Im Profil des Todes
ihr um. »Was zum Teufel ist los mit dir?«
»Nichts ist los mit mir.« Außer, dass sie kurz davor war, jeden Augenblick zu explodieren. Sie hätte am liebsten losgeschrien und ihn mit den Fäusten bearbeitet. Verdammter Kerl. Verdammter Kerl. Verdammter Kerl.
»Von wegen. Du zitterst, als hättest du einen Malaria-Anfall. «
»Mir geht's gut.« Sie konnte kaum noch an sich halten.
»Wasch dir erst mal das Gesicht«, fauchte sie ihn an.
»Du bist voller Öl. Sogar die Hände und ...«
»Tut mir Leid, wenn es dich stört.«
»Es stört mich.« Zuerst die Lampe in dem Autowrack, dann war die ganze Welt explodiert. »Es kotzt mich an.«
»Du musst mir ja nicht gleich den Kopf abreißen.« »Mir ist aber danach.« Völlig starr wandte sie sich ab. » Geh schon. «
»Dreh dich um. Ich will dir ins Gesicht sehen.«
Sie rührte sich nicht. »Geh dich waschen. Wir müssen zu diesem Studio und uns einen neuen Ausdruck
besorgen.«
»In deinem Zustand solltest du nirgendwo hingehen.«
» Es geht mir gut. «
»Dann sieh mich an.«
»Ich will dich nicht ansehen. Ich will dahin und das Foto ansehen. Es ist wichtig, verdammt. «
»Glaubst du, ich wüsste das nicht? Aber hier ist etwas ganz anderes im Gange und das ist mir wichtiger als jedes Foto.«
Das Zimmer schien zusammenzustürzen, unter ihren
Füßen zu explodieren.
Genau wie der Wagen explodiert war.
Ganz ruhig. Nicht durchdrehen. Worüber hatten sie gerade gesprochen? Über das Foto. »Es gibt nichts Wichtigeres. Zwei Menschen sind wegen dieses Fotos gestorben. «
»Ja, und es tut mir verdammt Leid, aber ich kann
nichts dafür.« Er drehte sie zu sich um. »Ich habe alles versucht, um ihnen zu ... «
»Das weiß ich auch. Da reinzukriechen ... Total bescheuert, idiotisch ... « Alle Dämme brachen und die Tränen strömten ihr über das Gesicht. »Charlie war schon tot, verdammt noch mal. «
»Das wusste ich aber nicht.«
»Du hättest sterben können.«
»Ich bin nicht gestorben.«
»Du warst aber nah dran.«
»Kannst du bitte aufhören zu weinen?«
» Nein. «
»Dann darf ich dich darauf hinweisen, dass du un-
vernünftig bist.«
»Scher dich zum Teufel.« Sie trat ans Fenster und starrte hinaus in die Dunkelheit.
» Eve. «
Sie spürte seinen Blick im Rücken. » Geh weg. «
»Kannst du mir vielleicht erklären, weshalb du so sauer auf mich bist?«
Sie antwortete nicht.
»Sag's mir. «
Sie wirbelte herum und sah ihn mit zornig funkelnden Augen an. »Du bist ja einfach zu zäh, um getötet zu werden. Du wirst noch die nächsten fünfzig Jahre
quicklebendig herumlaufen. Ich kann völlig unbesorgt sein, nicht wahr? «
Er wurde nachdenklich. »Verdammter Mist. «
»Du hättest heute Nacht sterben können.« Die Worte sprudelten aus ihr heraus. »Du hattest kein Recht dazu. Du hast mein Leben durcheinander gebracht,
hast mich dazu gebracht, dass ich Gefühle entwickle, die ich nie haben wollte. Du erzählst mir, du willst die nächsten fünfzig Jahre mit mir verbringen ... und dann gibst du dir alle Mühe'... Fass mich nicht an. « Sie wich einen Schritt zurück. »Charlie Cather und Billy Sung sind heute Nacht gestorben und ich habe kaum einen Gedanken an sie verschwendet. Ich habe mich nicht um das Foto geschert und auch nicht um Dom. Weißt du, was das mit mir macht? «
»Ich weiß, was es mit mir macht.«
»Bist du stolz auf dich? Du hast mich angelogen.«
Er nahm sie in die Arme und drückte ihren Kopf an seine Schulter. »Hör auf zu zittern. Es ist vorbei.«
»Es ist nicht vorbei. Es geht immer weiter. Weil du dich nie ändern wirst. Du wirst weiterhin bescheuerte, verrückte Dinge tun, weil du ein Ego hast, das dir sagt, du wirst ewig leben, selbst wenn du ... « Sie zitterte am ganzen Körper. »Ich kann es nicht ertragen.«
»Ich auch nicht. Du bringst mich total durcheinander. «
»Du hättest es nicht tun dürfen. Du hättest es nicht tun dürfen. «
Er hob sie hoch und trug sie zur Couch. »Schsch, ich tue alles, was du willst, wenn du nur aufhörst zu zittern.« Er wiegte sie in seinem Schoß hin und her. »Ich dachte, ich wäre auf alles vorbereitet, aber ich habe mich geirrt. Darauf war ich nicht vorbereitet. Es war immer Bonnie, die bei dir an erster Stelle stand. Ich hätte nie gedacht ... «
»Weil dein Horizont an deiner Nasenspitze endet.« Er schwieg einen Augenblick. »Willst du mir damit sagen, dass du mich liebst? «
»Ich will dir überhaupt nichts sagen, du Scheißkerl.«
»Bei dieser
Weitere Kostenlose Bücher