Im Rausch der Dunkelheit - Guardians of Eternity 5
Art Kannibale, und du hast vor, in sein Territorium einzudringen? Bist du verrückt?«
»Tane ist kein Kannibale. Er gehört zu einer Elitekriegergruppe, die Styx gründete, lange bevor er zum Anasso wurde. Ihr einziger Zweck besteht darin, die Vampire zu vernichten, die labil geworden sind.«
»Labil?«
»Es kommt selten vor, ist aber nicht unbekannt.«
Regan erschauderte. Die Vorstellung, wie ein mächtiger, raubtierhafter Vampir verrückt wurde, war nicht gerade schön.
Eigentlich jagte sie ihr fürchterliche Angst ein.
»Sollte ich fragen?«
Sein Gesichtsausdruck war grimmig. »Nein.«
Das reichte ihr voll und ganz.
»Also bringt dieser Tane sie zur Strecke und tötet sie?«, fragte sie stattdessen nach.
»Es ist seine Pflicht.«
»Reizend.« Mit einer Grimasse wandte sie ihre Aufmerksamkeit
dem Gebäude in ihrer Nähe zu.Aus einiger Entfernung sah es aus, als ob es früher einmal ein imposantes Bauwerk gewesen wäre. Drei Stockwerke hoch, mit einer großen Veranda im Erdgeschoss und einem Balkon mit einem dekorativen Geländer, der um den ersten Stock herumführte, konnte es sich der Art von Bogenfenstern rühmen, die beliebt gewesen waren, bevor die Klimaanlagen aufkamen, und sechs kannelierter Säulen, die zu der Ausstrahlung eleganter Erhabenheit beitrugen.Allerdings konnte die Dunkelheit nicht die Tatsache kaschieren, dass die roten Backsteine allmählich zerfielen und dass an den meisten Fenstern die Scheiben fehlten. »Warum lebt er hier mitten im Nirgendwo? Kriegen die anderen Vampire eine Gänsehaut, wenn er in ihrer Nähe ist?«
»Ein Charon muss jederzeit über Politik und den Loyalitätsgefühlen hinsichtlich verschiedener Clans stehen«, erklärte Jagr. Seine ständige Wachsamkeit ließ ihn geistesabwesend klingen. »Die Tötung eines Vampirs, selbst eines Vampirs, der nicht mehr zu retten ist, ist der Grund für zu viele Kriege.«
»Also muss er isoliert leben?«
»Ja, abgesehen von seinen Bediensteten. Das hilft dabei, Komplikationen zu vermeiden.«
»O Gott.« Regan verzog das Gesicht. »Was für ein Scheißjob. «
»Tane übernahm seinen Posten freiwillig. Zahlreiche Vampire bevorzugen die Einsamkeit.«
»Vampire wie du?«
Er wandte den Kopf und kniff die leuchtenden Augen zusammen, als ob ihre sanfte Frage einen wunden Punkt getroffen habe.
»Ich kann nicht leugnen, dass ich die vergangenen Jahrhunderte die Gesellschaft von Büchern der meiner Brüder vorgezogen habe.«
»Hast du sie dafür verantwortlich gemacht, dass du in der Gewalt von Kesi geblieben bist?«
Jagr spannte sich an, und seine Fangzähne blitzten auf, während sein Gesicht vor Zorn erstarrte.
»Ich habe sie dafür verantwortlich gemacht, dass ich in die gleiche Art von Monstrum verwandelt wurde, das mich zuerst folterte.«
»Du …« Regan musste innehalten und sich räuspern. »Du hasst es, ein Vampir zu sein?«
»Einst war es so.« Die kalte Bitterkeit fing langsam an zu schmelzen, als Jagr ihr in die wachsamen Augen sah. »Aber ich beginne zu entdecken, dass diese Verwandlung durchaus ihre Vorzüge besitzt.« Er strich mit dem Finger über ihre Wange, und die kühle Liebkosung hinterließ eine Spur aus Feuer. »Willst du, dass ich dir von einigen dieser Vorzüge erzähle, meine Kleine?«
Sie bekam einen trockenen Mund.
Sie kannte diese Vorzüge äußerst genau.
Und sie wollte mehr davon.
Beim Allmächtigen, sie wollte mehr davon.
»Hat Styx versucht, dich zu einem seiner Charons zu machen? «, fragte sie abrupt, und entzog sich dem anhaltenden Streicheln seines Fingers. Hatten etwa alle Vampire die Fähigkeit, mit einer Berührung zu verführen?
»Jagr als Charon?« Eine dunkle, seltsam hypnotisierende Stimme drang durch die warme Nachtbrise. »Unser Anasso ist viel zu weise, um einen ungezähmten Vampir einem anderen nachzuschicken. Der Zweck eines Charon besteht darin, ein Blutbad zu verhindern, statt eines zu erzeugen.«
Jagr drehte sich geschmeidig um, als Tane schließlich seine Präsenz enthüllte.
Er hatte bereits wahrgenommen, dass der gefährliche Vampir in der Nähe des heruntergekommenen Gebäudes gelauert hatte, seit sie sein Territorium betreten hatten, aber es war niemals weise, einen Charon zu bemerken, bevor dieser dazu aufforderte.
»Tane.«
Der Assassine blieb in seine Schatten gehüllt und hielt genügend Abstand, um darauf aufmerksam zu machen, dass er nicht erfreut über die unerwartete Störung war.
»Ihr dringt unbefugt in mein Territorium ein, Jagr. Ein
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