Im Rausch der Dunkelheit - Guardians of Eternity 5
Schatten, in die er sie eingehüllt hatte) ließ ihre Augen tränen und ihre Lungen darum kämpfen, richtig zu funktionieren.
Es war unmöglich zu glauben, dass irgendetwas ohne Düsenantrieb imstande sein sollte, sie zu verfolgen, aber Jagr war eindeutig nicht in der Stimmung, ein Risiko einzugehen, und sie war nicht sonderlich scharf darauf, ihn abzulenken, während er mit Schallgeschwindigkeit über die freien Felder schoss.
Trotzdem war ihre Geduld nicht endlos. Als aus zehn Minuten zwanzig wurden, reichte es Regan.
Sie waren kilometerweit von Hannibal entfernt.
Verdammt, sie waren kilometerweit von jeder Zivilisation entfernt!
»Hey, ich habe keine Expedition ins Ungewisse gebucht! Wohin sind wir unterwegs?«, wollte sie wissen, die Zähne zusammengebissen, damit sie nicht klapperten.
»Nach Norden.«
Klugscheißer.
»Ja, das habe ich kapiert.« Mit einiger Mühe wandte sie ihren Blick von der Umgebung ab und richtete ihn auf die herbe Schönheit von Jagrs Gesicht. Ihr Herz setzte einen Moment lang auf vertraute Weise aus. »Warum gehen wir nicht einfach zurück und quartieren uns in einem der Hotels ein?«
»Ein Hotel lässt sich zu leicht umstellen.« Jagr wurde etwas langsamer, und seine Augen schimmerten wie Saphire in der Dunkelheit. »Und außerdem gibt es dort sehr große Fenster, die perfekt das morgendliche Sonnenlicht hereinlassen.«
»Scheint mir ein angemessener Preis zu sein«, murmelte Regan, genervt von der hartnäckigen, mitleidlosen Erregung, die sich weigerte, sie in Ruhe zu lassen.
Ein winziges Lächeln umspielte Jagrs Lippen. Dieser Mistkerl kannte ganz genau die Auswirkungen, die er auf ihren treulosen Körper hatte.
»Du würdest mich vermissen, wenn ich zu einem winzigen Aschehaufen pulverisiert werden würde.«
»Oh, ich weiß nicht. Ich denke, du könntest in verschiedenen Grautönen ganz gut aussehen.«
»Wie hart, meine Kleine«, schalt er sie. »Deine Manieren lassen sehr zu wünschen übrig.«
»Als ob deine besser wären.«
»Offensichtlich verdienen wir einander.«
Dieses Mal setzte Regans Herz nicht nur kurz aus, sondern es hörte ganz und gar auf zu schlagen.
Wir verdienen einander …
Die Worte waren harmlos, nicht mehr als ein lässiger Scherz.
Aber es war nichts Amüsantes in der melancholischen Sehnsucht, die ihr Herz überflutete.
»Das ist nicht gerade wahrscheinlich.« Sie wand sich in seinen Armen. Mit einem Mal hatte sie mehr Angst vor den Empfindungen, die ihren Körper erschütterten, als davor, dass er sie fallen lassen könnte. »Mir ist kalt. Lass mich runter.«
Wundersamerweise blieb Jagr stehen und setzte sie sanft ab. Nicht, dass sie auch nur einen Moment lang dachte, er würde tatsächlich Anweisungen befolgen. So dumm war sie nun auch wieder nicht.
Wahrscheinlicher war, dass ein tollwütiger Tiger Rumba tanzte.
Offenbar diente es seiner Absicht, auf dem freien Feld zu stehen und das große, verlassene Gebäude anzustarren. Ein Gebäude, das wirkte, als ob es eine Art von unheimlicher Anstalt sein könnte.
Dieser Verdacht verdichtete sich zu absoluter Gewissheit, als Jagr den Kopf in den Nacken legte, als ob er wittere.
»Bleibe nahe bei mir«, murmelte er.
Regan rieb sich die Arme, genauso sehr wegen der reizbaren Anspannung, die von Jagr ausging, wie auch wegen des Kältegefühls, das ihrer Haut immer noch anhaftete.
»Denkst du, dass die Wolfstölen uns jagen?«
Er suchte weiterhin mit dem Blick die Dunkelheit ab. »Es besteht immer die Möglichkeit, dass uns jemand gefolgt ist, doch ich bin eher besorgt wegen des Vampirs, der in der Umgebung sein Versteck hat. Ich möchte keine Missverständnisse aufkommen lassen, indem ich eine Werwölfin in sein Territorium bringe.«
Regan erstarrte. Noch ein Vampir? Das hatte ihr gerade noch gefehlt.
»Hier gibt es einen Clan?«
»Nein. Tane hat keine Verbindung zu einem Clan, obgleich er zweifelsohne etliche Wächter bei sich hat. Er ist ein Charon. «
»Ein Charon.« Regan schüttelte den Kopf und kramte die Erinnerung an die wenigen griechischen Mythen hervor, die sie gelesen hatte. »Du meinst, ein Fährmann?«
»Nicht so ganz.« Sein Gesicht hatte den kalten, distanzierten Ausdruck angenommen, der immer Ärger bedeutete. »Ein Vampirassassine.«
Diese Angelegenheit wurde ja wirklich immer besser.
»Nur um das klarzustellen: Bedeutet das, dass er ein Vampir ist, der zufällig auch Assassine ist, oder ist er ein Assassine, der Vampire tötet?«
»Er jagt Vampire.«
»Er ist eine
Weitere Kostenlose Bücher