Im Palast der Liebe
würde sie sich halbherzig dagegen wehren, und dann würde sie nachgeben.
Genau deswegen hatte sie Anna aufgetragen, sie am nächsten Morgen früh zu wecken. Als erstes wollte sie Damiano in seinem Büro aufsuchen, allerdings ohne ihn vorher anzurufen, damit er sie nicht abwimmelte. Und diesmal wollte sie darauf bestehen, dass er ihr zuhörte, selbst wenn sie keine Beweise ge gen Matthew in der Hand hatte. Sie würde nicht gehen, bevor sie ihn davon überzeugt Hatte, dass er sich Matthew Allenby einmal vorknöpfen musste.
Schließlich wurde Caterina doch müde. Sie machte die Augen zu und drehte sich auf die Seite. Matthew Allenbys Uhr war jetzt abgelaufen. Was für ein beruhigender Gedanke vor dem Einschlafen!
Aber plötzlich passierte etwas Seltsames. Wieder tauchte ein Bild vor Caterinas geistigem Auge auf, das Bild einer Frau, die nackt auf Matthews Bett Saß und nur ein dünnes blaues Chiffonkleid trug. Und Matthew streckte die Hände aus, um ihr begierig die Träger über die Schultern zu streifen und ihre vollen Brüste zu entblößen.
Als er dann ihre Brüste umfasste, lächelte die Frau und seufzte. Auch Caterina lächelte jetzt. Bei der Frau handelte es sich nämlich nicht um Claire, sondern sie war es selbst. Und es waren ihre Brüste, die er liebkoste.
Sie seufzte und kuschelte sich tiefer ins Kopfkissen. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief sie kurz darauf ein.
Als Caterina ein paar Stunden später aufwachte, lächelte sie nicht mehr. Statt dessen machte sie eine finstere Miene. An die flüchtige Phantasie, die sie vor dem Einschlafen gehabt hatte, dachte sie nicht mehr, sondern nur noch an das bevorstehende Treffen mit Damiano.
Nachdem sie sich schnell geduscht und angezogen hatte, trank sie im Stehen eine Tasse Kaffee und machte sich anschließend mit geballten Fäusten auf den Weg in den Westflügel, wo sich Damianos Privaträume befanden. Sie hoffte, dass er da war und keinen Termin hatte.
Da die Tür zu seinem Büro offenstand, trat Caterina ein, ohne anzuklopfen. Dann eilte sie an Rosa vorbei, wünschte ihr einen guten Morgen und ging auf die Tür zu seinem Allerheiligsten zu. Ihr Herz machte einen Sprung. Damiano war tatsächlich da.
Sie hatte ihn erwischt. Er saß an seinem Schreibtisch und ging gerade einen Stapel Unterlagen durch.
Caterina steuerte geradewegs auf ihn zu. „Ich muss mit dir reden, Damiano. Es handelt sich um etwas sehr Wichtiges, und es ist dringend."
Damiano hielt inne und .blickte zu ihr auf. Seine dunklen Augen erinnerten sie immer an die ihres Vaters, des verstorbenen Herzogs, denn in ihnen brannte dieselbe ungezügelte Leidenschaft. Doch leider war es schon lange her, als er sie das letztemal mit diesem liebevollen Ausdruck angesehen hatte, der auch so typisch für ihren Vater gewesen war.
„Es tut mir leid, Caterina, aber ich bin sehr beschäftigt", erklärte er.
Caterina verdrängte den Schmerz, der sie durchfuhr, und versuchte sich auf ihr Anliegen zu konzentrieren. „Es ist mir egal, wie beschäftigt du bist", entgegnete sie entschlossen. „Du musst mir eine halbe Stunde Zeit widmen. Es ist sehr wichtig." Sie pflanzte sich vor ihm auf, als könnte nichts in der Welt sie von ihrem Entschluss abbringen.
Nun lächelte er. Es war jedoch kein humorvolles Lächeln.
„Also gut, wenn du darauf bestehst. Aber ich kann dir keine halbe Stunde geben."
Er warf einen flüchtigen Blick auf seine goldene Armbanduhr. „Mehr als eine Viertelstunde ist nicht drin."
„Okay."
Caterina seufzte erleichtert auf und nahm schnell auf einem der Stühle vor seinem Schreibtisch Platz. Noch hatte sie keine Ahnung, dass sie eine Viertelstunde später wünschen würde, sie hätte Damiano nie aufgesucht.
Caterina saß allein auf einer der Steinbänke am Springbrunnen, der am Ostflügel des Palazzo Verde lag. Das sprudelnde Wasser glitzerte in der Sonne, doch sie nahm kaum etwas um sich her wahr.
Nach der Unterredung mit ihrem Bruder wollte sie allein sein, um nachzudenken und die Fassung wiederzugewinnen. Damiano hatte ihr nämlich Dinge erzählt, die sie zutiefst schockiert hatten. Noch immer konnte sie es kaum glauben.
Aber sie wusste, dass es stimmte, denn er hatte es ihr bewiesen. Kein Wunder, dass ihr nun hundeelend zumute war!
Während sie wie ein Häufchen Elend dasaß, merkte sie nicht, dass ein Mann am anderen Ende des Kieswegs aufgetaucht war und sie neugierig beobachtete.
Genausowenig merkte sie, dass er dann auf sie zukam, ohne sie dabei aus den Augen zu
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