Im Reich des Vampirs
paar Dinge gestohlen hatte. Er spritzte einige Tropfen von der Flüssigkeit an die Tür und redete in einer Sprache, die ich nicht verstand. Er schaute sich um, und ich erkannte, dass ihm nicht gefiel, was er sah. »Ein guter Soldat wählt das Schlachtfeld mit Bedacht aus. Sie haben dasselbe Fleisch wie er gegessen. Sie können seine Anwesenheit spüren, und ich wette, er spürt Sie. Er wird uns folgen.«
»Wonach suchen wir?«
»Nach einer Höhle ohne zweiten Ausgang. Ich möchte es schnell hinter mich bringen.«
Die Höhle, für die wir uns entschieden, war klein, schmal und voller Stalaktiten und Stalagmiten. Sie hatte nur einen Zugang, den Barrons blockieren wollte, sobald Mallucé die Höhle betreten hatte. Ich reichte ihm das Kästchen mit der Speerspitze. Er bedeutete mir, es hinter einem Steinhaufen zu verstecken. Ich würde Mallucé nicht die Gelegenheit geben, die Waffe gegen mich zu verwenden. AuÃerdem hatte sie nur Teile von ihm abgetötet und das war nicht genug. Ich wollte ihn ganz tot sehen.
»Wie tötet man einen Vampir?«, fragte ich Barrons.
»Hoffen wir, dass er keiner ist.«
»Diese Antwort gefällt mir gar nicht.«
Er zuckte mit den Schultern. »Es ist die einzige, die ich Ihnen bieten kann, Miss Lane.«
Ich fühlte, dass Mallucé näher kam. Barrons hatte recht â das Fleisch, das wir beide gegessen hatten, verband uns auf gewisse Weise. Ich war überzeugt, dass er mich genauso erspürte wie ich ihn.
Der Vampir war fuchsteufelswild  ⦠und hungrig. Ihm war es nicht gelungen, in seine Speisekammer zu kommen. Was immer Barrons getan hatte, er hatte es geschafft, den Zugang zu versperren. Mein unergründlicher Gastgeber hatte jede Menge Tricks auf Lager. Und ich rätselte, wer ihm die alle beigebracht hatte.
Mallucé war nahe. Mein Körper vibrierte vor Erwartung.
Der Vampir erschien in der kleinen Höhle. Die Kapuze verhüllte seinen Schädel nicht und er grinste schauerlich. »Du bist trotzdem kein Gegner für mich, Miststück.«
Er stand in der Ãffnung der Höhle, hinter ihm der Schein der Fackeln, und seine schwarze Kutte raschelte. Ich roch die Emotionen, die seinem verwesenden Fleisch entströmten. Er roch so furchtlos, wie ich mich fühlte. Er glaubte an das, was er gerade gesagt hatte. Ich würde ihm das Gegenteil beweisen. Ich fixierte ihn aus schmalen Augen. Er bildete sich ein, mir überlegen zu sein, aber meine Flucht beunruhigte ihn, und er würde sich erst nähern, wenn er wusste, wie mir die Flucht gelungen war.
»Dann komm doch und hol mich«, höhnte ich.
»Wie bist du aus der Zelle gekommen?«
»Du hast sie nicht abgesperrt«, log ich.
Er überlegte einen Moment. »Du konntest dich nicht bewegen. Ich hab dir die Beine gebrochen. Und die Arme. Wie bist du an das Unseelie-Fleisch gelangt?«
»Auf dieselbe Art wie ich deinen kleinen âºKühlschrankâ¹ da drüben verzaubert habe. Gar nicht mal so schlecht, wie? Du konntest nicht in deine Speisekammer. Ich beherrscheselbst ein bisschen schwarze Magie. Du hast mich unterschätzt.«
Er taxierte mich. Er wusste, wie stark der Zauberbann vor seiner Speisekammer war, und wenn ich zu schwarzer Magie in diesem Ausmaà fähig war, dann vermochte ich noch sehr viel mehr. Ich fühlte, wie er sich entspannte. »Das macht die Sache noch viel interessanter. Ich selbst hatte schon mit diesem Gedanken gespielt. Jetzt werden wir gemeinsam verfaulen. Ich füttere dich mit mehr Unseelie-Fleisch und steche mit deinem verdammten Speer auf dich ein.«
Offensichtlich hatte er noch nicht gemerkt, dass der Speer weg war. »Dann bring ihn her«, flötete ich.
Er streifte seine Kutte ab. Das Rüschenhemd darunter war voller Flecken. Er trug eine steife, enge Lederhose â wahrscheinlich sollte das Leder wie auch die Handschuhe sein verwesendes Fleisch zusammenhalten. Ich musste ihn in die Höhle locken. Dann würde Barrons den Ausgang mit einem Zauberbann abriegeln und Mallucé konnte mir nicht mehr entkommen.
Ich vollzog meinen Boxertanz. »Komm schon, Johnny, lass uns ein bisschen spielen.«
Er stürmte mit unmenschlicher Schnelligkeit durch den Eingang und schloss eine Hand um meine Kehle. Ich sah, wie Barrons hinter ihm auftauchte, und schickte ihm einen wortlosen Befehl: Misch dich nicht ein.
Ich packte Mallucés Handgelenk und
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