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Im Paradies der Suende

Im Paradies der Suende

Titel: Im Paradies der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Mullany
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der aussichtsreichsten Bewerber. Aber ich kann dir nichts versprechen.“
    „Das verstehe ich.“ Nach kurzem Zögern fügte Lou hinzu: „Ich kenne ihn nicht einmal. Wahrscheinlich ist er ein Ekel. Er versucht Rob ein schlechtes Gewissen einzureden, weil der Junge in Cambridge studieren will. Er muss einfach an die Uni, das ist seine einzige Chance. Vielleicht lässt Mike, wenn er den Job bekommt, seinen Sohn in Ruhe, und Rob erhält die Ausbildung, die er verdient.“ Sie ergriff Chris‘ Arm. „Sicher wirst du die richtige Entscheidung treffen.“
    Peter schien ganz vergessen zu haben, dass sie da war, und zuckte unter ihrer Berührung kurz zusammen. „Ich liebe es, diese Tiere zu beobachten.“ Er wies mit dem Kinn auf die Rehe. „Bei diesem Anblick fühle ich mich wie ein echter Gutsherr. Wenn sie bloß die Rosen nicht fressen würden… Aber so ist das Leben, nicht wahr? Gehen wir hinein, Lou. Gleich wird das Dinner serviert. Du kennst mich ja. Wenn ich hungrig bin, fange ich an zu philosophieren.“
    Weil Rob da war, merkte Lou kaum, was sie aß. Er ging im Speisezimmer umher, servierte und koordinierte die Arbeit der anderen Lakaien. Einmal blieb er neben Mac stehen. Seine Hand lag auf der Lehne des Stuhls, und die beiden Männer unterhielten sich kurz. So hatte sie Gelegenheit, die zwei zu vergleichen. Macs Profil war düster, melancholisch und markant. Rob hatte helle Haut, und im Kerzenlicht schimmerte sein Haar kupferfarben. Wie gegensätzlich sie waren, und doch begehrte sie beide.
    Zu ihrem Bedauern sehnte sie sich immer noch nach Mac. Als sie die zwei zusammen sah, seufzte sie. Hier trafen Unschuld und Erfahrung aufeinander, Licht und Schatten, ein Sonnengott auf den Fürst der Finsternis.
    Bei dieser Vorstellung musste sie lächeln. Peter, der neben ihr saß, schnalzte mir der Zunge und schob die Weinkaraffe aus ihrer Reichweite.
    „Offenbar genieße ich den Ruf, eine Säuferin zu sein“, bemerkte sie.
    „Es steht mir natürlich nicht zu, die Vorzüge eines klaren Kopfs zu preisen. Zweifellos machen der Alkohol und die Liebe Narren aus uns allen. Aber ich rede wenigstens wieder mit Chris.“ Er prostete seinem Lebensgefährten zu, der am anderen Ende des Tisches saß.
    Bildete Lou sich das nur ein, oder zögerte Chris sekundenlang, bevor er ebenfalls sein Glas hob?
    „Das freut mich“, sagte sie.
    „Und du und unser Mr Darcy?“
    „Keine Chance.“ In einem Zug leerte sie ihr Wasserglas und dachte, mit Wein wäre diese Geste viel eindrucksvoller gewesen.
    „Schade. Viv hält sehr viel von ihm.“
    „Selbst, wenn er die tollsten Referenzen hätte, könnte mich das nicht beeindrucken.“
    „Okay. Wechseln wir das Thema. Eins der Zimmer haben wir nicht restauriert, die Wände sind noch im Originalzustand. Was ist deine Meinung? Sollen wir es so lassen, wie es ist, und als Ausstellungsraum nutzen?“
    „Gute Idee. Oder Jon und Simon restaurieren jede Wand im Stil einer anderen Epoche. Immerhin hat dieselbe Familie über zweihundert Jahre hier gelebt, und ihr habt genug Proben von Anstrichen und Tapeten.“
    „Die müssen wir uns bald mal zusammen anschauen.“ Peter starrte eine Platte an, die Rob ihnen gerade serviert hatte. „Was um alles in der Welt ist das?“
    „Rinderzunge, Sir. Sieht grässlich aus, schmeckt aber gut.“
    „Probier sie einfach.“ Lou nahm das Tranchiermesser, schob die Garnitur aus Kräutern und Ringelblumen beiseite und schnitt eine Scheibe für ihn ab.
    Peter schob einen kleinen Bissen in den Mund und nickte anerkennend. „Nicht übel. Warum nimmst du nicht auch ein Stück?“
    „Oh, nein danke, mein Teller ist schon voll.“ Unschuldig lächelte sie ihn an. „Außerdem habe ich selbst Rinder. Wenn ich mir vorstelle, ich würde die Zunge einer Kuh essen, die ich persönlich gekannt habe…“
    Peter schüttelte den Kopf. „Was willst du mit deinen besten Freunden, den Rindern, nun machen? Hast du schon einen Entschluss gefasst?“
    „Noch nicht.“ Sie mochte jetzt nicht über das Angebot nachdenken. In einer Woche, hatte sie ihrem Makler gemailt. In einer Woche werde sie sich entscheiden. „Es ist zu früh.“
    Robs Arm streifte ihre Schulter, als er nach einem leeren Teller griff, und sie zuckte beinahe zusammen. Hoffentlich hatte Peter nichts bemerkt. Aber er besaß so wunderbare Manieren. Wäre ihm etwas aufgefallen, hätte er nichts gesagt. In diesem Moment wollte sie ihn um Rat bitten, wie einen verständnisvollen Vater.
    Offenbar bin ich auch

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