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Im Rausch der Freiheit

Im Rausch der Freiheit

Titel: Im Rausch der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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dahinschlenderten, teilte ihm Teresa mit, dass sie bald wieder in die Stadt kommen würde.
    Nachdem die Mädchen sich verabschiedet hatten, fiel ihm auf, dass Angelo nachdenklich aussah.
    »Was glaubst du, werde ich jemals heiraten?«, fragte er.
    »Aber natürlich«, sagte Salvatore.
    »Vielleicht.« Angelo sah unsicher aus. »Ich glaube, du solltest Teresa heiraten, Salvatore«, sagte er unvermittelt. »So bald wie möglich.«
    »Zuerst müsste sie Ja sagen. Und ihre Eltern auch.« Dann lachte er. »Vielleicht solltest du ihre Cousine heiraten.« Doch zu seiner Überraschung blieb Angelo völlig ernst. »Das sind gute Leute«, sagte er leise.
    Ein paar Minuten später sagte seine Mutter: »Lass dir Teresa nicht entwischen, Toto. Die ist die Richtige für dich.«
    »Vielleicht, Mamma«, sagte er. Aber es war ihm nach wie vor unklar, wie er den Ansprüchen ihrer Familie gerecht werden sollte.
    *
    Als er zwei Wochen später an einem Freitag von der Arbeit heimkam, fand er einen langen, dünnen Mann vor, der auf ihn wartete. Der Bursche war in den Fünfzigern. Seinen schwarzen Mantel trug er bis zu seinem Kinn hinauf zugeknöpft. Er überreichte Salvatore seine Visitenkarte.
    »Ich bin Rechtsanwalt«, erklärte er. »Ich handle im Auftrag Ihres verstorbenen Bruders Paolo Caruso. Meine Kanzlei ist mit der Abwicklung seines Nachlasses befasst. Könnten wir hineingehen?« Oben in seiner Wohnung fragte der Anwalt: »Waren Sie mit den geschäftlichen Angelegenheiten Ihres Bruders vertraut?«
    »Ich wusste nicht einmal, wo er wohnte«, gestand Salvatore mit einem Achselzucken.
    »Er ist kurz vor seinem Tod umgezogen«, sagte der Anwalt. »Wir haben übrigens seine Garderobe. Ich muss zwar noch den Erbschein für Sie beantragen, aber er hat Ihnen sein gesamtes Vermögen hinterlassen.«
    »Mir? Und was ist mit dem Rest der Familie?«
    »Sein Testament ist unmissverständlich. Ich werde Sie informieren, sobald alles fertig ist. Dann werde ich Sie bitten, zu meiner Kanzlei zu kommen, damit wir alle Formalitäten erledigen können.« Er schwieg kurz. »Es geht um einen Betrag von mehr als zehntausend Dollar.«
    »Zehntausend? Für mich?«
    Der Rechtsanwalt lächelte schwach. »In seinem Testament bezeichnete er Sie als ›Salvatore Caruso, meinen Bruder und besten Freund.‹ Er wollte, dass Sie alles bekommen.«
    *
    Als Salvatore an dem Sonntag zu seinen Eltern rausfuhr, beschloss er, nichts zu sagen. Vielleicht war er ja abergläubisch, aber solange er das Geld nicht in der Hand hielt, wollte er nicht das Schicksal herausfordern, indem er davon redete.
    Was er mit dem Geld machen würde, wusste er schon. Seine Eltern waren versorgt, seine Schwester Maria, inzwischen verheiratet, hatte genug. Desgleichen Onkel Luigi und Gott allein wusste, wie viel seine Aktien wert waren. Damit blieb nur Angelo übrig. Das Geld würde es ihm ermöglichen, sich um seinen Bruder zu kümmern.
    Wie richtig seine Entscheidung war, zeigte sich noch am selben Tag.
    Teresa und ihre Cousine waren wieder zu Besuch gekommen, und während die Cousine Angelo Gesellschaft leistete, machten Salvatore und Teresa einen Spaziergang und schauten bei Giuseppe und dessen Familie vorbei. Sie plauderten über Familienangelegenheiten, und dann kam das Gespräch auf Angelo. Als sein Name fiel, sahen sich die zwei Kinder seines Bruders an und riefen: »Onkel Angelo!« Und dann lachten sie. Giuseppes Frau erklärte:
    »Angelo hilft ihnen bei den Hausaufgaben. Gleichzeitig zeichnet er Bilder für sie.«
    »Das ist gut«, sagte Salvatore. »Er mag es, wenn er etwas zu tun hat.«
    »Angelo kann sehr nützlich sein«, sagte Giuseppe. »Neulich musste ich ein paar Geschäftsbriefe wegen dem Hof schreiben, und er hat das für mich erledigt. Besser, als ich es je hingekriegt hätte.«
    »Ich hoffe, ihr zahlt ihm etwas für die ganze Arbeit«, sagte Salvatore. Aber Giuseppe zuckte nur mit den Schultern.
    »Er ist doch mein Bruder. Soll er sich ruhig für die Familie einsetzen.«
    »Er verlangt nichts«, pflichtete ihm seine Frau bei.
    Das gefiel Salvatore nicht. Er hatte den Eindruck, dass die Familie Angelos Gutmütigkeit ein bisschen zu leichtfertig ausnutzte, aber er sagte nichts. Er konnte allerdings den Gedanken nicht verdrängen, dass, sollte ihm und Onkel Luigi je etwas zustoßen, Angelo von den anderen nur noch nach seinem praktischen Nutzen beurteilt würde. Dann kam ihm der Gedanke, dass es eine gute Idee sei, auch Teresa in diesem Punkt auf die Probe zu stellen. Auf

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