Im Palazzo sueßer Geheimnisse
mich an, als hätte ich dich geschlagen. Verdammt, ich bin immer noch derselbe Mann!“
Aber das war er nicht, und aus irgendeinem Grund wollte sie ihn dafür bestrafen, dass er sie getäuscht hatte.
„Ich habe nichts. Überhaupt nichts.“ Sie warf ihm ihren kühlen Blick zu, der ihn rasend machte – wie sie nun wusste –, und spürte eine grimmige Zufriedenheit dabei, zu beobachten, wie er um Selbstbeherrschung rang.
Seit ihrer ersten Begegnung hatte er immer den Ton angegeben. Jetzt war es andersrum.
Michele knirschte grimmig. „Wenn ich nur wüsste, was in deinem Kopf vorgeht.“
„Ich dachte, du wüsstest es.“ Lucy atmete durch. „Würdest du mich jetzt bitte loslassen?“
Sowie er seinen Griff lockerte, befreite sie sich und lief die Treppe hinunter. Sie war erst wenige Stufen gegangen, als sie in ihrer Hast mit einem Fuß umknickte.
Weil sie sich nicht wieder fangen konnte, stürzte sie aufschreiend die restlichen Stiegen hinunter und schlug mit dem Kopf auf den Steinfußboden. Die Welt explodierte in einem Blitz – alles wurde dunkel.
Aber schnell wieder hell, und Lucy spürte einen Schmerz. Einen bohrenden Schmerz in ihrem Kopf und einen stechenden im Knöchel. Zwischendurch tat es einfach nur weh.
Michele hockte angespannt neben ihr. „Lieg still“, befahl er, als sie versuchte, sich aufzurichten. „Wo tut es weh?“
Sie sagte es ihm.
„Du dumme kleine Närrin, wolltest du dich umbringen?!“ Während er sprach, tastete er vorsichtig ihre Gelenke ab, überzeugte sich, dass nichts gebrochen war. „ Santo cielo , warum bist du losgestürmt? Wenn du besser aufgepasst hättest …“
Lucy machte mit einer Hand eine wegwerfende Handbewegung und versuchte, nicht vor Schmerz zusammenzuzucken, als sie mit der anderen die Beule an ihrer Schläfe befühlte.
„Halt still. Lass mich das angucken.“ Michele besah sich die blau unterlaufene Stelle, wobei Lucy erneut versuchte, sich stöhnend aufzurichten. „Wirst du wohl liegen bleiben?“, knurrte er und machte sich daran, ihren Brustkorb zu untersuchen. Als er damit fertig war, schien er aufzuatmen. „Nun, zumindest scheinst du dir nichts gebrochen zu haben. Kannst du aufstehen? Aber lass dir Zeit.“
Behutsam half er ihr auf die Beine. Lucy konnte nur ihren linken Fuß belasten, und sowie sie stand, wurde ihr schwindlig und übel. Ihre Augen schließend lehnte sie sich schwach gegen ihn, ihr ganzer Körper brannte vor Schmerz.
Einen Moment später fühlte sie sich hochgehoben und wenige Schritte getragen. Trotz der Schwindelwellen, die sie halb ohnmächtig machten, hörte sie vage Stimmen, merkte, dass sie jemand anderem übergeben wurde. Sie spürte das Schaukeln eines Bootes, hörte den Motor starten – und ihre Übelkeit und ihr Schwindel verwehten in einer kühlen Brise.
Lucy schlug die Augen auf und sah einen muskulösen Fremden im Blaumann am Steuer, und sie saß, den Kopf auf seiner Schulter, neben Michele.
Verstohlen beobachtete sie sein attraktives Gesicht.
Sie sehnte sich danach, ihn zu berühren, mit ihren Fingerspitzen seinen Lippen nachzuspüren … Vielleicht hatte sie einen Laut von sich gegeben oder sich leicht bewegt, oder vielleicht war es auch nur die Intensität ihres Blicks, was auch immer – plötzlich sah sie seine Augen direkt in die ihren blicken.
Hitze schoss ihr ins Gesicht.
Michele murmelte etwas Unverständliches, und dann gab es einen leichten Ruck, als sie mit ihrem Boot gegen den Steg des Palazzo Ca’ del Leone stießen.
„Ich kann allein raus …“, begann Lucy.
„Du wirst das tun, was man dir sagt.“ Micheles Ton ließ keine Diskussion zu. Aber selbst wenn, hätte Lucy sich – zugegebenermaßen – dazu nicht in der Lage gefühlt.
Mithilfe des anderen Mannes hob Michele sie heraus und trug sie in den Palazzo. Rosa eilte herbei, und Michele gab ihr schnell einige Anweisungen, ehe er Lucy in ihr Zimmer trug. Dort angekommen, legte er sie auf das Bett. „Der Arzt sollte gleich hier sein. Rosa wird dir vorher beim Ausziehen helfen“, sagte er grimmig.
„Nein, ich …“, begann sie.
Er beugte sich über sie. „Noch ein Wort, und ich ziehe dich höchstpersönlich aus. Für den Moment zumindest wirst du tun, was ich dir sage.“
„Ich hasse es, herumkommandiert zu werden“, murmelte sie.
Lächelnd blieb er, wo er war. „Du hast keine Wahl – ob es dir passt oder nicht.“
„Ich will aber …“ Lucy sah das Blitzen in seinen Augen, hielt den Atem an und wartete auf seinen Kuss.
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