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Im Rausch der Freiheit

Im Rausch der Freiheit

Titel: Im Rausch der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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dann wandte er sich ohne ein weiteres Wort von ihr ab.
    *
    Am nächsten Morgen fuhr er in aller Frühe zum Landhaus. Der Zaun musste geflickt werden, damit keine Hirsche in den Garten kamen. Er ließ sich bis zum Abend nicht wieder blicken.

DIE TÜRME
10. September 2001
    Am Montag verließ Maggie die Wohnung in aller Frühe. Gorham blieb noch so lange, bis die Kinder den Schulbus genommen hatten. Er wollte selbst gerade gehen, als Katie Keller mit einem ihrer Mitarbeiter über den Serviceaufzug heraufkam. Sie wollte die Behälter und Tabletts abholen, die sie zuvor ordentlich in einer Ecke der Küche aufgestapelt hatte.
    »Irgendwelche großen Partys in Aussicht?«, fragte er.
    »Möglicherweise etwas noch Besseres«, sagte sie. »Da gibt’s eine Firma, die von einem Vertrag für ein ganzes Bündel Geschäftsessen und sonstige Events spricht – wenn ich den bekäme, wäre das ein ziemlicher Sprung nach vorn. Ich treff mich morgen vormittag mit den Leuten. Ihr Büro ist in Downtown, im Financial District.«
    »Das klingt ja großartig. Viel Glück!«, sagte er.
    Dann fuhr er in die Bank. Er hatte einen vollen Tag vor sich.
    Am Sonntag war es ihm gelungen, mit einem der anderen Komiteemitglieder über Dr. Caruso zu sprechen, und er hatte betont, dass Caruso ein ausgezeichneter Kandidat sei. Nicht reich, zugegeben, aber finanziell solide und durch und durch respektabel. »Maggie und ich kennen ihn seit fast zwanzig Jahren.« Eine geringfügige Übertreibung. Sobald er in der Bank war, rief er das andere Mitglied an und erhielt von ihm das Versprechen: »Wir werden ihn zu einem Gespräch einladen.«
    Das war immerhin etwas. Aber er fragte sich, ob er Caruso nicht besser darauf vorbereiten sollte, dass er sich auf dem Prüfstand befand. Es wäre vielleicht ein Akt der Freundlichkeit. Aber wahrscheinlich gar nicht nötig. Vorpal hatte in der Hoffnung, den Deal schon im Vorfeld platzen zu lassen, den gegenwärtigen Eigentümer von 7B – und ebenso die Maklerin – bestimmt schon wissen lassen, dass er mit diesem speziellen Interessenten nicht glücklich sei. Also besser nicht daran rühren. Empörend fand er die Sache allerdings nach wie vor.
    *
    Der Anruf des Headhunters erreichte ihn um halb elf. Das Gespräch dauerte nur ein paar Minuten, und als es vorbei war, sagte Gorham seinen Mittagstermin ab und erklärte seiner Assistentin, er würde zum Lunch außer Hauses sein. Dann schloss er seine Tür, setzte sich hin und starrte, ziemlich aufgeregt, aus dem Fenster.
    Um zwanzig nach zwölf verließ er sein Büro und fuhr mit dem Taxi nach Downtown. Erst um drei Uhr kehrte er wieder zurück.
    *
    Es war schon vier, als er sich an die alte Dame erinnerte. Er verfluchte sich dafür, dass er ihr versprochen hatte, sich bei ihr zu melden, aber versprochen war versprochen, und außerdem würde er in den kommenden Tagen so viel zu tun haben, dass es besser wäre, die Angelegenheit so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen. Er wählte die Nummer der Galerie.
    Sie schien sich über seinen Anruf sehr zu freuen. »Ich hatte schon Angst, sie würden vergessen, sich zu melden.«
    »Wie könnte ich es vergessen?«
    »Ich habe etwas für Sie. Hätten Sie heute Nachmittag Zeit?«
    »Leider nein«, sagte er zu ihr. Das außerplanmäßige Treffen mit dem Headhunter hatte ihm einen beachtlichen Arbeitsrückstand beschert. Sie wirkte enttäuscht.
    »Meine Tochter hat heute angerufen. Ich muss im Laufe der Woche zu ihr fahren und ihr helfen, und anschließend bin ich mit meinem Mann in Urlaub. Ich bin immer dafür, alles sofort zu erledigen, ehe ich’s vergesse. Sehen Sie das nicht auch so?«
    Er dachte schuldbewusst an die dreiunddreißig Jahre, die er mittlerweile hatte verstreichen lassen, ohne ihr die Motherwell-Zeichnung zu bringen.
    »Absolut«, sagte er.
    »Stehen Sie normalerweise früh auf?«, fragte sie.
    »Oft.«
    »Ich habe morgen Vormittag einen Termin«, sagte sie. »Aber wir könnten uns, wenn Sie möchten, zu einem frühen Frühstück treffen.«
    »Tut mir leid, ich bin schon um halb neun verabredet.«
    »Perfekt – da habe ich mein Meeting. Wollen wir sieben sagen? Im Regency an der Park wird ab sieben Frühstück serviert. Das ist doch nicht weit von Ihnen, oder?«
    Er wusste nicht, was er sagen sollte. Eine über siebzigjährige Frau versuchte, ihn zu einem Frühstück zu einer unchristlichen Zeit zu beschwatzen, und es war praktisch unmöglich, sich da noch herauswinden. Er konnte sich bildlich vorstellen, wie

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