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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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»Brüstchenoder Schenkel? Ah, ich fürchte, von den Schenkeln ist nichts mehr da.« Er schnitt in das lebende Feenfleisch.
    Sein Humor, so schwarz er auch sein mochte, gefiel mir. Er versuchte, mir mein grausiges Mahl erträglicher zu machen.
    Ich wollte gar nicht wissen, von welchem Körperteil ich aß, also machte ich die Augen zu, als er den ersten Bissen an meinen Mund führte. Ich konnte mir das nicht ansehen. Es war schon schlimm genug, dass es zwischen den Zähnen knirschte und sich die ganze Zeit bewegte, während ich kaute und schluckte. Die winzigen Stücke zappelten noch in meinem Bauch.
    Unseelie-Fleisch schmeckte scheußlicher als meine vier Alpträume zusammen. Ich schätze, unser Handbuch bezieht sich nur auf diese Welt, nicht auf die der Feen – das war mir nur recht. Es wäre furchtbar, wenn ich auch noch alle schlechten Geschmäcker ihres Bereiches träumen müsste.
    Ich kaute und würgte, würgte und schluckte.
    MacKayla Lane, Barfrau und Glamour-Girl, schrie mich an, sofort aufzuhören, ehe es zu spät war. Bevor wir nie wieder zu dem unbeschwerten, glücklichen Leben im Süden zurückkehren konnten. Sie verstand nicht, dass es ohnehin zu spät dafür war.
    Die wilde Mac kauerte im Dreck, stieß den Speer in die Erde, nickte und sagte: Jaaa, endlich echte Macht! Mehr davon!
    Ich – die zwischen beiden stand – fragte mich, welchen Preis ich hierfür zahlen musste. Waren Barrons’ Bedenken berechtigt? Würde dieses Feenfleisch etwas Schreckliches, Finsteres in mir wecken? Oder wurde man zur dunklen Kreatur, wenn die Saat des Dunklen in einem keimte? Vielleicht veränderte mich eine einzige grausige Mahlzeit auchgar nicht. Mallucé hatte sich ständig von Unseelie ernährt. Vielleicht war die Häufigkeit der springende Punkt. Es gab viele Drogen, die man ein paar Mal konsumieren konnte, ohne Schaden zu nehmen. Möglicherweise würde mich das lebende Fleisch eines dunklen Feenwesens heilen und mir Kraft geben, ansonsten aber nur wenig bewirken.
    Unter Umständen spielte das alles überhaupt keine Rolle, denn der eigentliche Kern war: Ich hatte einen Fehler gemacht und die Hoffnung zu früh aufgegeben, und diesen Fehler würde ich nicht wiederholen. Ich würde mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung standen, um mein Leben kämpfen und jeden Preis ohne Klagen zahlen. Den Tod wollte ich auf keinen Fall akzeptieren. Bis zur letzten Sekunde würde ich mich gegen ihn wehren, gleichgültig, welche Schrecken mir das brachte. Ich schämte mich, weil ich mich geschlagen gegeben hatte.
    Du kannst nicht vorwärtsgehen, wenn du zurückschaust, Mac, sagte Daddy immer. Dann rennst du gegen Mauern.
    Ich legte meine Reue ab – eine große Last. Schaute nach vorn und öffnete den Mund.
    Barrons schnitt noch ein Stückchen Fleisch, dann noch eins ab und fütterte mich damit. Ich kaute kräftiger und schluckte entschlossener. Eine unheimliche Hitze durchströmte mich, und ich fing an zu zittern, als hätte ich hohes Fieber. Nach einigen weiteren Bissen spürte ich, wie mein Körper den schmerzhaften Prozess der Heilung in Gang setzte. Das war nicht angenehm. Ich schrie. Barrons hielt mir den Mund zu, legte den Arm um mich und drückte mich an sich, während ich um mich schlug und stöhnte. Ich vermutete, dass er meine Schreie unterdrückte, weil Mallucé oder einige seiner Handlanger noch in der Nähe waren.
    Als ich das Ärgste hinter mir hatte, aß ich mehr und durchlitt den fürchterlichen Zyklus wieder und wieder. AnBarrons geschmiegt, wurde ich gesund. In seinen Armen schauderte ich, wand mich und wuchs zu einem Ganzen zusammen. Die Wunden in meinem Mund schlossen sich, die gebrochenen Knochen renkten sich ein und wuchsen zusammen, gerissene Sehnen, gequetschte Muskeln und die tiefen Fleischwunden heilten. Ich durchlitt Qualen, dennoch war es ein Wunder. Ich fühlte, wie das lebende Unseelie-Fleisch in mir wirkte, meine inneren Strukturen veränderte, die Zellen beeinflusste und mich mit etwas Uraltem, Mächtigem durchdrang. Es heilte jede Krankheit weit über die Gesundheit der Sterblichen hinaus.
    Langsam baute sich eine süße Euphorie in mir auf. Mein Körper war jung, kräftiger denn je, stärker als irgendjemand sein konnte.
    Ich streckte mich – erst ganz behutsam, dann mit mehr Zuversicht. Ich hatte keine Schmerzen

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