Im Palast der Liebe
ist wirklich bemerkenswert. Und wenn einer von ihnen stirbt, paart der andere sich nie wieder. Zwischen ihnen besteht eine sehr starke Verbindung."
„Das erinnert mich an meine Eltern", sagte sie spontan. Als er sich ihr zuwandte, seufzte sie, weil sie wusste, dass sie es ihm nun erklären musste.
„Mein Vater ist vor vier Jahren gestorben", fuhr sie daher fort. „Meine Mutter war am Boden zerstört, weil sie sich sehr nahe gestanden hatten. Sie hatten eine glückliche Ehe geführt. Meine Mutter ist ein Jahr später im Schlaf gestorben, obwohl sie kerngesund war. Ich glaube, sie wollte einfach nicht mehr ohne ihn weiterleben."
Einerseits war es ein merkwürdiges Gefühl, ihm von ihren Eltern zu erzählen, andererseits auch wieder nicht. Da sie immer noch nicht über den Verlust hinweggekommen war, sprach sie nur sehr selten darüber. Doch als Matthew von den Schwänen geredet hatte, war es ihr ganz selbstverständlich erschienen, ihm ihre Gedanken mitzuteilen.
„Natürlich ist es eine Tragödie, wenn ein Partner stirbt", erwiderte er, „aber im Grunde sind solche Paare zu beneiden."
Caterina lächelte. „Das habe ich auch immer gedacht*', gestand sie. Als sie seinem Blick begegnete, fühlte sie sich ihm plötzlich eng verbunden.
Schließlich neigte sie den Kopf. „Erzählen Sie weiter."
Matthew lächelte ebenfalls und schaute wieder zum See. „In einem Jahr kam nur das Männchen, und ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Es schlug ständig mit den Flügeln, flog weg und kam wieder zurück, als wollte es uns etwas mitteilen - so lange, bis einer der Dorfbewohner beschloss, man sollte ihm folgen."
Er schwieg einen Moment, pflückte einen Grashahn und kaute darauf. „Was dann passierte, war wirklich erstaunlich. Das Männchen führte uns zu einem See, der etwa sieben Meilen nördlich von unserem lag. Die beiden hatten dort offenbar Zwischenstation gemacht. Und dort lag das Weibchen im Schilf. Es war verletzt und schon fast tot."
„O nein! Was war passiert?" erkundigte sie sich interessiert.
Matthew seufzte. „Es hatte ein Bleigewicht verschluckt, wie man es zum Angeln benutzt. Irgendein verantwortungsloser Angler hatte es dort liegenlassen. Nun wurde es langsam davon vergiftet."
„Wie schrecklich! Und ist es gestorben?" Besorgt sah sie ihn an. Sie wünschte sich, dass die Geschichte ein Happy-End hatte.
Lächelnd wandte er sich ihr wieder zu. „Nein, zum Glück nicht. Wir brachten sie zum Tierarzt, der sie durch eine Operation retten konnte. Und so hatten wir auch in dem Jahr Schwanenjunge auf dem See."
Caterina seufzte erleichtert auf. „Und was war danach? Ist das Schwanenpaar in den darauffolgenden Jahren wiedergekommen?"
„ Ja, jedes Jahr."
Lachend schüttelte sie den Kopf. „Das war eine sehr schöne Geschichte." Mir ist es ganz anders ergangen, dachte sie unwillkürlich, während sie erneut auf den See schaute. „Was Loyalität und Anständigkeit betrifft, sind Schwäne offenbar wesentlich höher entwickelt als so mancher Mann."
Obwohl sie spürte, dass Matthew sie ansah, hielt sie den Blick nach vorn gerichtet. „Heute morgen habe ich mich mit Damiano unterhalten. Um ehrlich zu sein, habe ich ihn aufgesucht, weil ich ihm einige Dinge über Sie erzählen wollte.
Statt dessen hat er mir einige Dinge erzählt, unter anderem über Orazio." Sie seufzte erneut. „Leider war es lange nicht so erfreulich wie Ihre Geschichte."
Nun war ihm einiges klar. Damiano hatte sie also über Orazio aufgeklärt. Matthew schwieg und wartete darauf, dass sie fortfuhr.
Caterina lehnte sich ebenfalls zurück und stützte sich auf einen Ellbogen.
Plötzlich hatte sie das Bedürfnis, ihm alles zu erzählen. In gewisser Weise schuldete sie es ihm vielleicht sogar.
„Er hat etwas über Orazio gesagt, das mich sehr schockiert hat."
Caterina verstummte und biß sich auf die Lippe, während sie versuchte, die; Fassung zu bewahren. Damiano hatte ihr nämlich alles rücksichtslos an den Kopf geknallt, kaum dass sie begonnen hatte, ihre Beschwerden über Matthew vorzubringen. Es hatte sie wütend gemacht und zutiefst verletzt, weil es ihm offenbar egal gewesen war, wie sie darauf reagierte. Er hatte sich nicht die geringste Mühe gegeben, es ihr scho nend beizubringen. Sie war verzweifelt, weil er sie so rücksichtslos behandelt hatte.
Schließlich zwang sie sich weiterzusprechen. „Er hat mir gesagt, dass Orazio mich benutzt hat, um Sie zu verleumden und zu erreichen, dass Ihnen der Auftrag für
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