Im Rachen des Alligators
Wasserbett zerstört hatte. Jetzt wo es aufgeschlitzt war, begriff er, dass das Wasserbett nur seiner Eitelkeit gedient hatte.
Aber ein Grab zu schänden war ein so abseitiger, unbegreiflicher Akt, dass Frank sich auf einmal unendlich müde fühlte. Zugleich war er sich der brutalen Schlichtheit der Tat bewusst.
Wenn Valentin Geld wollte, würde er ihm Geld geben. Er würde ihm geben, was erforderlich war, denn es bestand kein Zweifel, dass Valentin stärker war als er. Er sank auf die Knie und presste sich die Handballen auf die Augen, bis er kleine Lichtpunkte sah. Zuerst würde er es mit Geld versuchen. Wenn das nicht reichte, würde er ihm den Hotdog-Stand geben.
Colleen
Colleen hatte an dem ersten Treffen der zur Wandmalerei verdonnerten jugendlichen Straftäter im Murphy Centre teilgenommen, und die anderen Straftäter waren einfach widerlich. Sie lümmelten herum, rochen ungewaschen und stanken nach Zigaretten, und sie trugen allesamt Velourshosen von Zellers, die so tief saßen, dass man die Pofalte sah. Bei denen gab es Chips und Pepsi zum Frühstück, ihre Väter waren Zuhälter, und ihre Mütter schnüffelten Klebstoff. Sie sahen alle geistig minderbemittelt aus, was noch die netteste Art war, wie Colleen sie hätte beschreiben können.
Colleen war äußerst unwohl bei der Vorstellung, dass sie den gesamten August damit verbringen sollte, sich auf einem Malergerüst mit den Klassenunterschieden, der sozialen Ungerechtigkeit und der mangelnden Selbstbeherrschung auseinanderzusetzen, deretwegen solch eine Kluft zwischen ihnen bestand, eine gewaltige Kluft. Das waren alles Arschlöcher und sie nicht.
Eine gewaltige Kluft, fand sie.
Sie erkannte ein Mädchen aus der achten Klasse wieder. Kelly Fitzgerald, damals Fitzy genannt, hatte Colleen mal hinter der Schule mit ihrer Bande überfallen, einem Haufen wüster, ungepflegter Mädchen vom Chalker Place.
Die Mädchen hatten sie verhöhnt und mit Steinen nach ihr geworfen, und sie hatte versucht wegzulaufen, aber die Mädchen hatten sich auf sie gestürzt, sodass ihr die Luft wegblieb. Etwa zu zehnt hatten sie ihre Arme und Beine auf dem Boden festgehalten, während Colleen zappelte und keuchend um Luft rang.
Fitzy hatte einen Stock, an dem ein gebrauchtes Kondom hing. Sie hielt den Stock über Colleens Kopf und befahl ihr, an dem Kondom zu lutschen, wenn sie nicht grün und blau geprügelt werden wollte.
Sie senkte das Kondom zentimeterweise nach unten, und die Mädchen hielten Colleen, vor Anstrengung ächzend, fest und gaben zwischendurch tröstende Laute von sich, als verabreichten sie ihr eine Medizin.
Sie fragten Colleen, was sie jetzt machen wolle, und ob sie sich immer noch so toll vorkomme, sie hätten gehört, dass sie genau das freitags immer mit haufenweise Jungs mache und ziemlich gut darin sei, und sie versprachen ihr, dass es überhaupt nicht wehtun würde, wenn sie tat, was sie ihr sagten.
Fitzy hatte ein Knie auf Colleens Stirn gestützte und drückte ihr mit einer Hand den Mund auf, sie beugte sich über sie, ihre Augen funkelten und ihr Gesicht war gerötet. Sie ließ das Kondom ruckweise zu Colleens Mund hinunter, und Colleen sah, dass der kleine Zipfel am Ende mit milchigweißem Sperma gefüllt war.
Sie bemerkte, dass auch Fitzy den Mund offen hatte, sie tat es Colleen unbewusst nach, so wie eine Mutter den Mund aufmacht, wenn sie ihr Baby füttert.
Das Kondom hing inzwischen so nah über Colleens Mund und Nase, dass sie den Geruch wahrnahm, einen sehr menschlichen Geruch. Es roch nach Latex und Fäulnis und Fisch und nach einem betrunkenen Mädchen auf einem Autorücksitz, weil man sonst nirgendwohin konnte, und nach Rasierwasser und Zigaretten und Versagen und bebender Entladung. Und dann bog ganz gemächlich ein Streifenwagen auf den Holy-Heart-Parkplatz ein, und die Mädchenbande machte sich aus dem Staub.
Und da war Fitzy nun wieder, dasselbe Mädchen, unter dem Gewicht eines dicken Schwangerschaftsbauchs hing sie im Murphy Centre auf einer schlecht gefederten Couch. In der Schwüle streckte sie alle viere von sich, und als sie Colleen entdeckte, zeichnete sich auf ihrem Gesicht pure Erleichterung ab.
Wir waren auf derselben Schule, sagte sie, und klopfte auf den Platz neben sich auf der Couch.
Du bist Colleen, oder? Sie bewegte ihre Finger vor Colleens Gesicht hin und her. Wie findest du meinen Verlobungsring?
Colleen beschloss auf der Stelle, dass sie keine Wände bemalen würde. Es war etwas geschehen, als Frank und
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