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Im Rausch der Freiheit

Im Rausch der Freiheit

Titel: Im Rausch der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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an denen noch immer die Luxusschiffe der Cunard Line anlegten.
    Auf der linken Seite standen vor allem große, lagerhausähnliche Gebäude. Katie war ausreichend mit Theodor Kellers Werk vertraut, um zu erkennen, dass er seine berühmte Fotografie von den Männern, die die Eisenbahngleise entlanggehen, irgendwo hier unten aufgenommen haben musste.
    Der Verkehr hielt sich in Grenzen, und schon bald ragten die Türme des World Trade Center eindrucksvoll vor ihnen auf.
    Katie Keller liebte diese Türme. Als sie dreißig Jahre zuvor errichtet worden waren, hatten manche sie, wie sie wusste, als architektonisch langweilig bezeichnet. Doch sie fand das gar nicht. Manche der glänzenden Glasbauklötze, die seitdem entstanden waren, mochten ein bisschen oberflächlich und ohne Charakter sein, nicht aber diese Türme. Die breiten horizontalen Bänder gliederten ihre strenge Vertikalität, was ihnen seltsamerweise eine schlanke Intimität verlieh. Und die dünnen, senkrechten silbergrauen Linien, die alle Fassaden schraffierten, fingen das wechselnde Licht des Himmels auf, wodurch die Gesichter der Türme einem ebenso ständigen Wandel unterworfen waren wie die weiten Wasserflächen der Bucht und des gewaltigen nordwärts gerichteten Hudson zu ihren Füßen. Manchmal schimmerten sie in einem weichen Silberton, manchmal waren sie von einem körnigen Grau. Gelegentlich blitzte sogar eine Kante einen unbeschreiblichen Augenblick lang wie ein Schwert im gleißenden Sonnenlicht auf.
    Wenn man durch SoHo schlenderte, sah man die Türme über die Linie der Dächer emporragen, so anmutig wie die Türme einer Kathedrale, ein Anblick, den Katie liebte.
    Zu ihrer Rechten näherten sie sich jetzt dem World Financial Center, und gleich würden sie die Liberty Street erreichen. Rick verlangsamte die Fahrt, um sie abzusetzen.
    *
    An diesem Morgen ging Gorham um 6:45 Uhr ins Wohnzimmer. Er breitete einen Bogen Packpapier auf dem Boden aus, hängte den Motherwell von der Wand ab, wickelte ihn sorgfältig ein und verschloss das Paket mit Klebeband. Maggie war noch unter der Dusche. Er fragte sich, ob sie das Fehlen der Zeichnung schon heute Morgen, bevor sie in die Kanzlei ging, bemerkte. Sie würde wahrscheinlich nicht besonders erfreut sein, aber diese Zeichnung gehörte ihnen nicht. Er klemmte sich das Paket unter den Arm und verließ das Haus.
    Sarah Adler erwartete ihn schon im Regency, und sie machten sich direkt ans Frühstück. In ihrem sehr schlichten und eleganten cremefarbenen Kostüm, den Aktenkoffer an ihrer Seite, sah sie sehr frisch und geschäftsmäßig aus.
    Sie hatte einen Termin bei einer Finanzierungsgesellschaft, die beabsichtigte, eine Kunstsammlung anzulegen und in ihren Geschäftsräumen auszustellen. Sie sollte sie beraten und ein Angebot unterbreiten. Bevor sie den Deal ernsthaft in Betracht zog, musste Sarah sich die Räumlichkeiten – und die Partner – ansehen.
    »Worauf werden Sie dabei speziell achten?«, fragte er.
    »Ob sie gut genug für meine Künstler sind«, antwortete sie bestimmt.
    Als er ihr das Paket übergab und mit einiger Verlegenheit gestand, dass der Motherwell mehr als dreißig Jahre lang die Wand seines Wohnzimmers geschmückt hatte, war sie höchst amüsiert.
    »Natürlich wollten Sie sich nicht von ihm trennen!«, sagte sie. »Es freut mich sehr, dass er Ihnen auch gefallen hat. Wussten Sie, dass die Zeichnung ursprünglich mein Geschenk an Ihren Vater war?«
    Nein, musste er zugeben, das hatte er nicht gewusst.
    »Und Sie wissen auch nichts über meine Beziehung zu Ihrem Vater?«
    Wieder musste et seine Unwissenheit eingestehen.
    »Erinnern Sie sich an das Mädchen aus Brooklyn in seinem Buch Verrazano Narrows’?«
    »Aber sicher.«
    »Nun, das war ich.«
    Sarah brauchte nicht lang, um ihm die Geschichte zu erzählen. »Ich habe es meinem Mann nie erzählt. Ich führe eine sehr glückliche Ehe, aber jede Frau hat ihre Geheimnisse. Und dann, als das Buch so berühmt wurde, wollte ich nicht, dass die Patienten meines Mannes sagen würden: ›Aha, seine Frau ist das Mädchen in dem Buch.‹ Zumindest zur damaligen Zeit wäre es nicht gut gewesen. Ihr Vater war ebenfalls sehr diskret. Er war ein guter Mann.«
    »Nach dem Buch zu urteilen, standen Sie sich sehr nah.«
    »Er wollte mich heiraten, und um ein Haar hätte ich ja gesagt. Ich wäre dann Ihre Stiefmutter geworden. Wie finden Sie diese Vorstellung?«
    »Ich glaube, das wäre wunderbar gewesen.«
    »Vielleicht. Es war nicht leicht in

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