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Im Profil des Todes

Im Profil des Todes

Titel: Im Profil des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Abendessen mit ihrem Freund und
    du findest das in Ordnung?«
    »Du brauchst es nicht zu kapieren. Wir verstehen
    einander.« Niemand, der ihre höllische Kindheit nicht miterlebt hatte, würde sich in sie hineinversetzen können. Die Narben waren noch immer vorhanden und
    würden nie vollständig verheilen, aber Sandra und sie hatten darauf aufgebaut und ein Zusammengehörig-keitsgefühl entwickelt, mit dem sie gut leben konnten.
    »Mom hatte nie zuvor eine stabile Beziehung. Sie hat alles Recht, diese Beziehung zu schützen. Sie hat sich ihm wirklich mit Haut und Haaren verschrieben.«
    »Tja.« Er schloss die Tür auf. »Aber es scheint sie nicht zu stören.«
    »Nein.« Eve zögerte einen Moment. »Es wird komisch sein, ohne Diane.«
    »Warum? Du warst doch schon hier, als ich noch gar nicht verheiratet war. Diane hat dieses Haus nie wirklich gemocht. Sie bevorzugt die Zivilisation. «
    Eve sah sich um und musste an Joes Retriever
    denken, der immer an ihr hochgesprungen war, um sie zu begrüßen. »Wo ist George? In deiner
    Stadtwohnung?
    »Nein, er ist bei Diane. Ich bin ja kaum zu Hause. Bei ihr ist er besser aufgehoben.«
    » Das muss dir schwer gefallen sein. «
    »Stimmt. Ich liebe diesen Hund.« Er öffnete die Tür und wies in eine Ecke des Zimmers.
    »Großer Gott.« Videokameras, ein Computer, ein
    Arbeitstisch und ein hoher, schlanker Sockel. »Wo hast du das alles her? «
    »Ich habe dein Labor in der Stadt geplündert und die komplette Einrichtung hergeschafft, die die
    Versicherungsgesellschaft nach dem Schaden im
    letzten Jahr ersetzt hatte. Ich glaube, ich habe an alles gedacht. «
    »Das glaube ich auch.« Sie ging hinein. »Du hast alle meine Wünsche erfüllt. «
    »Das ist mein Lebensziel«, erwiderte er leichthin. »Ich habe auch Vorräte an Lebensmitteln eingekauft. Es ist kühl hier drinnen. « Er ging zum Kamin und kniete sich vor die Holzscheite. »Ich mache dir Feuer, bevor ich losfahre.«
    »Du bleibst nicht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Reporter sind auf der Suche nach dir. Es ist nicht leicht, die Hütte ausfindig zumachen, aber auch nicht unmöglich. Ich muss mir was einfallen lassen, um sie auf die falsche Fährte zu locken.« Er zögerte. »Und ich werde Sandra sagen, dass sie nicht hierher kommen soll, bis du deine Arbeit abgeschlossen hast. Jemand könnte ihr folgen. Wenn du auf den neuesten Stand gebracht werden willst, mach es telefonisch. Okay? «
    »Okay.« Er hatte alles angesprochen, nur das
    Wichtigste nicht. »Und wann bekomme ich den
    Schädel? «
    »Morgen. Er ist noch an der Georgia State University bei Dr. Comden, dem Anthropologen, der den Bericht erstellt hat. Ich werde mir von meiner Dienststelle eine Freigabe besorgen und ihn morgen früh abholen, dann bringe ich ihn dir morgen Nachmittag. Wenn sich etwas ändern sollte, rufe ich dich an.« Er ging zur Tür. »Sieh zu, dass du in der Zwischenzeit ein bisschen Schlaf bekommst. Du hast während des Fluges höchstens
    eine Stunde gedöst.«
    »Okay.« Und bedächtig fügte sie hinzu: »Aber vorher rufe ich bei Logan an, um ihm zu sagen, dass wir gut angekommen sind.«
    » Er wird nicht damit rechnen. «
    »Aber er wird sich freuen. Ich will ihn nicht einfach so aus meinem Leben streichen, nur weil wir nicht mehr zusammen sind. Das hat er nicht verdient. «
    Joe zuckte die Achseln. »Ich will mich nicht mit dir streiten, aber lass dich nicht von ihm durcheinander bringen. Du musst dich ausruhen. «
    »Ich werde mich ausruhen.«
    »Ich meine das ernst. Wir wissen beide nicht, wie du reagieren wirst, wenn du den Schädel des Kindes
    siehst. Ich möchte nicht, dass du daran zerbrichst.«
    » Ich werde nicht daran zerbrechen. «
    »Schlaf ein bisschen«, wiederholte er und schloss die Tür hinter sich.
    Sie trat ans Fenster und beobachtete, wie er um das Haus zur Garage ging. Nach ein paar Minuten erschien der Jeep in der Auffahrt und verschwand dann außer Sichtweite.
    Sie war allein.
    Die Sonne, die sich im See spiegelte, wirkte plötzlich schwächer und kälter. Die Pinien am gegenüberliegenden Ufer warfen dichte Schatten, die wie eine dunkle Decke wirkten. Sie fröstelte, trat nah an das prasseln-de Kaminfeuer und streckte die Hände aus. Die Wär-me tat gut und vertrieb die Kälteschauer, die sie so plötzlich überkommen hatten.
    Alles Einbildung. Alles war noch genauso wie zuvor, als Mom und Joe noch da gewesen waren. Eve war es nur nicht mehr gewöhnt, allein zu sein. Auf der Insel war sie selten allein

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