Im Paradies der Suende
zu duschen und zu entspannen. Weil sie ein Kichern unterdrückte, nahm er an, er habe sie vielleicht beim Ansehen komischer Filmchen im Internet gestört.
Auch die nächste Mitarbeiterin, auf die er traf, schien sich über irgendetwas zu amüsieren. Sie führte ihn in einen Raum, der ihm wie eine Kreuzung zwischen einem Bordell und einem Krankenhauszimmer vorkam. Im einem Alkoven mit handgefertigten, teuren Fliesen - seine zweite Ehefrau hatte ihm alles über italienische Fliesen beigebracht - befand sich eine Dusche mit starkem Wasserstrahl. Außerdem entdeckte er ein geradezu lächerlich umfangreiches Sortiment an Shampoos und Seifen. Orchideen und Farne fanden sich auf Simsen und in großen Tontöpfen auf dem Boden.
Unter einem Kronleuchter stand ein rotes Seidensofa - nur zur Dekoration, vermutete Mac, denn es gab auch einen modernen Massagetisch. Aus unsichtbaren Lautsprechern klang leise Klaviermusik. Ein frischer, sauberer Duft hing in der Luft, der so gar nicht zum rustikalen Badehaus gleich nebenan passte.
Nachdem er geduscht hatte, schlüpfte er in einen der Bademäntel, die für die Gäste bereitlagen, und legte sich auf den Massagetisch. Jemand klopfte an die Tür, öffnete sie, und Mac setzte sich kerzengerade auf. „Was zum Teufel machen Sie hier?“
Peter
Sie hatten die Schreibtische im Büro so aufgestellt, dass sie Rücken an Rücken saßen, um einander nicht abzulenken. Peter versuchte gerade, die Buchhaltung zu erledigten. Doch obwohl er ihn nicht sehen konnte, war er allein durch Chris‘ Anwesenheit derart abgelenkt, dass er ständig dumme Fehler machte. Er registrierte jeden Atemzug seines Partners, jeden Seufzer, die kleinste Bewegung.
Hin und wieder wehte ein Luftzug den Duft von Chris‘ Aftershave zu ihm, das leicht nach Zitronen roch. Peter war so verzweifelt über seine missliche Lage und das, was er verloren hatte, dass er hätte weinen können.
Warum nur hatte er das getan? Wieso hatte er nicht den Mund gehalten und stumm gelitten? Sein Unglück drohte ihn zu überwältigen. Mit fast nostalgischer Wehmut erinnerte er sich an seine romantischen Gefühle für Rob. Doch dann hatte er zu viel gesagt. Jetzt war die Situation für sie alle drei unerträglich.
Ein Klappern an der Tür, die zum Hof führte, sagte ihm, dass gerade die Post eingeworfen wurde. Aus den Augenwinkeln beobachtete Peter, wie Chris die Briefe von der Fußmatte aufhob. Sein Partner trug eine dieser sehr engen Hosen, die sich von der Taille bis zu den Fußknöcheln an den Körper schmiegten und die Peter so sehr liebte. Um so etwas zu tragen, war er selbst etwas zu dick.
Er versuchte nicht hinzuschauen, als Chris seinen wunderbaren Gehrock aus dunkelgrauer Wolle aufknöpfte. Er betonte Schultern und Taille, war am Saum leicht ausgestellt und reichte bis zu seinen Knien. Nachdem er das Kleidungsstück ausgezogen hatte, legte er es sorgsam über einen Stuhl. Dann öffnete er auch die Weste, eine schöne Kreation aus rotgoldener Seide.
Peter drängte es, ihn zu berühren. Chris schlief neuerdings auf der Couch im Wohnzimmer. In schlaflosen Nächten stand Peter reglos in der Tür, betrachtete ihn und wagte kaum zu atmen.
Schlief Chris wirklich so tief und fest? Wie konnte er nur?
Er hörte, wie im Abfallkorb landete. Vermutlich Reklamesendungen. Peter räusperte sich. „Irgendetwas Interessantes gekommen?“
Ärgerlich warf Chris einen Brief auf seinen Schreibtisch. „Ich dachte, du hättest hierfür eine elektronische Rechnung beantragt.“
„Habe ich auch. Aber die haben geschrieben, die Umstellung würde eine Weile dauern.“
„Und hier ist noch eine Bewerbung für einen der Weihnachtsjobs.“ Wieder hörte er das Knistern von Papier. „Ein Student will in der Küche arbeiten. Das gebe ich an den Chefkoch weiter. Oder möchtest du‘s vorher lesen?“
„Nein, das ist schon in Ordnung.“ Peter deponierte die Rechnung, die Chris ihm gereicht hatte, in seiner Ablage. Er wusste, wie sehr Chris das nervte, denn dessen Motto war „Wenn es etwas zu erledigen gibt, tu‘ es lieber gleich!“
Aber diesmal presste Chris die Lippen zusammen und schwieg.
Peter hatte die Nase voll. Das Ganze war kindisch und schmerzhaft - und seine Schuld. Also musste er die Hand zur Versöhnung ausstrecken.
„Es tut mir so leid, Chris. Dieses Schweigen halte ich nicht mehr aus. Kannst du mir verzeihen, dass ich dich verletzt habe?“
Chris, der gerade zurück an seinen Schreibtisch wollte, blieb stehen. „Das weiß ich
Weitere Kostenlose Bücher