Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Palazzo sueßer Geheimnisse

Im Palazzo sueßer Geheimnisse

Titel: Im Palazzo sueßer Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Wilkinson
Vom Netzwerk:
fand Lucy ihre Stimme wieder und fragte die Haushälterin auf Italienisch: „Hieß die andere Frau mit Vornamen ‚Lucy‘?“
    „So nannte sie Signor Diomede.“
    „Und sie glich mir sehr?“
    „Sehr, Signorina . Aber wie ich sagte, älter.“
    „Wie viel? Zehn Jahre, zwanzig?“
    „Sie wirkte jünger, aber ich schätze, sie war Ende dreißig, Signorina .“ Maria schien etwas einzufallen. „Sie sprachen meist Englisch zusammen, aber einmal hörte ich Signor Diomede auf Italienisch sagen, dass sie sich kaum verändert habe.“
    „Danke, Maria … Oh, noch etwas, wann war das?“
    „Letzten September, Signorina .“
    „Grazie!“
    Während ihre Gedanken sich überschlugen, lief Lucy hinter Michel zurück zum Wagen.
    Mit bemüht ausdrucksloser Miene, ohne einen Gedanken von dem zu verraten, was er dachte, saß Michele hinter dem Steuer und fuhr, während Lucy sich mühte, das zu verstehen, was sie erfahren hatte.
    Im Grunde gab es für alles nur eine Erklärung, aber die war so abwegig, dass Lucy sie mehrmals verwarf. Doch sie beschäftigte sie wie ein Bumerang, schien die einzig mögliche Lösung …
    Schließlich erreichten sie wieder den belebten Piazzale Roma. Michele überließ seinen Wagen dem Parkwächter, nahm die Reisetasche, trug sie für Lucy – die auf ihrer Krücke neben ihm humpelte – und führte sie durch die Touristenströme bis zur Fondamenta am Canal Grande.
    Die Sonne war untergegangen, und die Dämmerung schlich sich wie ein Geschöpf der Nacht aus ihrem Versteck.
    Lucy hatte erwartet, dass Michel ein Wassertaxi ordern würde, aber er bog nach rechts und ging mit ihr an der Kaimauer entlang.
    Nach ein paar Minuten kamen sie zu einer Trattoria. Direkt am Kanal standen zwei Reihen gedeckter Tische mit kleinen Korblampen. Dort wären zwar noch Plätze frei gewesen, aber Michele meinte: „Es ist vielleicht ein bisschen kühl hier draußen. Lass uns reingehen.“
    Es war das erste Mal, dass er seit Mestre wieder etwas sagte.
    Im gemütlichen Gastraum standen Tischchen mit rot-weiß karierten Decken, in nostalgischen Korbflaschen steckten Kerzen. Am Tresen nahmen einige Venizianer ein paar Cicchetti , kleine Leckereien, und ein Glas Wein gleich im Stehen ein. Lucy und Michele suchten sich einen Fensterplatz und bestellten Linguine mit würzigem Pesto.
    Während des Essens bemühte sich Michele um höfliche Konversation, wobei er keine Fragen ansprach, die einer Klärung bedurft hätten.
    Lucy tat es ihm gleich, weil sie selbst noch keine fundierten Antworten parat hatte.
    Nebenbei fragte er: „Was brachte dich dazu, deine letzte Verlobung als Fehler anzusehen?“
    Da sie ihm gegenüber nicht zugeben konnte, dass er der Auslöser gewesen war, sagte Lucy: „Weil ich merkte, dass wir nicht zusammenpassten. Paul braucht eine Frau, die er verwöhnen kann, die anschmiegsam ist und häuslich. Die glücklich ist, ihm den Haushalt zu führen und mit ihm Fernsehen zu gucken. Je länger ich darüber nachdachte, desto weniger sah ich mich in dieser Rolle.“
    „Darin erkenne ich dich auch nicht“, stimmte Michele zu und fügte hinzu: „Du brauchst einen ganz anderen Mann.“
    „Und du weißt, was für einen?“
    „Natürlich …“ Er lächelte, nahm ihre Hand, umschloss ihr Handgelenk, und Lucy spürte ein Kribbeln, als er die empfindsame Innenseite mit seinen Lippen streifte …

9. KAPITEL
    Der Abend hatte erst begonnen, als sie mit dem Essen fertig waren. Ohne Schwierigkeiten fanden sie gleich ein freies Wassertaxi. Lucy war wieder in Gedanken versunken, nahm ihre Umgebung kaum wahr, und erst als vor ihr ein Steg auftauchte, über dem grüne Weidenzweige hingen, dämmerte ihr die Bedeutung der Reisetasche.
    Michele fing ihren erschrockenen Blick auf. „Ich wollte dich verführen, aber dich nicht mitten in der Nacht in dein Zimmer zurückbringen müssen, um auf Rosas empfindliche Moralvorstellungen Rücksicht zu nehmen.“
    Bei Didi hat er sich nicht solche Sorgen um Rosas Moralvorstellungen gemacht, dachte Lucy bissig. Oder hatte er sie auch zurückgebracht?
    „Was hat dieser schiefe Mund zu bedeuten?“, fragte Michele.
    „Ich finde es komisch, dass du so Rücksicht auf deine Haushälterin nimmst“, platzte Lucy heraus.
    Er musterte sie mit einem harmlosen Blick, lächelte jedoch aufreizend. „Ich kann meine Haushälterin nicht so behandeln wie meine Frau, sie weder verführen noch … bestrafen“, sagte er provokativ. „Und da es mir lieber ist, wenn in meiner häuslichen Umgebung

Weitere Kostenlose Bücher