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Im Rausch der Ballnacht

Im Rausch der Ballnacht

Titel: Im Rausch der Ballnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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jedem Ballsaal vorziehen würde.
    “Ja, die Buchläden liebe ich besonders.” Sie hob den Kopf. “Ich sehe, Sie sind überrascht. Jetzt kennen Sie also die Wahrheit – ich bin eine sehr ungewöhnliche Frau. Ich besitze ausgeprägte politische Ansichten, ich mag keine Dinnerpartys, und ich kann mir keinen schöneren Zeitvertreib denken als die Lektüre von Plato oder Sokrates.”
    Er starrte sie an. Und auf einmal begann er, sich zu fragen, ob diese Frau wohl jemals geküsst worden war. Aber natürlich war sie das, von diesem grässlichen Mann, mit dem sie einst verlobt gewesen war. Das verstand er noch immer nicht. “Warum klingt nur alles, was Sie sagen, wie eine Herausforderung?”
    Sie machte große Augen. “Ich fordere Sie doch nicht heraus”, erklärte sie beunruhigt. “Sie starren mich an. Ich sehe, ich habe Sie schockiert.”
    Und er war überzeugt davon, dass sie genau das hatte erreichen wollen. Unwillkürlich lächelte er. “Oh, ich bin in der Tat schockiert. Eine junge Dame, die sich für Philosophie und Politik interessiert – wie schockierend das doch ist!”
    Sie errötete, wandte sich abrupt ab und wollte davongehen. “Jetzt lachen Sie mich auch noch aus? Sie haben mir eine Frage gestellt, und ich habe sie wahrheitsgemäß beantwortet. Es tut mir leid, dass ich nicht so kokett bin wie die anderen Damen der Gesellschaft. Oh! Dort ist Lizzie! Sie haben sie doch wohl nicht vergessen?”
    Inzwischen ehrlich verstimmt, ging er ihr mit langen Schritten nach. Sie war die anstrengendste Frau, der er je begegnet war. Von hinten packte er ihre Schulter und drehte sie herum. “Was soll das bedeuten?”, fragte er und spürte deutlich, dass er die Beherrschung zurückgewinnen musste, ehe er etwas Falsches tat. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass sie unter dem Mistelzweig standen.
    Im Nu löste sich sein Zorn in nichts auf. Er lächelte und war auf einmal sehr, sehr zufrieden.
    Aber dann erschrak er, denn in ihren Augen glänzten Tränen. “Das bedeutet, dass Ihr Charme an mich verschwendet ist. Ich kenne Männer wie Sie. Und jetzt, Sir, lassen Sie mich los!”
    Was sie sagte, hörte er kaum. Stattdessen sah er ihre glänzenden Augen, ihre vollen Lippen, ihre schlanke, betörende Figur. Stattdessen spürte er Verlangen, und er handelte sofort. Vielleicht mochte sie ihn nicht besonders, aber er begehrte sie, und das schon seit längerer Zeit. Und er wusste, wann eine Frau ihn begehrte. Er erkannte es an ihren Augen. Er fühlte es.
    Er nahm sie in die Arme und zog sie an seine Brust. Sie protestierte, schrie auf, und instinktiv hielt er sie fester. Sie sollte keine Gelegenheit bekommen zu sprechen, und er sah, dass sie wusste, was er vorhatte.
    Er küsste sie.
    Sie stemmte die Hände gegen seine Brust, um ihn wegzustoßen. Er bemerkte es nicht. Überrascht von der plötzlichen Erkenntnis, noch nie zuvor eine solche Frau getroffen zu haben, küsste er sie, bis sie nachgab. Sie öffnete ihre Lippen, und er ging darauf ein, behutsam erst, dann immer fordernder. Sie war schön, brillant und eigensinnig. Sie war perfekt. Sie war die perfekte Frau für ihn.
    Und Georgina schmolz dahin. Er fühlte den Augenblick, indem sie sich ergab, und triumphierend küsste er sie leidenschaftlicher. Sie begann, den Kuss mit derselben Gier zu erwidern, die auch er empfand.
    Als er erkannte, dass dies nicht nur in sein Bett führen würde, trat Rory zurück und ließ sie los.
    Mit großen Augen sah Georgie ihn an.
    Er bemühte sich um Haltung und fragte sich, was er als Nächstes tun sollte. Irgendwie gelang es ihm zu lächeln. “Ich konnte einfach nicht widerstehen”, erklärte er und versuchte, einen möglichst beiläufigen Blick zu dem Mistelzweig hinaufzuwerfen, ohne auf sein viel zu schnell schlagendes Herz zu achten.
    Sie hob die Hand zum Mund, während sie mit Blicken nach dem verräterischen Gegenstand suchte. Er war nicht sicher, ob sie ihre Lippen voller Abscheu abwischen oder sie berühren wollte, um sich zu erinnern. Errötend wich sie zurück. “Das … das”, stammelte sie, “das … wollte ich gar nicht, Mr. … Mr. McBane.”
    Ihm fiel nichts ein, was er hätte sagen können – ein sehr seltener Fall –, daher verneigte er sich. “Ich denke, ich sollte jetzt gehen. Vielen Dank für den schönen Abend”, sagte er so höflich wie möglich. “Ich freue mich jetzt schon auf unsere nächste Begegnung.”

21. KAPITEL
    E ine deutliche Aussprache
    Nach der Vorstellung Mary de Warennes sollten die

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