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Im Rachen des Alligators

Im Rachen des Alligators

Titel: Im Rachen des Alligators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Moore
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jedem Moment seines Lebens kommen. Sie war zwanzig gewesen, als sie sich in Chris verliebt hatte. Seither blickte sie nur zurück.
    Valentin beugte sich erneut vor, um durch das Türfenster zu schauen, sah in dem breiten Lichtstreifen, der durch das Fenster am Treppenabsatz hereinfiel, etwas aufblitzen, und dann stand sie in ihrem roten Kleid an der Tür, die weiße Katze im Arm.
    Er hatte ihr gesagt, dass sie die Katze nicht mitnehmen könne, doch nun stand sie in der Eingangstür ihres Hauses und hielt die Katze im Arm. Er hatte ihr gesagt, sie solle den Garten lassen, wie er war, aber als sie den Deckel von einer der Tupperdosen lupfte und er die unreifen Tomaten roch, bitter und hart und verheißungsvoll, erlaubte er ihr doch, sie mitzunehmen.
    Es war plausibel, dass sie Tomaten mitbrachte, hatte er beschlossen.
    Der Flur war dunkel und kühl, und sie reichte ihm die Katze und beugte sich über das Tischchen vor dem Spiegel, um sich die Lippen zu schminken. Er erwog, der Katze den Hals umzudrehen. Er wusste, wie man so ein Tier schnell und beinahe lautlos mit den Händen tötete. Die Katze erfüllte ihn plötzlich mit rasender Wut. Er wollte keine Katze in seinem Pick-up, und er hatte ihr gesagt, sie solle die Katze abhaken. Es machte ihn wütend, dass sie sich ihm widersetzte.
    Er erwog, das Tier zu erdrosseln und ihr den schlaffen Leichnam vor die Füße zu werfen. Er rieb der Katze mit dem Daumen über die Wange, und sie begann zu schnurren.
    Isobel ging in die Küche, und er folgte ihr. Sie war barfuß, genau wie er es sich vorgestellt hatte. Er sah, dass sie das Geschirr abgewaschen hatte, und das besänftigte ihn wieder. Das Geschirr auf dem Abtropfgestell sah genau richtig aus. Es sah aus, als ginge alles seinen normalen Gang. Es sah aus, wie wenn eine Schauspielerin mittleren Alters übers Wochenende zu ihrer Familie nach Old Perlican fährt.
    Sie drehte den Hahn auf und ließ das Wasser laufen, nahm ein Glas aus dem Schrank, füllte es und trank es aus, und dann warf sie es ihm an den Kopf. Sie schleuderte das Glas durch den Raum, doch sie hatte schlecht gezielt, und es knallte über seinem Kopf gegen die Wand und zerschellte auf dem Boden. Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
    Er sagte ihr, sie solle mit der Katze und den Tomaten im Pick-up warten, und dann vergoss er in sämtlichen Zimmern und auf der Treppe Benzin. Es lief gluckernd aus den Plastikkanistern, schwappte über ihre Bücher und Kleider, und er achtete darauf, dass nichts auf seine Schuhe gelangte. Er kippte größere Mengen auf ihre Möbel und aufs Bett und durchtränkte die Vorhänge. Auch die Wände bespritzte er. Er hatte die Vorstellung, das Haus müsse sich regelrecht vollsaugen. Seine Nase schmerzte von den Dämpfen, und er verspürte einen Druck hinter der Stirn, aber er wollte, dass alles vollkommen durchtränkt war. Das Haus sollte mit einem Mal in Flammen aufgehen.
    Er fuhr Isobel und die Katze nach Old Perlican und hielt unterwegs auf ein Softeis am Strand an. Während der Fahrt hatte er die Hand auf Isobels Oberschenkel gelegt, und die Katze hatte gefaucht und mit den Krallen nach ihm geschlagen, und Isobel hatte seine Hand weggeschoben. Die Idee des Feuers hatte ihr etwas von ihrer Anspannung genommen. Er stellte fest, dass sie ihm so besser gefiel, beruhigt, angenehm gedämpft. Es war zu viel in ihr aufgestaut gewesen. Was immer ihr Angst gemacht, was immer sie so dringend gewollt hatte, es war vorbei. In Zukunft würde sie einfach hinter dem Ladentisch einer Kosmetik-Boutique stehen.
    Als sie an Northern Bay Sands vorbeifuhren, sagte sie, dass sie eine Runde schwimmen wolle. Sie klopfte mit dem Fingernagel gegen die Fensterscheibe. Er sah Kinder mit aufgeblasenen Luftmatratzen, Handtüchern und Schnorcheln und dachte sich, warum soll sie nicht eine Runde schwimmen. Wir können die Katze hier rauslassen, sagte sie.

Colleen
    In meiner Kindheit sind wir mal in einem Boot mit Glasboden aufs Meer rausgefahren. Das war im Urlaub auf Barbados. Meine Mutter trug eine weiße, fast durchsichtige Bluse, einen orangefarbenen Bikini und einen Schlapphut. Die Füße auf dem warmen Glas, saß ich da und schaute zu, wie die Fische vorbeiflitzten, orange und blau und rot, durchscheinend und silbern. All diese verschiedenen Fische und Korallen, und auf dem weißen Sand des Meeresbodens filigrane Schatten vom Sonnenlicht, das durch die Wellen gebrochen wurde.
    Mom trank etwas aus einer Kokosschale, und sie hatte mir gerade

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