Im Paradies deiner Kuesse
begangen hatte?
Zu seiner Enttäuschung ließ das Gewitter bald nach. Der Regen büßte jedoch nichts von seiner Stärke ein. Darauf hätte Finn allerdings gern verzichtet. Noch immer war er bis auf die Haut durchnässt. Und ohne Feuer würde dies wohl auch eine Weile so bleiben.
Mittlerweile wurde es dunkel. Ein Blick auf die zitternde Ballerina bestätigte, dass sie viel mehr unter der Situation litt als er. Im Gegensatz zu Dave hatte sie ja auch nicht gerade viel Körperfett. Kein Wunder, dass sie fror! Am besten schlief sie in der Mitte, wo es zwischen ihm und dem Kameramann ein wenig wärmer war.
„He, Dave! Warum tauschst du nicht den Platz mit …“ Wie hieß sie gleich noch? „… Allegra?“
Auf einen Moment der Stille folgte ein leises Seufzen des Kameramanns. Und dann ein lautes Rascheln beim Platzwechsel, ein entrüsteter weiblicher Aufschrei und eine leise Entschuldigung. Dann wieder Stille.
Schließlich ein männliches Lachen und die Feststellung: „Bloß gut, dass Anya Pirelli abgesagt hat! Wenn das gerade mit ihr passiert wäre, würde meine Frau mir nie glauben, dass es ein Versehen war!“
Finn spürte, wie Allegra bei diesen Worten zusammenzuckte. Dave hatte wirklich keinerlei Taktgefühl!
Dabei war die zierliche Ballerina gar nicht unattraktiv. Im Gegenteil! Trotz – oder gerade wegen – ihrer Zartheit war sie sogar sehr feminin. Nur eben keine Sexbombe wie Anya Pirelli. Und damit musste sie klarkommen. Ebenso wie die anderen drei Milliarden Frauen auf dieser Welt.
„Ich hatte mich, ehrlich gesagt, gewundert, dass Natalie nichts dagegen hatte. Anya Pirelli mit dir allein in der Wildnis …“, fügte Dave hinzu.
„Natalie?“, ließ sich eine Stimme leise in der Dunkelheit vernehmen. Es klang fast, als hätte die Ballerina mit sich selbst gesprochen.
„Seine Verlobte“, erklärte der Kameramann. „Sie sind schon seit einer ganzen Weile verlobt. Allerdings hat er auch ewig gebraucht, um sie zu bitten, seine Frau zu werden. Wie lange seid ihr jetzt schon zusammen, Finn? Drei Jahre? Vier?“
„Fünf“, erwiderte Finn kurz angebunden. Das war so ziemlich das letzte Thema, über das er jetzt reden wollte. Durch das Unwetter und den Bau der Hütte hatte er das Scheitern seiner Beziehung verdrängen können. Und Dave musste das natürlich wieder ansprechen! Was ging ihn das eigentlich an?
Menschen wie er verstanden einfach nicht, dass seine Beziehung zu Natalie nicht wie andere gewesen war. Wegen ihrer Berufe hatten sie mehr Zeit getrennt als zusammen verbracht. Daher zählten ihre fünf gemeinsamen Jahre vermutlich so viel wie eineinhalb Jahre bei anderen Paaren.
Dave lachte. Offensichtlich amüsierte er sich königlich bei diesem Thema! „Hätte nicht gedacht, dass irgendeine Frau es einmal schaffen würde, dich an die Leine zu legen!“
„Hat sie ja auch nicht!“, entgegnete Finn unwirsch. Doch dann fiel ihm ein, dass er Nat versprochen hatte, die Trennung noch geheim zu halten. An die Leine legen. Wie er diesen Ausdruck hasste! „Ich fand einfach, ich hätte ein gewisses Alter erreicht, und fühlte mich reif genug, um mich wirklich auf eine Frau einzulassen.“
Nach ihren gestrigen Bemerkungen zu schließen, hatte Nat das allerdings ganz anders empfunden. Aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken.
Auf einmal erklang ein Gähnen an seiner Seite. Oder war es doch eher ein Seufzen? Die Ballerina musste vollkommen erschöpft sein. Und da diese Unterhaltung ohnehin zu nichts Gutem führen konnte, sagte er: „Wir sollten versuchen, ein wenig zu schlafen.“
Alle drei machten es sich auf dem harten Bambusboden so gemütlich wie möglich. Kein leichtes Unterfangen, aber irgendwann wurde es still in der Hütte.
Obwohl ihre Körper sich nicht berührten, spürte Finn, wie angespannt Allegra dalag. Sonderbar. Irgendwie glaubte er sich zu entsinnen, sogar einen ihrer Auftritte gesehen zu haben. Ganz am Anfang ihrer Beziehung hatte Nat ihn einmal in die Oper geschleppt.
Allegra Martin. Genau, das war ihr Name!
Er konnte sich kaum noch an diesen Abend erinnern. Aber Allegras Auftritt hatte ihn tief beeindruckt. Obwohl er lautstark protestiert hatte, als Natalie die Karten für das Ballett kaufte, hatte er die Aufführung zu seiner Überraschung in vollen Zügen genossen. Normalerweise existierte Schönheit für Finn McLeod nicht innerhalb von vier Wänden, sondern nur draußen in der freien Natur.
Damals musste Allegra noch sehr jung gewesen sein. Ein Teenager. Und
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