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Im Ozean der Venus

Im Ozean der Venus

Titel: Im Ozean der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Sekunde hereinschießen. Es wird die Glassitschotte mit der Wucht eines Geschosses treffen.«
    »Sie meinen, daß die Schotte nicht halten werden?«
    »Ich meine, daß sich noch nie jemand mit dem Problem befaßt hat. Niemand hat je die zur Wirkung kommenden Kräfte berechnet – bis vor einer halben Stunde – da habe ich es getan, nur um mir die Zeit zu vertreiben, während all das vor sich ging. Ich hatte meinen Elektronenrechner, den trage ich immer bei mir.«
    »Und die Schotte werden nicht halten?«
    »Ich weiß es nicht genau. Ich weiß nicht, ob alle Voraussetzungen meiner Rechnung stimmen, aber ich glaube nicht, daß sie halten werden. Was tun wir also? Wenn die Barriere nicht hält, ist Aphrodite verloren. Die ganze Stadt – Sie und ich und eine Viertelmillion Leute – ist verloren, sobald der Mann dort draußen den Schalter umlegt.«
    Lucky starrte den Mann erschreckt an. »Wie lange wissen Sie das schon?«
    »Eine halbe Stunde!« verteidigte sich der Ingenieur. » Aber was kann ich tun? Wir können nicht an eine Viertelmillion Leute Unterseeanzüge ausgeben! Ich dachte daran, mit Morriss zu sprechen, vielleicht ein paar von den wichtigen Leuten der Stadt in Sicherheit zu bringen und einen Teil der Frauen und Kinder. Ich wüßte nicht, wie man die Betreffenden auswählen muß, aber auf jeden Fall sollte etwas geschehen. Was meinen Sie?«
    »Ich weiß nicht.«
    Der Ingenieur fuhr niedergeschlagen fort: »Ich dachte, ich könnte mir vielleicht einen Anzug überstreifen und aus der Stadt verschwinden. Zu einer Zeit wie dieser stehen bestimmt keine Posten an den Ausgangsschleusen.«
    Lucky trat ein paar Schritte von dem zitternden Ingenieur zurück und kniff die Augen zusammen. »Ewige Galaxis! Ich war blind!« Und er rannte aus dem Saal.

 
6.
     
    Bigman kam sich in all dem Durcheinander völlig hilflos vor. Beinahe an den Rockschößen von Morriss hängend, eilte er von Gruppe zu Gruppe und hörte atemlos geführten Unterhaltungen zu, die er infolge seiner mangelnden Kenntnis der venusianischen Verhältnisse nicht immer verstand.
    Morriss fand keine Ruhe. Jeden Augenblick kamen neue Leute, neue Berichte und waren neue Entscheidungen zu treffen. Seit Bigman Luckys Anweisung befolgt hatte und hinter Morriss hergelaufen war, waren erst zwanzig Minuten vergangen, doch schon war ein Dutzend Pläne vorgeschlagen und wieder verworfen worden.
    Gerade kam ein Mann von dem gefährdeten Abschnitt zurück und keuchte atemlos: »Jetzt haben sie Spähstrahlen auf ihn gerichtet, und wir können ihn beobachten. Er sitzt da und hält den Hebel in der Hand. Wir haben seine Frau ein paar Worte auf Band sprechen lassen und es über das Lautsprechersystem abgespielt. Aber ich glaube, er hört sie nicht, wenigstens hat er sich nicht bewegt.«
    Bigman biß sich auf die Lippen. Was würde Lucky tun, wenn er hier wäre? Bigmans erster Gedanke war gewesen, sich hinter den Mann – Poppnoe hieß er – zu stellen und ihn niederzuschießen, aber den Gedanken hatten mehr gehabt, und er war nicht durchführbar. Der Mann hatte sich eingeschlossen und sämtliche Warnorgane aktiviert, und die waren so konstruiert, daß ihnen nicht so leicht beizukommen war. Diese Vorsichtsmaßregel wirkte sich jetzt in umgekehrter Richtung aus – zum Nachteil Aphrodites.
    Beim ersten Schrillen der Warnsirenen, davon war Bigman überzeugt, würde der Mann den Hebel umlegen, und das Meer der Venus würde nach Aphrodite hereinströmen. Das durfte nicht riskiert werden, solange die Evakuierung nicht abgeschlossen war.
    Jemand hatte Giftgas vorgeschlagen, aber Morriss hatte den Kopf geschüttelt, ohne eine Erklärung zu geben. Bigman glaubte zu wissen, woran der Venusianer dachte. Der Mann in der Schleuse war weder krank noch verrückt, sondern befand sich unter geistiger Kontrolle. Das bedeutete, daß es in Wirklichkeit zwei Feinde gab. Der Mann in der Schleuse mochte von dem Gas so geschwächt werden, daß er physisch einfach nicht mehr in der Lage war, den Hebel umzulegen, aber ehe es so weit kam, würden die wirklichen Drahtzieher in Aktion treten.
    »Worauf warten sie denn eigentlich?« knurrte Morriss, dem der Schweiß über die Wangen lief. »Wenn man nur eine Atomkanone auf die Schleuse richten könnte.«
    Bigman wußte, weshalb auch das unmöglich war. Der Schuß einer Atomkanone würde vermutlich mehr Schaden anrichten als das einströmende Wasser. Wo nur Lucky ist, dachte er. Laut aber sagte er:
    »Wenn Sie schon nicht an diesen Burschen

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