Im Rausch der Dunkelheit - Guardians of Eternity 5
unterdrückte das Bedürfnis, ihre Arme um ihn zu schlingen und ihm den Trost zu bieten, den er so offensichtlich brauchte. Er war nicht dazu bereit. Noch nicht.
Wie um ihr recht zu geben, schüttelte er langsam den Kopf. »Nein, ich bin verdammt noch einmal nicht okay«, krächzte er, wobei er den Blick kein einziges Mal von ihrem Hals abwandte. »Ich habe dich verletzt.«
»Es geht mir gut.« Regan wartete kurz, aber als er den Blick nach wie vor nicht von den verblassenden blauen Flecken abwandte, nahm sie sein Gesicht in die Hände und zwang ihm, ihr in die Augen zu sehen. »Jagr, sieh mich an.« Widerstrebend blickte er ihr ins Gesicht. »Es. Geht. Mir. Gut.Verstanden?«
»Ich hätte dich beinahe getötet.«
»Ha.« Sie kniff die Augen zusammen und erhob ärgerlich die Stimme. Es war nicht die richtige Zeit für Gefühlsduselei. Nicht bei einem verwundeten Krieger, der wild zur Selbstzerfleischung entschlossen war. »Vielleicht bin ich ja kein überdimensionaler Dummkopf wie andere Leute – ich will ja keine Namen nennen –, aber so leicht wirst du mich nicht los. Ich hätte dich aufgehalten, wenn ich wirklich gedacht hätte, dass ich in Gefahr gewesen wäre.«
Er spannte den Kiefer an. Dieser nervende, halsstarrige Vampir.
»Nein, Regan, dazu wärest du nicht in der Lage gewesen. Wenn ich nicht gezögert hätte …«
»Aber du hast gezögert«, unterbrach sie ihn und fasste sein Gesicht fester, als ob sie ihm dadurch etwas Verstand eintrichtern könne. »Es ist ja nichts passiert.«
»Und wenn mich der Wahnsinn das nächste Mal übermannt? «, stieß er krächzend hervor.
»Das nächste Mal? Passiert das oft?«
»Am Anfang geschah es oft.«
Na klar. Sie hätte sich Sorgen gemacht, wenn er nach den Dingen, die Kesi und ihre Folterer ihm angetan hatten, nicht durchgedreht wäre.
»Und jetzt?«
Unvermittelt senkte er den Blick. »Das spielt keine Rolle.«
Regan schnaubte. Er wollte nicht antworten, weil er wissen musste, dass das nur beweisen würde, dass sie recht hatte.
»Wie lange ist es her, seit du das letzte Mal …« Sie unterbrach sich, da sie ihn nicht verrückt nennen wollte. Er mochte sie ja verrückt machen, aber er war der geistig normalste Dämon, den sie in ihrem ganzen Leben getroffen hatte. »Die Kontrolle verloren hast?«
»Das spielt keine Rolle.«
»Wie lange?« Sie knurrte tief in der Kehle, als er stumm blieb. »Jagr?«
»Es ist mehrere Jahrhunderte her«, gestand er widerstrebend.
Na also, sie hatte es doch gewusst.
»Schön. Dann fange ich in ein paar Jahrhunderten an, mir darüber Sorgen zu machen.«
Sein Gesichtsausdruck versteinerte sich, und er ließ die Finger sinken, die er auf ihren Hals gelegt hatte. Ohne Zweifel sagte er sich selbst, dass er sie unabsichtlich verletzen konnte.
»Du kannst das nicht einfach so abtun. Ich bin gefährlich.«
»Nur darum, weil du eingesperrt warst.« Verdammt, sie wünschte, er wäre nicht zu groß, dass sie ihn hätte schütteln können. Natürlich musste sie sich mit dem größten, kompliziertesten Dämon einlassen, der je auf Erden gewandelt war. »Gott, jeder wäre da ein bisschen ausgerastet. Es war nicht deine Schuld.«
»Hier geht es nicht um Schuld, sondern um die Folgen meiner Tat.«
»Und was sind das für entsetzliche Folgen?«, wollte sie wissen. »Ein paar blaue Flecken, von denen ich verdammt gut weiß, dass sie schon verheilt sind?«
Seine Augen blitzten in einem eiskalten Blau. Sein Ärger war immer mit Eis statt mit Feuer ummantelt, und das Gleiche galt sogar für seine Macht. Das war seine Methode, um seinen inneren Zorn zu kontrollieren, wie sie allmählich vermutete.
Die Hitze hob er sich für seine Leidenschaft auf.
Das passte ihr durchaus gut in den Kram.
»Weshalb nimmst du das nicht ernst?« Er zog die Augenbrauen zusammen. »Verdammt, Regan, du solltest Angst vor mir haben.«
»Sag du mir nicht, was ich fühlen sollte, Meister.« Sie ließ die Hände sinken und bohrte ihm einen Finger in die Brust. »Ich bin absolut imstande zu entscheiden, ob ich Angst haben sollte oder nicht.«
»Dann bist du eine Närrin.«
Ihre gereizte Stimmung, die immer bereit war, sich in einem Wutausbruch zu entladen, explodierte.
Schön, er wollte sich also wie ein Idiot benehmen. Dann würde er auch so behandelt werden.
»Ach ja?« In dem Wissen, dass sie nur eine einzige Gelegenheit haben würde, ihn zu überrumpeln, lehnte sich Regan gegen seinen harten Körper und rieb absichtlich ihre weichen Kurven
an ihm.
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