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Im Rachen des Alligators

Im Rachen des Alligators

Titel: Im Rachen des Alligators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Moore
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birst jetzt schier von dem Verlangen, sie aufzufordern.
    Sie beißt sich beim Tanzen auf die Unterlippe, als würde sich sonst auf ihrem Gesicht ein erotischer Genuss abzeichnen, den zu zeigen gefährlich sein könnte, also beißt sie sich lieber auf die Unterlippe.
    Wenn er sie jetzt nicht zum Tanzen auffordert: Aber er tut es nicht.
    Ein Typ tippt ihr auf die Schulter, sie legt ihm die Hand auf den Arm und lacht, sie wiegt sich, und der Typ fasst sie an der Hüfte, er legt die Hand direkt auf das rote Band über ihrer nackten Hüfte, und sie hat die Arme über dem Kopf, die Haare hängen ihr ins Gesicht, und von der Bühne fällt rotes Licht auf ihre nackten Arme.
    Auf der Tanzfläche ist es so voll, dass man sich kaum mehr bewegen kann.
    Frank stürmt wutschnaubend aus der Bar. Ein paar Leute, die draußen auf dem Gehsteig zusammen einen Joint rauchen, schauen ihn mit aufgerissenen Augen an, er sieht aus, als wollte er sie umbringen, und zugleich, als sähe er sie gar nicht. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, gelangt er auf die Water Street.
    Er geht zügig die Water Street entlang, und lauter Pärchen kommen an ihm vorbei, die Männer halten ihr Mädchen am Ellbogen oder haben den Arm um ihre Schultern gelegt, und in den großen Scheiben leerer Schaufenster taumeln ihre verzerrten Spiegelbilder vorüber.
    In der George Street spielt eine Band, und die Taxis versuchen, durch die Menge hindurchzugelangen. Die Leute haben es nicht eilig. Ein Mädchen liegt auf der Motorhaube eines Wagens, und der Fahrer drückt voll auf die Hupe. Frank spürt den Rhythmus des Schlagzeugs durch die Sohlen seiner Turnschuhe. Die Mädchen tragen Miniröcke und knappe Tops mit Spaghettiträgern. Die Träger rutschen ihnen von den Schultern, sodass die glänzenden BH-Träger zu sehen sind, einige der Mädchen sind Amerikanerinnen vom Kreuzfahrtschiff. Alle gebräunt, angetrunken, die Mädchen auf ihren hohen Absätzen staksig und verwundbar, und er könnte eine Scheibe einschlagen, so wütend ist er.
    Er kommt an einem Hotdog-Stand vorbei. Die Leute stehen um den Wagen herum Schlange, und allein bei diesem Anblick würde Frank am liebsten alles kurz und klein schlagen.
    Am Nachmittag war er bei Sears und hat ein Federbett gekauft, und die Verkäuferin sagte Cocktailbar .
    Sie brauchen unbedingt eine Cocktailbar, sagte sie.
    Er trank nicht gern. Und vor allem hatte er kein Interesse daran, eine Bar bestücken zu müssen. Aber ihr Gang gefiel ihm, und so folgte er ihr durch den Laden.
    Er folgte ihr, weil die Village Mall klimatisiert war. Er hatte dort ein Softeis gekauft und sich in den Food Court gesetzt, wo seine Mutter früher mit ihm hingegangen war, wenn sie ihm etwas Gutes tun wollte.
    Er sah, dass eine Menge Behinderte dort waren und Leute, die irgendwie fertig aussahen, und dann sah er die beiden Russen, die in die Einzimmerwohnung über ihm gezogen waren, und sie sahen ihn, und er aß sein Eis fertig und ging noch einmal zu Sears hinein, denn er wollte das Einkaufszentrum nicht gleich verlassen, damit sie nicht dachten, er habe Angst vor ihnen.
    Am Abend zuvor waren sie an seinen Stand gekommen und hatten direkt hinter ihm auf dem Bordstein gestanden und zugeschaut, wie er Hotdogs verkaufte. In der George Street herrschte großer Trubel, eine Band spielte, die Leute tranken Bier aus Plastikbechern, und die Russen standen einfach da und beobachteten ihn, über eine Stunde lang.
    Er hatte gutes Geld für die Konzession bezahlt, und es war seine Konzession.
    Der Typ, der Valentin hieß, wartete mit hinter dem Rücken verschränkten Händen.
    Sie standen einfach da und beobachteten das Treiben.
    Valentin trug eine Sonnenbrille mit schwarzen Gläsern, und seine Lederjacke war ebenfalls schwarz.
    Ein paar Kunden kamen, und Frank legte Krakauer auf den Grill und schlitzte sie auf, sodass Fett zischend ins Feuer tropfte. Es waren drei Kunden, und sie brauchten ziemlich lange, um ihre Hotdogs zu garnieren, und als sie schließlich weg waren, stellte sich Valentin neben Frank und sagte, dass er Franks Stand und die Konzession haben wollte.
    Frank legte die Grillzange weg und wischte sich die Hände an der Schürze ab.
    Wir zahlen einen guten Preis, sagte Valentin.
    Der Hotdog-Stand ist nicht zu verkaufen, sagte Frank. Valentin zog die Oberlippe hoch, eine Art langsames Zähnefletschen, und ein Zahnstocher kam zum Vorschein, er pulte damit an seinem Eckzahn herum, inspizierte den Stocher und warf ihn in den Rinnstein. In seinen

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