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Im Paradies deiner Kuesse

Im Paradies deiner Kuesse

Titel: Im Paradies deiner Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Harper
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eine bewusste Entscheidung. Und ich werde ja wohl noch über mein eigenes Leben bestimmen dürfen!“
    „Ich verurteile dich auch gar nicht. Du hast keine Ahnung, wie viele unkluge Entscheidungen ich in meinem Leben getroffen habe. Aber was du dir da geleistet hast, ist schon ziemlich spektakulär. Besonders wenn man bedenkt, dass es deine erste eigene Entscheidung war.“
    Sie runzelte die Stirn. „Woher weißt du denn, dass es das war?“
    Finn grinste. „Instinkt.“
    Allegra schnaufte erbost. „Du und dein Instinkt ! Ich brauchte einfach mal eine Pause. Ein bisschen Abstand von all meinen Verpflichtungen. Seit meinem sechzehnten Lebensjahr habe ich ununterbrochen gearbeitet. Und ich finde wirklich …“ Sie verstummte und stützte den Kopf in die Hände.
    „Wem mache ich hier eigentlich etwas vor?“, rief sie dann entnervt und richtete sich auf, wobei sie sich zu ihm umwandte. „Ja, genau! Ich bin einfach weggelaufen! Bist du jetzt zufrieden?“
    Finn konnte nicht anders. Er musste lachen. Wer hätte gedacht, dass die kleine Ballerina so feurig sein konnte?
    „Das ist nicht lustig!“, sagte sie ärgerlich, doch ihre Lippen begannen ebenfalls zu zucken. „Wirklich nicht!“, wiederholte sie und lachte dann mit.
    „Und was wirst du jetzt tun?“, fragte er schließlich.
    Ratlos zuckte sie die Schultern. „Keine Ahnung. Ich habe mich und das gesamte Tanzensemble in eine sehr schwierige Situation gebracht. Normalerweise laufen Tänzerinnen nicht einfach vor einem großen Auftritt weg.“ Besorgt strich sie sich über die Stirn. „Vielleicht haben sie mich sogar schon rausgeschmissen, und ich bin arbeitslos.“
    „Du liebst deinen Beruf doch sowieso nicht“, warf Finn ein. „Vielleicht ist es dann sogar gut, wenn du deinen Job verlierst?“
    „Das Problem ist, dass ich mir gar nicht mehr so sicher bin, ob ich das Ballett hasse“, erwiderte sie zweifelnd.
    Fasziniert beobachtete er das Wechselspiel der Gefühle in ihrem Gesicht. Allegra brauchte gar nichts zu sagen. Wenn sie ihre Maske ablegte, sprachen ihre Augen Bände.
    „Dann finde es heraus“, ermutigte er sie sanft. „Tanze. Horche in dich hinein, ob es dich glücklich macht.“
    Nachdenklich blickte sie in die Dunkelheit. Dann stieß sie mit einer wegwerfenden Handbewegung hervor: „Genug von meinen Problemen! Schließlich bin ich hierhergekommen, um sie zu verdrängen.“ Forschend betrachtete sie ihn. „Du kennst meine ganze Lebensgeschichte. Aber über dich weiß ich fast gar nichts. Wie bist du beispielsweise zum Furchtlosen Finn geworden? Oder warst du schon immer so?“
    Er lachte. „Meine Mutter würde jetzt sicher einige peinliche Geschichten aus meiner Kindheit ausplaudern. Aber eigentlich gibt es über mich nicht so viel zu erzählen.“ Einen Moment schwieg er und dachte nach. Dann begann er: „Ich habe keine Geschwister. Mein Vater war bei der britischen Army, daher sind wir ständig von einem Land ins andere gezogen und viel gereist. Schon als Kind liebte ich die Natur. Wandern, Klettern. Und durch die vielen Umzüge gab es auch immer etwas Neues zu entdecken.“
    Allegra streckte sich im Sand aus und legte die Arme hinter den Kopf. Finn lächelte über ihre grazil gekreuzten Beine und gestreckten Fußspitzen. Ganz die Ballerina!
    „Das muss hart gewesen sein“, bemerkte sie leise. „So oft umzuziehen, meine ich.“
    „Anfangs, ja“, gab er zu. „Aber man gewöhnt sich daran.“
    „Ehrlich? Ich glaube, ich könnte so nicht leben.“
    Finn verzog das Gesicht. Auch ihn hatte dieses unstete Leben einiges gekostet. Viele der damals antrainierten Überlebensstrategien hatte er bis heute beibehalten: Gewöhn dich nicht zu sehr an deine Freunde, denn in sechs Monaten wirst du sie nicht mehr sehen können. Füttere auf keinen Fall den zugelaufenen Hund, denn du kannst ihn nicht mitnehmen, wenn du weggehst. Wein nicht bei Abschieden. Blick nie zurück. Vergiss die Vergangenheit, und konzentrier dich auf die Zukunft.
    Er hatte lernen müssen, schnell neue Freundschaften zu schließen und zu lächeln, wenn er traurig war. Wer wollte schon mit einem Griesgram spielen? Zu Weihnachten gab es keine Familienfeiern, sondern Ferngespräche mit Verwandten, an die er sich kaum erinnern konnte. Ein wirkliches Zuhause hatte er nie gehabt.
    Aber das konnte er Allegra natürlich nicht erzählen. Nicht jetzt, da sie Tausende von Kilometern von ihrer Heimat entfernt war. Das würde ihre Stimmung sicher nicht aufhellen. Also zuckte er nur

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