Im Reich des Vampirs
er hob eine Hand und ballte sie zur Faust, » ⦠das ist, als wollte man Wasser festhalten. Man öffnet die Hand und nichts ist mehr da. Besser eine Waffe zu sein als eine Frau.«
Im Augenblick war ich beides. Und ich wollte Mallucé. »Sie können später an meiner Petunie lecken. Und dazu habe ich noch einiges zu sagen.«
Wir fanden den Speer in einer groÃen mit Samt ausgelegten Schatulle neben Mallucés Laptop. Ich fragte mich, wie ein Laptop hier unten funktionieren konnte, bis mir all die bläulich schwarzen, kalten Lichter auffielen, diedem ähnelten, das das Amulett ausgestrahlt hatte. Mallucé hatte den Computer durch schwarze Magie zum Laufen gebracht.
»Warten Sie.« Barrons gab ein paar Befehle ein, und auf dem Bildschirm wurde für den Bruchteil einer Sekunde eine Seite sichtbar, ehe Funken aus dem Gerät sprühten und es ausging.
»Konnten Sie etwas lesen?«
»Er hat viele Bieter für den Speer. Ich habe zwei Namen gesehen.« Wieder schaute er auf die Uhr. »Nehmen Sie den Speer, damit wir weiterkönnen.«
Ich streckte die Hand nach der Waffe aus und wollte sie aus der Schatulle nehmen, als mir ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf schoss.
Ich klappte den Deckel zu und klemmte mir das Kästchen unter den Arm. Barrons musterte mich befremdet und ich zuckte mit den Schultern.
Wir verlieÃen das Boudoir und betraten eine andere Höhle, die vollgestopft mit Büchern, Kisten und Gläsern war, in denen undefinierbare Dinge aufbewahrt wurden. Wie es aussah, hatte sich Mallucé schon mit schwarzer Magie beschäftigt, längst bevor er mit dem Lord Master in Kontakt gekommen war. Kindheitsschätze befanden sich zwischen Tränken, Pulvern und Tinkturen eines Vampirs. Ich konnte beinahe das Kind vor mir sehen, das im Schatten des dominanten, einflussreichen Vaters kaum wahrgenommen wurde und diese unauffällige Rolle hasste, dagegen rebellierte und schlieÃlich seine Faszination für die Gothic-Szene entdeckte, die in krassem Gegensatz zu seinem eigenen Leben stand. Der Junge studierte schwarze Magie. Lange bevor er sich den Namen Mallucé gegeben hatte, war er zum Monster geworden und hatte mit vierundzwanzig den Mord an seinen Eltern geplant.
Die Rumpelkammer öffnete sich zu einem langen, breiten von Fackeln erleuchteten Tunnel. Dort befand sich wieder eine Stahltür. Sie war abgeschlossen.
Weder Barrons noch ich konnten sie eintreten. Barrons legte die Handflächen an die Tür. Nach einer Weile machte er »Ah« und murmelte ein paar unverständliche Worte und die Tür schwang auf. Dahinter sah ich einen schmalen Gang, der eine Viertelmeile lang zu sein schien. Rechts und links befanden sich unzählige Zellen, in denen Unseelie eingesperrt waren. Das war Mallucés private Speisekammer. Mir war es ein Rätsel, wie er all die Wesen gefangen nehmen konnte.
Plötzlich spürte ich ihn. Ein Strudel aus Verwesung und Wut fegte durch die Tunnel.
»Er kommt aus dieser Richtung«, machte ich Barrons klar. »Ich glaube, er braucht Nahrung. Er sagte, dass er ständig essen muss.«
Barrons sah mich scharf an.
Ich wusste genau, was er dachte. »Nicht weil er süchtig ist«, wehrte ich ab, »sondern weil er sich teilweise durch das Fleisch in ein Feenwesen verwandelt und der Speer diese Teile vergiftet hat.«
Barrons starrte mich an. »Teile von ihm sind feenartig? Und der Speer hat ihn vergiftet? Sie wussten das, bevor Sie das Unseelie-Fleisch gegessen haben?«
»Bedenken Sie die Alternative, Barrons.«
»Deshalb haben Sie den Speer in der Schatulle gelassen. Sie haben Angst, ihn bei sich zu tragen, stimmtâs?«
»Vorher hatte ich eine Waffe. Jetzt bin ich eine Waffe.« Ich drehte mich um und ging. Ich hatte nicht vor, ihm zu zeigen, wie sehr es mich beunruhigte, dass ich die Macht â und die Schwächen â eines Feenwesens in mir haben könnte. Ich wollte den Speer nie wieder berühren. Wenn ichmich versehentlich daran verletzte, würde ich dann auch bei lebendigem Leibe verfaulen? Was war aus mir geworden? Wie verwandt war ich meinen Feinden? »Er ist auf dem Weg hierher«, sagte ich über die Schulter. »Mir wäre lieber, er würde nie wieder etwas essen.«
Barrons trat hinter mir durch die Tür und schloss sie. Er holte ein kleines Fläschchen aus seiner Tasche, und erst jetzt merkte ich, dass er dem Vampir ein
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