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Im Rachen des Alligators

Im Rachen des Alligators

Titel: Im Rachen des Alligators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Moore
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diversen Sitcoms zurück, um möglichst sexy zu wirken. Der Türsteher machte eine ruckartige Kopfbewegung in Richtung Bar, und Colleen und ihre Freundinnen schlüpften hinein.
    Eine Bedienung schob sich mit einem Tablett voll neonfarbener Shooter durch die Menge; neben ihrem Schlüsselbein war Kyle eintätowiert.
    Auf den Gewinner wartet ein Preis in Höhe von tausend Dollar, sagt der Barmann, der mit einem Mikro mitten auf einer leeren kleinen Bühne steht und das Mikrokabel in Schlangenbewegungen über den schmutzigen Boden zieht.
    Zum Aufwärmen gibt’s erst mal die Wet Boxers, sagt er. Colleen hört seine Spucke auf dem Mikro, meint seine feuchte Aussprache am ganzen Körper zu spüren. Er stellt eimerweise Bier und eine Stadtrundfahrt in einer Limousine in Aussicht. Er bringt die Mädchen dazu, zu klatschen, ein langsam sich steigernder Rhythmus, der in Pfiffe und Gejohle mündet und in laute Beschwerden über den Mangel an Jungs, die bereit sind, sich den Schwanz bespritzen zu lassen.
    In der Bar ist es jetzt noch heißer als vor einer halben Stunde, Colleens Schweiß riecht nach Bier, und sie will noch mehr Bier. Die Mädchen haben Glitter in den Haaren, sie tragen schwarzen Eyeliner, Push-up-BHs, Netzstrümpfe und Zungenpiercings, die bei jedem Lachen schimmern wie ein Geheimnis. Sie sehen zerzaust aus, planlos, voller Lust.
    Drei Typen gehen mit federndem Schritt auf der Bühne umher und tragen eine Art gutmütigen Machismo zur Schau. Sie werfen Blicke in den Raum, als gälte es, ein Revier zu markieren. Der in der Mitte spannt den Bizeps, winkelt erst den einen, dann den anderen Arm an.
    Los, Bell Island, sagt der Barmann. Los, Harbour Grace. Kommt näher. Ich möchte euch meine reizende Assistentin vorstellen. Die reizende Assistentin ist pummelig und picklig, aber sie hat ein Wasser-Pumpgun, und die Jungs sind ziemlich schnell abserviert. Einer von ihnen zieht sich aus, und sein Schwanz baumelt und schlenkert, während er triumphierend einmal im Kreis über die Bühne trabt. Der Barmann schüttelt den Kopf und schaut weg.
    Dann verändert sich die Stimmung. Plötzlich ist es rappelvoll, um die hundertfünfzig junge Männer. Wo kommen die nur alle her?
    Wir wollen Nippel sehen, schreit einer.
    Der Barmann ruft den Türsteher herbei und drückt ihm das Wasser-Pumpgun in die Hand. Und da ist Colleen, sie steht auf einem Milchkanister im ultravioletten Licht, ihr weißes T-Shirt ist phosphoreszierend blau, ihre Zähne blitzen, und der Türsteher umkreist sie einmal und nickt anerkennend mit dem Kopf, er heizt das Publikum an.
    Aus den Lautsprechern an der Decke dröhnt jetzt der Boléro , allgemeines Gelächter, und der Türsteher zieht eine Camouflage-Mütze aus seiner Hintertasche und setzt sie sich auf, was wiederum alle zum Lachen bringt, und dann kniet er sich mit einem Bein hin, die Plastik-Uzi im Anschlag, und tut so, als schaute er durch ein Fadenkreuz.
    Er bespritzt ihr Gesicht, das Wasser ist kühl, und sie dreht den Kopf weg. Ihr Mund ist offen, und sie kriegt Wasser in den Mund und sieht aus wie ein kleines Kind mit ihrem zusammengekniffenen Gesicht, sie blinzelt heftig, um das Wasser aus den Augen zu bekommen, und dann lenkt er den stahlharten Strahl auf ihre Brüste.
    Die Zuschauer drängen näher heran, Colleen windet sich unter dem Wasserstrahl, und ihr T-Shirt ist klatschnass. Sie kreist mit den Hüften, fühlt sich nackt, bewegt sich zur Musik und zu dem Klatschen, hat die Arme über den Kopf gehoben und sieht aus, als machte ihr das alles Spaß. Sie kann Sherry Ryan nirgends entdecken. Sherry Ryan ist vermutlich gegangen.
    Auf der anderen Seite der Bühne kippt Peggy aus Grand Falls, nachdem der Typ sie nassgespritzt hat, von ihrem Milchkanister und bleibt lange auf dem Boden liegen. Dann wirft Louise, die auf dem mittleren Milchkanister, den Kopf in den Nacken, zieht ihr nasses T-Shirt aus und nimmt eine Pose ein.
    Die Zuschauer wollen, dass auch Colleen ihr T-Shirt auszieht. Sie stimmen einen Sprechchor an. Er wird drängender, lauter, schneller, und dann schwingt plötzlich, aus heiterem Himmel, etwas Aggressives darin mit.
    Eine unverkennbare Drohung.
    Colleen bekommt davon nichts mit. Sie versucht gerade, das halbnackte Mädchen neben sich abzuklatschen. Ein Mann löst sich aus der Menge, es ist der Typ aus dem Ship , der ihr beim Tanzen zugeschaut hat. Sieht nicht schlecht aus, der Bursche.
    In diesem Moment nimmt sie plötzlich die von der Menge ausgehende Bedrohung wahr, die

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