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Im Rausch der Freiheit

Im Rausch der Freiheit

Titel: Im Rausch der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Gorham. »Das war das Tolle am Wirtschaftsstudium. Da traf man die verschiedensten Leute, von konventionellen Bankertypen wie mich bis hin zu wirklich ungewöhnlichen Burschen wie Juan. Viele meiner damaligen Kommilitonen sind nach dem Studium in gemeinnützige Organisationen eingestiegen -Wohlfahrtsverbände, Krankenhausverwaltung und, und, und.«
    Gorham war von Juan tatsächlich sehr beeindruckt gewesen und die Zulassungsstelle der Columbia nicht minder. Damals arbeitete Juan schon für Father Gigante, jenen sozial engagierten Priester und Aktivisten, der den Bedürftigen in der South Bronx half, und ein weiteres Jahr verbrachte er am Multi Service Center, ebenfalls in der South Bronx. Bevor er seine Erfahrungen im Barrio einsetzte, hatte man ihm gesagt, sollte er allerdings versuchen, einen Master in Wirtschaftswissenschaften zu machen, und er war von der Universität nicht nur angenommen worden, sondern bekam auch Stipendien, die sämtliche Kosten des Studiums deckten.
    »Die Columbia rechnete sich mit Sicherheit aus, dass Juan es bei seinem Background in den Problemvierteln von New York weit bringen würde«, sagte Gorham. Dann grinste er. »Ich hege für ihn natürlich ehrgeizigere Träume.«
    »Erzählen Sie«, sagte Janet.
    »Als Erstes wird er den Barrio wiederbeleben, und dazu muss er in die Politik gehen. Dann wird er Bürgermeister von New York – ein zweiter La Guardia – und danach für die Präsidentschaft kandidieren. Mittlerweile bin ich ein Großbanker geworden und werde seinen Wahlkampf finanzieren, und wenn er dann Präsident ist, darf er sich erkenntlich zeigen, indem er mich als Botschafter in eine wirklich schöne Stadt schickt.«
    »Klingt toll«, sagte Janet lachend. »Was schwebt Ihnen da so vor?«
    »Vielleicht London, oder Paris. Ich würde beides akzeptieren.«
    »London«, sagte Juan bestimmt. Er wandte sich zu Janet. »Sein Französisch ist unter aller Sau.«
    »Ich bin beeindruckt, Gorham«, sagte Janet. »Sie haben sich schon Ihr ganzes Leben zurechtgelegt.«
    »Das Ganze steht und fällt allerdings mit Juan.«
    »Hat Juan Sie schon mal in Harlem herumgeführt?«
    »Ich habe ihn mehrmals in den Barrio mitgenommen«, sagte Juan. »Er hat mich darum gebeten. Und im Barrio ist es gar nicht so übel – er hat eine Schwäche für unsere Musik entdeckt und für unsere Küche ebenfalls, nicht wahr, Gorham?«
    »Stimmt.«
    »Aber wenn man etwas wirklich Eindrucksvolles sehen will«, fuhr Juan augenzwinkernd fort, »muss man sich natürlich Gorhams Bleibe anschauen. Er hat so eine richtig tolle Eigentumswohnung, weißt du, an der Park Avenue.«
    Doch obwohl er das zu Janet sagte, sah er dabei die Rothaarige aus dem Augenwinkel an. Und genau, wie er beabsichtigt hatte, drehte sie sich um und sah Gorham an.
    Draußen donnerte es. Es fing an zu regnen. Juan schaute zur Tür. Da stand ein junges Pärchen, das reinzukommen hoffte, aber die Tische waren alle besetzt. Er sah seine Chance gekommen und lehnte sich zur Rothaarigen hinüber.
    »Verzeihung, warten Sie auf jemanden?«
    »Ja«, sagte die Rothaarige kurz angebunden. Und dann fügte sie, um nicht unhöflich zu erscheinen, hinzu: »Auf meinen Bruder.«
    »Glauben Sie, er kommt noch?«
    Juan besaß eine so charmante Art, aufdringlich zu sein, dass die Leute es ihm meistens nicht übel nahmen.
    »Vielleicht.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Vielleicht auch nicht.«
    »Ich dachte nur«, sagte Juan höflich, »dass, falls Sie sich zu uns setzen, diese armen Leute an der Tür nicht wieder in den Regen hinaus müssten.«
    Die Rothaarige maß ihn zuerst mit einem eisigen Blick, schaute dann zum Pärchen an der Tür und ließ sich erweichen.
    »Und wenn mein Bruder doch noch kommt?«
    »Ich bin sicher«, sagte Juan lächelnd, »wir könnten ihn irgendwie an unseren Tisch quetschen.«
    Die Rothaarige schüttelte den Kopf in widerwilliger Belustigung.
    »Okay«, gab sie nach, »ich bin Maggie O’Donnell.« Sie stellten sich ebenfalls vor. »Was Sie im Einzelnen tun, weiß ich ja inzwischen – ich meinerseits bin Anwältin.«
    Die Mahlzeit verlief sehr angenehm. Sie erfuhren, dass Maggie bei Branch & Cabell arbeitete, und Gorham sagte: »Das bedeutet, dass Sie anschließend direkt wieder ins Büro gehen, habe ich recht?« Und Maggie gestand, dass es tatsächlich so war.
    Diese B-&-C-Anwältin war sehr attraktiv, fand Gorham, und er versuchte, mehr über sie in Erfahrung zu bringen. Er erfuhr, dass sie während ihrer Mittagspause an einer

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