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Im Rausch der Freiheit

Im Rausch der Freiheit

Titel: Im Rausch der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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oder gar siebzigprozentige Hypothek. Kam man auf neunzig Prozent rauf, gehörte man wirklich zum Pöbel. Die Tophäuser allerdings, die gnadenlosen Enklaven, die gestatteten überhaupt keine Schulden. Wenn man sich Geld leihen musste, um seine Wohnung kaufen zu können, gehörte man einfach nicht dorthin. Geh und belaste dein Landhaus, wenn es unbedingt sein muss.
    »Was ihre Liquidität betrifft, scheint es keine Probleme zu geben. Die Carusos haben massenhaft Geld – ich weiß zufällig, dass seine Frau vor ein paar Jahren eine Erbschaft gemacht hat. Die Vermögensauskünfte sehen ziemlich gut aus.«
    Zusätzlich zu der üblichen Bankauskunft verlangte die Eigentümergemeinschaft besonders detaillierte Angaben zu den Vermögensverhältnissen der Kaufinteressenten. Mogeln war da nicht drin. Jede gute Wohngenossenschaft durchleuchtete Bewerber hinsichtlich ihrer persönlichen Finanzen grundsätzlich bis auf die Unterwäsche, aber Vorpal und Bandersnatch machten selbst da nicht Halt.
    »Hmm. Ganz, aber vielleicht jedoch nicht gut genug. Wie sie wissen, Gorham, hat das Haus von jeher auf einen komfortablen finanziellen Spielraum Wert gelegt. Zum einen wollen wir natürlich sicher sein, dass es weder Probleme mit der Zahlung der Unterhaltskosten geben wird – die sich im Falle von Carusos Wohnung auf sechstausend pro Monat belaufen würden – noch mit irgendwelchen Umlagen, die möglicherweise irgendwann vom Vorstand für notwendig erachtet werden. Vor allem aber wollen wir den Nachweis von Solidität. Wir verlangen seit Langem, dass Interessenten ein Privatvermögen in Höhe des Zwei- bis Dreifachen des Wertes der fraglichen Wohnung nachweisen können.«
    »Das habe ich schon immer ein bisschen hart gefunden.«
    »Nun, ich meine – und Jim meint –, dass wir beim gegenwärtigen Wirtschaftsklima sogar noch ein bisschen drauflegen könnten.«
    »Drauflegen?«
    »Was uns eigentlich vorschwebt, ist das Fünffache des Kaufpreises.«
    »Sie verlangen von Caruso, dass er fünfundzwanzig Millionen Dollar nachweisen kann?«
    »Ich glaube, das könnten wir durchsetzen.«
    »Verdammt John, ich habe keine fünfundzwanzig Millionen Dollar!«
    »Ihre Familie wohnt bereits seit siebzig Jahren hier. Das wissen wir zu schätzen.«
    »Aber Sie wollen, dass Neuzugänge so viel Geld besitzen?«
    »Das ist die Sorte Leute, die wir hierhaben wollen.«
    »Verfügen Sie über fünfundzwanzig Millionen Dollar, John?«
    Maggie warf ihm einen warnenden Blick zu. Das war keine besonders geschickte Frage. Doch Gorham hatte nicht vor, einen Rückzieher zu machen.
    »John, wissen Sie, was Groucho Marx einmal über Clubs sagte? ›Ich mag keinem Club angehören, der mich als Mitglied aufnimmt.‹ Sind Sie sicher, dass wir nicht allmählich anfangen, in Grouchos Revier zu wildern?«
    »Andere Eigentümergemeinschaften verfahren auch nicht anders, Gorham. Sie sind nicht mehr auf dem Laufenden. Es gibt wenigstens ein Haus auf dieser Avenue, das auf dem zehnfachen Vermögen besteht.«
    »Sie meinen, man braucht fünfzig Millionen Dollar, damit die einen reinlassen?«
    »Genau das meine ich. Das müssten Sie eigentlich wissen, Gorham.«
    Gorham sagte nichts. Tatsächlich hatte er durchaus eine Vorstellung davon, wie solche Dinge gegenwärtig gehandhabt wurden – wenngleich ihm erst neulich eine Geschichte über ein ganz besonders exklusives Haus zu Ohren gekommen war, wo es genau andersherum lief. Irgendein fünfundzwanzigjähriges Wunderkind von der Wall Street hatte sein Interesse an einer Wohnung angemeldet und sein frisch verdientes Vermögen offengelegt. Der Vorstandsvorsitzende der Eigentümergemeinschaft ärgerte sich so sehr darüber, dass dieser Milchbart schon um so viel reicher war als er selbst, dass er seinen Antrag ablehnte. Nach dem Grund seiner Ablehnung gefragt, antwortete er: »Was wir hier wollen, ist altes Geld.«
    Doch er unterließ es, Vorpal an diese Geschichte zu erinnern.
    »Ich höre, was Sie sagen, John, und ich werde ernsthaft darüber nachdenken.«
    »Das hoffe ich aufrichtig.« Vorpal wandte sich zu Maggie. »Danke für das wunderbare Abendessen.« Und weg war er.
    »Ich will, dass Caruso hier einzieht«, sagte Gorham zu Maggie.
    Ihr Gesicht wirkte wie eine Maske. »Ich weiß nicht, ob das möglich ist.«
    »Außer Vorpal und Bandersnatch gibt es noch zwei weitere Komiteemitglieder. Ich werde mich hinter sie klemmen.«
    »Das wird er ebenfalls tun.«
    »Herzlichen Dank für deine Unterstützung«, sagte er trocken. Und

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