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Im Paradies der Suende

Im Paradies der Suende

Titel: Im Paradies der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Mullany
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eine Zahnlücke und grinste in die Kamera. Schweigend zeigte er ihr das Bild.
    „Deine Tochter?“
    „Ja. Rosie. Fünf Jahre alt.“ Er strahlte vor Stolz.
    „Süß.“
    Er stellte das Foto auf den Toilettentisch, und Lou beobachtete, wie sich der stolze Vater wieder in den Verführer verwandelte. „Setz dich.“ Er stieß mit ihr an. „Und versuch deine Nerven zu beruhigen.“
    „Wieso? Ich bin nicht nervös.“
    „Nein, überhaupt nicht.“ Mac sank aufs Bett, stützte sich auf einen Ellbogen und begann die Knöpfe seiner Weste zu öffnen. „Mach‘s dir bequem.“
    Sie setzte sich auf die Bettkante und nippte an ihrem Wein. „Warum sind deine Ehen gescheitert?“
    Er ließ die Knöpfe seiner Weste los. „Dieses Thema bringt mich nicht gerade in Stimmung, Lou. Aber wenn du‘s unbedingt wissen willst … Bei meiner ersten Ehe waren meine Frau und ich sehr jung und haben noch studiert. Als wir erwachsen wurden, lebten wir uns auseinander. Jennifer, Nummer zwei, wurde schwanger. Deshalb bestand ich auf einer Heirat. Sie lebt in London, ich bin meistens in den Staaten. Anfangs verstanden wir uns wirklich gut. Dann verliebte sie sich in einen anderen, und so ließen wir uns scheiden. In aller Freundschaft. Ihr neuer Mann ist ein netter Typ. Aber ich bin immer noch Rosies Dad.“
    Nachdem er die Weste aufgeknöpft hatte, streifte er sie von seinen Schultern. Dann nahm er das Krawattentuch ab, das er schon am früheren Abend gelockert hatte. Lou starrte auf das dunkle Haar im Ausschnitt seines Hemds.
    „Willst du dein Kleid nicht ausziehen?“, fragte er und schlüpfte aus seinen Schuhen.
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Was geht dir durch den Kopf, Lou?“
    „Unfassbar… Seit ich in Paradise Hall bin, versuche ich zu entscheiden, ob ich mit dir Sex haben soll oder nicht.“ Seufzend legte sie ihre Hand in seine. „Es wäre das erste Mal seit…“
    „Schon gut, ich werde ganz sanft sein“, versprach er lächelnd. „Und wir tun nur, was du willst.“
    Lou neigte sich zu ihm und küsste seine Wange. „Du bist süß, Mac Salazar.“
    In gespieltem Entsetzen blickte er sie an. „Also, du verstehst es wirklich, das Selbstvertrauen eines Mannes zu untergraben. Heute Morgen hast du mir erklärt, meine sexuellen Dienste seien sehr nett gewesen. Du entlockst mir Geständnisse über meine Verflossenen. Und jetzt findest du mich auch noch süß . Soll ich dich jetzt eigentlich ficken oder nicht? Ich spüre nämlich, wie meine Eier bedenklich schrumpfen.“
    Nach einem kurzen Blick auf die deutliche Wölbung in seiner Hose sagte sie: „Oh, das schaffst du schon.“
    „Wir könnten uns stattdessen auch gegenseitig die Fußnägel lackieren, wenn du willst“, murrte Mac. Dann grinste er leicht. „Willst du mir von ihm erzählen?“
    „Okay.“ Das war ein Thema, das ihr vertraut war. Seit fast einem Jahr erzählte sie diese Geschichte immer wieder, in Tränen aufgelöst, fassungslos, voller Zorn. „Er hieß Julian. Fünf Jahre waren wir zusammen, obwohl wir in verschiedenen Staaten lebten. Aber wir telefonierten oft, schickten uns Mails, verbrachten gemeinsame Wochenenden und Ferien. Dann fanden wir Jobs, die uns näher zueinander brachten. Julian bekam eine feste Stellung und kaufte die Ranch. Ich zog zu ihm, arbeitete an meiner Dissertation, und wir heirateten. Wir legten einen Garten an, arbeiteten im Sommer, sammelten Brennholz für den Winter, redeten über Kinder, planten unsere Zukunft…“
    Lou verstummte. Sie dachte an jene wunderbaren Tage, an denen sie und Julian all die verlorene Zeit nachgeholt hatten. Manchmal waren sie nur aus dem Haus gegangen, um die Tiere zu versorgen, und danach sofort ins Bett zurückgekehrt, für unzählige Stunden. Sie hatten sich nicht um zerknüllte Laken und schmutziges Geschirr am Boden gekümmert, hatten das Klingeln des Telefons ignoriert und die Computer ausgeschaltet …
    Dann erzählte sie knapp, dass Julian im vergangenen Herbst bei einem Autounfall gestorben war. Sie sagte nichts von dem schrecklichen Anruf, in dem sie aufgefordert wurde, sofort ins Krankenhaus zu kommen. Nichts von der Nacht, in der sie scheinbar endlos gewartet und seine reglose Hand gehalten hatte, in einem Raum voller blinkender Lichter. Das einzige Geräusch, das sie dort gehört hatte, war das rhythmische Pumpen des Beatmungsgeräts. Auf Gespräche mit dem Klinikpersonal folgten Telefonate mit Julians Eltern, mit seiner Schwester… Und schließlich die schwierigste Entscheidung ihres

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