Im Palast der Liebe
etwas passiert nun mal. Irren ist menschlich. Trotzdem bin ich froh darüber, dass Sie mich nicht mehr für einen Gauner halten. Früher oder später wäre die Wahrheit ans Licht gekommen, aber mir war klar, dass es keinen Sinn hatte, es Ihnen zu sagen." Einen Moment lang schaute er ihr tief in die Augen. „Vielleicht könnten wir nun endlich aufhören, einander zu bekämpfen. Wer weiß, vielleicht können wir sogar Freunde sein?"
„Vielleicht."
Mit einemmal war sie sehr aufgewühlt. Freunde zu sein konnte vieles bedeuten. Es eröffnete Möglichkeiten, die aufregend und beängstigend zugleich waren. Sie wusste jetzt nicht nur, dass Matthew kein Gauner war, sondern ihr kamen erhebliche Zweifel an den anderen Dingen, die Orazio über ihn verbreitet hatte.
Vielleicht war seine Behauptung, Matthew wäre ein Emporkömmling, auch eine Lüge gewesen. Matthew hatte es zwar nie abgestritten, doch das hatte nichts zu bedeuten. Alles andere hatte er nämlich auch nicht abgestritten. Je länger Caterina darüber nachdachte, desto mehr war sie davon überzeugt, dass es ebenfalls gelogen war.
Sie fühlte sich ihm also schutzlos ausgeliefert, abgesehen von der Tatsache, dass Claire zwischen ihnen stand. In der Hinsicht hatte er eindeutig gelogen.
„Heißt das, wir können doch zusammenarbeiten?" erkundigte er sich lächelnd.
„Oder möchten Sie immer noch, dass ich einen Stellvertreter suche, während ich in London bin?"
Wieder war Caterina aufgeregt und ängstlich zugleich. „Nein", erwiderte sie, „ich glaube nicht, dass es nötig sein wird. Es gibt keinen Grund mehr, warum wir nicht zusammenarbeiten sollten."
„Gut. Ich freue mich schon darauf."
Matthew lächelte in sich hinein. Er hatte nie die Absicht ge habt, den Auftrag einem seiner Mitarbeiter zu üb ergeben. Es war nur ein Trick gewesen, damit er nicht gleich Druck auf Caterina ausüben musste. In der peinlichen Situation mit Claire am letzten Abend hatte sie sich dann doch zu einer Reaktion hinreißen lassen, die er nicht erwartet hatte. Auf jeden Fall war es ein gutes Zeichen.
Sie war zwar noch nicht über die Sache mit Orazio hinweggekommen, aber vielleicht empfand sie doch etwas für ihn. Matthew verspürte plötzlich ein Hochgefühl. Darauf musste er bauen. Er würde dafür sorgen, dass sie sich in ihn verliebte.
Nachdem Caterina einen Blick auf ihre Armbanduhr geworfen hatte, sah sie zu ihm auf. „Ich muss jetzt gehen, weil ich in einer halben Stunde einen Termin in der Stadt habe." Sie stand auf. „Danke fürs Zuhören. Genau das habe ich gebraucht."
Matthew erhob sich ebenfalls. „Ich bin froh, dass ich Ihnen zuhören konnte.
Wenn Sie zum Parkplatz gehen, begleite ich Sie. Ich habe nämlich auch einen Termin in der Stadt."
Also gingen sie gemeinsam über den Rasen und schließlich den Kiesweg entlang am Brunnen vorbei. Caterina merkte, dass die Atmosphäre zwischen ihnen wesentlich entspannter war als vorher. Es war, als würden sie einander endlich verstehen - ein herrliches Gefühl!
Sie gingen gerade auf den Hof zu, wo ihre Autos standen, als Matthew sich zu Caterina umdrehte. „Wahrscheinlich sehen wir uns erst auf der Geburtstagsparty am Freitag wieder. Wie Sie wissen, fliege ich morgen nach London."
„Ja, ich weiß." Tatsächlich hatte sie es jedoch ganz vergessen. Und nun verspürte sie einen Stich der Enttäuschung. Er würde einige Tage fort sein, und sie würde ihn bestimmt vermissen.
Außerdem war sie eifersüchtig, denn sie musste plötzlich an Claire denken.
Unwillkürlich fragte sie sich, ob Claire ihn begleiten würde.
Schnell verdrängte sie den Gedanken wieder. Sie betraten gerade den Hof, wo Matthews silberfarbener Jaguar gegenüber von ihrem kleinen roten Honda stand.
Lächelnd drehte Caterina sich zu Matthew um und streckte ihm die Hand entgegen.
„Also bis bald. Gute Reise."
„Danke."
Er lächelte ebenfalls, schüttelte ihr aber nicht die Hand. Plötzlich trat ein Ausdruck in seine Augen, der eine verheerende Wirkung auf sie ausübte. Sie erinnerte sich nämlich erschreckend genau an die Phantasie, die sie in der letzten Nacht vor dem Einschlafen gehabt hatte.
Sie saß auf seinem Bett und trug nur ein knappes Kleid. Er streckte die Hände aus, um ihr die Träger über die Schultern zu streifen. Dann begann er, sanft und leidenschaftlich zugleich ihre Brüste zu streicheln. Auf einmal schlug ihr das Herz bis zum Hals, und ihr Körper wurde von Hitzewellen durchflutet.
„Auf Wiedersehen", brachte sie mühsam
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