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Im Profil des Todes

Im Profil des Todes

Titel: Im Profil des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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losriss. Ich rannte aus dem Zelt und den Hügel runter zu unserem Wagen. Mein Vater folgte mir und wollte mich überreden, wieder reinzugehen, aber ich weigerte mich. Er hat mich schließlich nach Hause gebracht. Sechs Wochen später habe ich geheiratet und bin ausgezogen. «
    »Wer war in jener Nacht noch alles in dem Zelt?« »Es waren so viele Leute da. Warum suchen Sie ihn? Sind Sie mit ihm verwandt? «
    »Nein. Eigentlich suchen wir seine Familie.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Darüber weiß ich nichts.
    Da müssen Sie jemand anderen fragen.«
    »Fällt Ihnen jemand ein, der sich vielleicht an den Reverend erinnert? «
    »Mein Vater hatte in der Bloom Street Baptist
    Church von ihm gehört. Einige Gemeindemitglieder
    fuhren an den Wochenenden regelmäßig hinauf zu den Erweckungsversammlungen. Einer von denen könnte
    vielleicht noch was wissen.« Sie lächelte schief. »In dieser Kirche wurde ich getauft, aber nach dem Vorfall in dem Zelt bin ich nie wieder hingegangen. Ich hatte eine Höllenangst, dass jemand aus der Kirche dabei gewesen war, als dieser alte Teufel mich als Sünderin beschimpft hat. «
    »Haben Sie danach nie wieder von dem Reverend
    gehört? «
    »Glauben Sie, ich hätte jemals wieder von ihm hören oder an ihn denken wollen? Ich war kein schlechtes Kind. Und was ist so schlimm an Sex? Er hätte mir das nicht antun dürfen.« Sie atmete tief durch. »Aber das ist lange her. Seitdem führe ich ein glückliches Leben.
    Komisch, dass die Sachen, die einem als Kind passieren, immer die tiefsten Narben hinterlassen. «
    »Und die sind alles andere als komisch.«
    Sie stand auf. »Ich wollte Ihnen noch ein paar Handtücher bringen. Ihr Zimmer ist gleich an der Treppe, neben Miss Duncan und dem Mädchen. «
    Joe sah ihr nach, als sie den Flur hinunterging. Er hatte einen Volltreffer gelandet.

    »Ein Prediger«, wiederholte Eve. »Doms Vater?«
    Joe zuckte die Achseln. »Vielleicht auch sein Groß-
    vater. Sie meinte, er sei an die sechzig gewesen.«
    »Einem fünfzehnjährigen Mädchen kommt jeder über
    dreißig altersschwach vor. «
    »Stimmt.«
    »Kerzen hatten irgendeine Bedeutung für ihn. Vielleicht symbolisierten sie den Zustand der Erlösung seiner Anhänger. «

    »Wohl eher den Stand ihrer Sündhaftigkeit.«
    »Und Dom ist der Vollstrecker des Jüngsten Ge-
    richts?« Sie schüttelte den Kopf. »Er ist sehr intelligent.
    Er weiß, warum er tötet. Es macht ihm Spaß. «
    »Aber, wie Nancy Tolvey so schön sagte, die Erlebnisse der Kindheit hinterlassen die tiefsten Narben und man wird sie nicht mehr los. «
    »Was könnte also geschehen sein, das ihn zum Mas-
    senmörder gemacht hat? «
    Joe zuckte die Achseln. »Wer weiß? Morgen gehen wir zur Baptist Church und versuchen, mehr herauszufinden. «
    »Ob Doms Vater noch lebt?«
    »Möglich. Aber er müsste schon ziemlich alt sein. « Er beugte den Kopf und hauchte ihr einen Kuss auf die Nase. »Geh jetzt schlafen. Ich warte noch auf Spiro und erzähle ihm, was wir in Erfahrung gebracht haben.
    «
    »Es ist mehr, als ich erwartet hatte.« Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie kamen der Sache näher.
    Dom war nicht länger ein völlig Unbekannter. »Und morgen werden wir noch mehr wissen. «
    »Mach dir nicht zu große Hoffnungen.«
    »Red keinen Unsinn. Natürlich mache ich mir Hoff-
    nungen. «
    Joe lächelte. »Ich darf mich nicht beschweren. Hoffnung ist sehr heilsam für dich. «
    »Tu nicht so, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank und du wärst mein Psychiater. «
    »Tut mir Leid. Ich bin es gewöhnt, jeden deiner Schritte zu analysieren. Das liegt daran, dass ich so lange melancholisch am Spielfeldrand gestanden habe.«
    »Melancholisch kommt doch in deinem Wortschatz gar nicht vor.« Schnell wandte sie den Blick von ihm ab.
    »Jane liegt schon im Bett. Kannst du ein Auge auf sie haben, solange ich dusche?«
    »Ich werde mich keinen Zentimeter von deiner Tür
    entfernen. «
    Als sie den Flur entlangging, spürte sie seinen Blick und bekam weiche Knie. Seit sie zu dieser Fahrt
    aufgebrochen waren, war Joe in die Rolle des alten Freundes zurückgefallen. Bis zu diesem Gespräch
    hatte er nichts Persönliches von sich gegeben und seine Worte brachten ihr die Erinnerung an die
    vergangene Nacht urplötzlich zurück.
    Es bereitete ihr Unbehagen, dass ihre Gefühle für Joe beinahe die Aufregung, die durch die Erkenntnisse über Dom ausgelöst wurde, in den Hintergrund
    drängten.

    Joe wartete schon, als Eve und Jane am

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