Im Ozean der Venus
wirklich benutzt worden wäre, aber bei besseren Mietshäusern ist immer angegeben, daß für Notfälle Kammern vorhanden sind.«
Lucky hörte ihm zu, sagte aber kein Wort.
Das Brummen der Motoren wurde höher.
»Festhalten!« sagte Lucky.
Jeder Zollbreit der Nautilus zitterte, und Lucky wurde durch das plötzliche Abbremsen gegen das Schaltbrett gedrückt. Bigman und Evans hielten sich mit aller Kraft an den Haltestangen fest.
Die Fahrt des Schiffes verlangsamte sich, aber es kam nicht ganz zum Stillstand. Mit überlasteten Motoren und pfeifenden Dynamos pflügte sich die Nautilus durch Haut und Fleisch, durch Blutgefäße und Nerven des Monstrums. Lucky hatte die Zähne zusammengebissen und hielt den Fahrthebel unverwandt bis zum Anschlag durchgedrückt.
Träge schleppten sich die Minuten dahin. Plötzlich waren sie wieder durch und im freien Meer.
Langsam stieg die Nautilus durch die trüben, mit Kohlendioxyd gesättigten Wasser des venusianischen Ozeans. Schweigen hielt die drei Männer in der Kabine umfangen. Ein Schweigen, das von Minute zu Minute bedrückender wurde. Evans hatte noch kein Wort gesagt, seit sie die Qualle hinter sich zurückgelassen hatten. Lucky hatte das Steuer auf Automatik gestellt und saß jetzt nachdenklich vor dem Schaltbrett. Er trommelte nervös mit den Fingern auf die Sessellehne. Selbst der unverwüstliche Bigman hatte sich an das Rückfenster zurückgezogen und blickte starr hinaus.
Plötzlich rief er: »Lucky, sieh dir das an!«
Lucky eilte an Bigmans Seite. Beide blickten schweigend hinaus. Das ganze Gesichtsfeld war von dem sternartigen Licht kleiner phosphoreszierender Meerestiere erfüllt, aber dahinter stand eine dunkle Wand.
»Meinst du, daß das die Qualle ist, Lucky?« fragte Bigman.
»Ja, Bigman«, sagte Lucky nachdenklich. »Ich glaube, daß das ganze Meeresgetier sich jetzt auf ein Festmahl vorbereitet.«
Bigman sah noch einmal hin, und plötzlich wurde ihm übel. Natürlich! Da lagen jetzt Hunderte von Millionen Tonnen toten Fleisches. Das Licht, das sie sahen, mußte von all den kleinen Meerestieren herrühren, die sich an dem toten Untier mästeten.
Besonders häufig waren Pfeilfische aller Größen vertreten. Ein jeder trug einen weißen, phosphoreszierenden Strich über der Wirbelsäule. An einem Ende dieser weißen Linie war ein blaßgelbes V, das den Kopf markierte. Für Bigman sah es wirklich so aus, als zöge ein endloser Schwarm lebender Pfeile an dem Schiff vorbei, aber vor seinem geistigen Auge konnte er ihre mit nadelscharfen Zähnen besetzten Kiemen sehen.
»Bei allen Sandteufeln!« murmelte Bigman. »Das ganze Meer wird leer sein. Die drängen sich jetzt alle um diese eine Stelle.«
»Bei dem Tempo, mit dem sich diese Pfeilfische vollstopfen, wird in zwölf Stunden nichts mehr da sein«, meinte Lucky.
Jetzt machte sich Evans hinter ihnen bemerkbar. »Lucky, ich möchte dich sprechen.«
Lucky wandte sich um. »Natürlich. Was ist denn, Lou?«
»Als du zuerst vorschlugst, an die Oberfläche aufzusteigen, fragtest du, ob ich einen anderen Vorschlag hätte.«
»Ich weiß. Aber du wußtest auch nichts.«
»Aber jetzt weiß ich etwas. Ich sage, daß wir zur Stadt zurückfahren.«
»Was soll das nun wieder?« rief Bigman.
Lucky brauchte diese Frage nicht zu stellen. Er kniff nur die Augen zusammen und schalt sich innerlich einen Narren, daß er diese wertvollen Minuten an der Luke verbracht hatte, wo er doch jede Faser seines Wesens auf seine eigentliche Aufgabe hätte konzentrieren müssen.
»Wir fahren zur Stadt zurück«, sagte Evans. Er unterstrich seinen Befehl mit einer drohenden Bewegung von Luckys eigenem Strahler.
12.
»Was ist denn, Lou?« wiederholte Lucky.
Evans machte eine ungeduldige Bewegung mit der Waffe.
»Schalte die Maschinen um, nimm Kurs auf den Meeresgrund und tu, was ich dir sage. Nein, Lucky, laß Bigman das machen. Und dann stellst du dich neben ihn, damit ich euch beide im Auge habe und das Steuer auch.«
Bigman hatte die Hände halb gehoben, und seine Augen huschten zu Lucky hinüber. Lucky hatte die Hände in die Hüften gestemmt.
»Möchtest du mir nicht sagen, was jetzt wieder in dich gefahren ist?« fragte Lucky schleppend.
»Gar nichts«, erklärte Evans. »Du bist es, den ich nicht verstehe. Du gingst hinaus und hast das Monstrum getötet, und dann kamst du zurück und redest davon, daß wir auftauchen müßten. Warum denn?«
»Ich habe dir meine Gründe doch erklärt.«
»Die glaube ich
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