führen, nicht wahr?«
    »Natürlich.«
    »Und ist da nirgends eine Stelle, wo man einen Draht abreißen oder abschneiden könnte?«
    »Augenblick mal! Eine Mikrobombe, die man in den Schacht schiebt, statt des Giftgases, von dem wir geredet haben ...«
    »Das ist nicht sicher genug«, widersprach Bigman ungeduldig. »Schicken Sie einen Mann! In einer Stadt unter dem Meer müssen die Luftschächte doch groß sein. Sind sie nicht groß genug für einen Menschen?«
    »Nein, so groß auch wieder nicht«, meinte Morriss.
    Bigman schluckte und schien in Gedanken bis zehn zu zählen. Es kostete ihn große Überwindung, das zu sagen, was er jetzt sagen mußte: »Ich bin ja eigentlich nicht besonders groß. Vielleicht passe ich hinein?«
    Und Morriss sah den kleinen Marsianer plötzlich mit ganz anderen Augen an. »Bei allen Planeten! Ja, das könnte gehen! Kommen Sie mit!«
     
    Nach dem Straßenbild von Aphrodite schien es, als schliefe im Augenblick kein Mann, keine Frau, kein Kind in der ganzen Stadt. Unmittelbar außerhalb des Glassitschotts und rings um das Gebäude, das zum Hauptquartier für die Rettungsaktion geworden war, verstopften die Menschen sämtliche Straßen. Man sah nur eine schwarze Masse einander schiebender und stoßender Menschen. Die Polizei hatte Ketten gebildet und ließ niemanden durch.
    Lucky, der in schnellem Lauf aus dem Gebäude gerannt war, wurde von der Kette aufgehalten. Hundert Eindrücke drängten sich ihm gleichzeitig auf. Hoch am Himmel von Aphrodite hing ein riesiges Leuchttransparent, ohne daß man erkennen konnte, woran es hing. Es drehte sich langsam, und man konnte lesen: »APHRODITE, SCHÖNSTE STADT DER VENUS – WILLKOMMEN!«
    Dicht neben ihm drängte sich eine Menschenschlange. Sie trugen seltsame Dinge – vollgestopfte Mappen, Schmuckschatullen und Kleiderbündel. Einer nach dem anderen kletterten sie in Luftkissenfahrzeuge. Es war ganz offensichtlich, was für Leute das waren: Flüchtlinge aus der Gefahrenzone, die sich mit den Habseligkeiten, die sie für die wichtigsten hielten, in Sicherheit bringen wollten. Die Evakuierung lief offensichtlich auf vollen Touren.
    Lucky rief einem vorbeihastenden Polizisten zu: »Ist da ein Gleiter, den ich haben kann?«
    Der Polizist blickte auf: »Nein, Sir, die werden alle gebraucht.«
    »Ich bin Ratsmitglied«, sagte Lucky ungeduldig.
    »Ich kann Ihnen nicht helfen. Jeder einzelne Gleiter in der ganzen Stadt wird für diese Leute gebraucht.« Er deutete mit dem Daumen auf die Menschenschlange.
    »Es ist wichtig, ich muß hier 'raus.«
    »Dann müssen Sie zu Fuß gehen«, sagte der Polizist, obwohl er wußte, daß kein Durchkommen war.
    »Ist denn hier gar kein Fahrzeug? Irgend etwas?« Lucky sprach mehr zu sich selbst als zu dem Polizisten, verärgert darüber, daß seine Mission am Fehlen eines Transportmittels scheitern sollte.
    Aber der Polizist gab ihm dennoch Antwort: »Es sei denn, Sie wollen einen Hüpfer benützen?«
    »Einen Hüpfer? Wo?« Luckys Augen flammten.
    »Das war nur ein Witz«, sagte der Polizist.
    »Egal. Wo ist der Hüpfer?«
     
    Im Keller des Gebäudes, das sie soeben verlassen hatten, standen ein paar, allerdings in zerlegtem Zustand. Vier Männer wurden damit beauftragt, Lucky zu helfen, und die am besten aussehende Maschine wurde im Freien zusammenmontiert. Die Menge sah neugierig zu, und ein paar Leute lachten.
    »Hüpfer, spring!«
    Das war der alte Schlachtruf bei den Hüpfrennen. Vor zehn Jahren war das eine Mode gewesen, die das ganze Sonnensystem mitgemacht hatte: Rennen über lange Hürdenstrecken. Auf der Venus hatte man die neue Mode damals mit besonderem Enthusiasmus mitgemacht.

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