Im Palast der Liebe
lassen, und schließlich vor ihr stehenblieb. Erst als er sie ansprach, erwachte sie aus ihrer Trance.
„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?" fragte er. „Ist etwas passiert?"
Erschrocken blickte sie auf. Matthew! Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Momentan war ihr nicht nach Gesellschaft zumute, schon gar nicht nach seiner.
Schnell stand sie auf. „Ja, es ist alles in Ordnung. Ich wollte gerade gehen." Sie wollte sich umdrehen, um in die entgegengesetzte Richtung zu fliehen - irgendwohin, nur weit weg von ihm.
Doch er hielt sie zurück, indem er sanft ihren Arm umfasste. „Auf mich machen Sie aber nicht den Eindruck."
Caterina wollte protestieren und ihn auffordern, sie loszulassen. Als sie jedoch seinen besorgten, mitfühlenden Gesichtsausdruck sah, brachte sie kein Wort über die Lippen. Verlegen wandte sie den Kopf ab und schaute zu Boden.
Matthew umfasste auch ihren anderen Arm und zog sie näher an sich. „Bitte sagen Sie mir, was los ist, Caterina!"
Am liebsten hätte sie sich aus seinem Griff befreit, doch sie hatte nicht die Kraft dazu.
Sie biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf. Sie hatte Angst davor, ihm in die Augen zu sehen, und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen.
Er schüttelte sie sanft. „Bitte sagen Sie mir, was los ist, Caterina."
Daraufhin schaute sie ihn an. In dem Moment fiel die Anspannung von ihr ab.
„Oh, Matthew!"
Schluchzend fiel sie ihm in die Arme.
6. KAPITEL
Caterina wusste nicht mehr, wie es passiert war, aber als Matthew sie an sich zog, war sie unendlich erleichtert. Dank bar schmiegte sie sich an ihn und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Matthew sagte kein Wort. Er hielt sie einfach fest und strich ihr über den Rücken, als würde er ein verängstigtes Kind beruhigen.
Sobald sie sich einigermaßen beruhigt hatte, befreite sie sich aus seiner Umarmung und wischte sich die Tränen von den Wangen. „Tut mir leid", sagte sie.
„Es muss Ihnen nicht leid tun." Seine dunkelgrauen Augen funkelten. „Ich bin nur froh, dass ich gerade in der Nähe war."
Seltsamerweise war sie auch froh. Und es war ihr auch nicht peinlich, dass sie in Tränen ausgebrochen war - vielleicht deswegen, weil es Matthew nicht peinlich war. Die meisten Menschen, besonders Männer, konnten nämlich nicht damit umgehen, wenn jemand in ihrer Gegenwart weinte.
Nun umfasste er ihren Arm. „Lassen Sie uns ein Stück laufen. Dann können Sie mir erzählen, was Sie bedrückt - wenn Sie wollen." Er lächelte. „Und wenn nicht, setzen wir uns für einen Moment irgendwo hin, bis es Ihnen besser geht."
Bereitwillig ließ Caterina sich von ihm durch den Garten führen, an dem schmalen gepflasterten Weg vorbei, der zur Kapelle führte, und anschließend hinunter zum See, der halb von Bäumen verdeckt war und auf dem zwei Schwäne und zahlreiche Enten schwammen.
Da Matthew genau zu spüren schien, wie ihr zumute war, und sich dementsprechend verhielt, fühlte sie sich schon bald besser. Sie war froh, dass er sie nicht mit Fragen bedrängte, denn sie wusste nicht genau, ob sie ihm erzählen sollte, was sie so aus der Fassung gebracht hatte.
„Wollen wir eine Weile hier bleiben?" fragte er, sobald sie am Ufer des Sees waren. „Wir könnten uns unter den Baum dort setzen. Im Schatten ist es vielleicht angenehmer."
„Einverstanden." Caterina nickte und folgte ihm. Dann setzte sie sich neben ihn auf den Boden, zog die Beine an und blickte auf den See.
Er schaute ebenfalls zum See, und eine Zeitlang schwiegen sie beide. Man hörte nur das Rascheln der Blätter und gelegentlich ein Plätschern, wenn eine Ente ins Wasser tauchte.
Als die Schwäne in Sicht kamen, sagte Matthew plötzlich: „Als ich klein war, habe ich in der Nähe eines Sees gewohnt. Jedes Jahr kam ein Schwanenpaar dorthin, um sich zu paaren. Es war immer sehr aufregend für mich, auf die Schwäne zu warten."
Caterina drehte sich zu ihm um und betrachtete aus zusammengekniffenen Augen sein Profil. Dabei dachte sie unwillkürlich an eine .Bemerkung, die Damiano während ihrer verhängnisvollen Unterredung gemacht hatte - eine rätselhafte Bemerkung, die er nicht weiter hatte erklären wollen: „Was Matthew Allenby betrifft, so gibt es viele Dinge, die dich überraschen würden." Sie lehnte sich ein wenig zurück und wartete darauf, dass Matthew fortfuhr.
Er blickte weiter zum See und stützte sich auf einen Ellbogen. „Sie waren schon seit Jahren dorthingekommen. Schwanenpaare bleiben bis an ihr Lebensende zusammen. Es
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