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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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wie mein Spiegelbild.
    Rowena irrte sich. Und zwar gründlich. Es gibt nur verschiedene Schattierungen von Grau. Schwarz und Weiß sind nicht mehr als erhabene Ideale in unseren Köpfen, ein Maßstab, nach dem wir die Dinge beurteilen, Orientierungshilfen, die wir nutzen, um unseren Platz im Leben zu finden. Gut und Böse in ihrer reinsten Form sind nicht greifbarer und wir können sie nicht besser festhalten als irgendeine Feenillusion. Wir können sie nur anstreben und hoffen, uns nicht in den Schatten zu verlieren, weil wir dann den Weg zum Licht verpassen.
    Macht ist eine Größe. Wenn wir sie nicht nutzen, tut es ein anderer. Man kann mit Macht entweder erschaffen oder zerstören. Erschaffen ist gut. Zerstörung ist böse. Das ist mein Motto.
    Ich spürte die Kraft des Speeres in meinem Rücken. Das hieß, ich schärfte meine Sidhe -Seher-Sinne langsam.
    Ich konnte wieder Feenobjekte aufspüren. Dafür besaßich keine übernatürlichen Kräfte mehr und hatte nur normale Selbstheilungskräfte. Ich war wieder ich. Einhundert Prozent MacKayla Lane, nicht mehr und nicht weniger.
    Ich war zurück – und freute mich darüber. Meine einzige Hoffnung war, dass das dunkle Fleisch keine anderen Spuren in mir hinterlassen hatte.
    Das Leben ist nicht schwarz und weiß. Wir können nur Kleider in diesen Farben tragen und den Idealen nahekommen.
    Ich zog mich an, ging hinunter und öffnete den Laden.

    Es war ein hektischer Tag und regnete nur ein bisschen.
    Das Handy, das Mallucé bei meiner Entführung in der Gasse deponiert hatte, lag auf der Ladentheke neben der Registrierkasse. Dort fand ich auch meine Stiefel, die Jacke und die Handtasche; Barrons musste die Sachen auf der Suche nach mir gefunden haben. Der Akku des Handys war fast leer, also lud ich ihn auf; nie wieder werde ich sorglos mit meinem Handy umgehen. Die Erinnerung an das Telefon in dem himmelblauen Pool und die verwöhnte junge Frau, die ich gewesen war, wird mich bis in alle Ewigkeit verfolgen.
    Die Stiefel und die Jacke warf ich zusammen mit allem anderen, was ich während meiner Gefangenschaft unter dem Burren getragen hatte, in die Mülltonne hinter dem Haus. Mallucé hatte die Sachen berührt; sie stanken nach ihm und ich würde sie ohnehin nie wieder anziehen.
    Der Armreif lag nicht auf der Theke.
    Ich lächelte matt. Barrons wusste, dass ich mir nach Mallucés kleinem Hinweis ausrechnen konnte, dass er eine andere Möglichkeit gehabt hatte, meine Spur aufzunehmen. Gut. Er hatte mich nicht unterschätzt. Das sollte er auch nicht.
    Bis vier Uhr hatte ich fast sechzig Kunden.
    Ich wollte gerade das Schild an der Ladentür umdrehen, um eine kurze Toilettenpause zu machen, als ich jemanden spürte – oder etwas.
    Feenartig und auch wieder nicht.
    Ich erstarrte.
    Die Kirschholztür mit den Butzenscheiben bewegte sich, das Glöckchen darüber klingelte.
    Derek O’Bannion kam herein, triefend vor Aggression und Arroganz. Mir war schleierhaft, wie ich ihn jemals attraktiv finden konnte. Er war nicht dunkel und hübsch, er war finster und brutal. Er bewegte sich wie ein Macho, wie ein Saurier und zeigte mir bei einem Grinsen seine scharfen Zähne. Ich sah meinen Tod in diesen elfenbeinfarbenen Klingen.
    Ich wusste, was in ihm vorging, hatte es selbst erlebt. Er war vollgepumpt mit Unseelie-Kraft.
    Ich wurde immer besser darin, die Dinge zu erkennen; mein analytischer Verstand hatte sich hundertfach gesteigert, seit ich die Maschine am Dubliner Flughafen verlassen hatte.
    Fakten: Derek O’Bannion ist kein Sidhe -Seher. Er kann die Unseelie nicht sehen. Wenn man sie nicht sehen kann, kann man sie nicht essen. Er hatte aber eindeutig Feenblut in seinem System; demnach musste ihn jemand, der die Feenwesen sehen kann, mit Unseelie-Fleisch gefüttert haben, um ihm die Augen für einen ganz neuen Bereich zu öffnen – so wie es der Lord Master mit Mallucé getan hatte. Ein normaler Mensch ist nicht in der Lage, sich aus freien Stücken in einen Hybriden zu verwandeln; er musste dazu gemacht werden, von jemandem, der sieht und Bescheid weiß, in diese finstere Welt eingeführt werden.
    Â»Verschwinde aus meinem Laden«, sagte ich kalt.
    Â»Du hast eine ganz schön große Klappe für eine tote Frau.«
    Â»Wer hat dich mit dem Fleisch gefüttert? Rote Robe? Hübscher Junge? Hat er dir von Mallucé

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