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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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vor, dass es auf dem Boden nur so von Alligatoren wimmelte, und wenn man auf einen trat, war man tot. Man musste von einem Zimmer ins andere gelangen, ohne den Boden zu berühren.
    Jetzt musste ich von der obersten Etage ins Parterre kommen, ohne jemals ins Dunkle zu geraten, und ich war keineswegs sicher, ob mir das gelang. Barrons sagt, die formlosen Wesen können einen nur bei absoluter Finsternis verschlingen, aber hieß das auch, dass sie mich – Teile von mir – nicht anknabbern würden, wenn ich beispielsweise einen Fuß auf einen unbeleuchteten Fleck setzte? Indiesem Spiel riskierte ich mehr als ein aufgeschürftes Knie beim Sturz vom Sofa oder Moms Schelte. Ich hatte die Kleiderhaufen und menschlichen Überreste gesehen, die die Schatten nach ihrer Mahlzeit auf den Straßen hinterlassen hatten.
    Zitternd zog ich meine Stiefel an, streifte eine Jacke über mein Schlafanzugoberteil und steckte mir zwei meiner sechs Taschenlampen in den Hosenbund – vorn und hinten und mit der Lichtseite nach oben. Zwei weitere kamen in den elastischen Gürtel meiner Jacke – sie sollten meine Füße beleuchten. Die waren ziemlich unsicher, denn wenn ich mich schnell bewegte, fielen sie herunter, aber ich hatte eben nur zwei Hände. Die anderen beiden hielt ich fest, nachdem ich mir ein Päckchen Streichhölzer in die Tasche gesteckt und die Speerspitze im Stiefel verstaut hatte. Gegen diesen speziellen Feind nützte sie mir nichts, aber es könnten sich auch noch andere Wesen da draußen herumtreiben. Möglicherweise bildeten die Schattenmonster nur die Vorhut und es kam noch Scheußlicheres auf mich zu.
    Ich holte tief Luft, straffte die Schultern und öffnete die Tür. Als Licht in den Flur fiel, schlängelten sich die Schatten zurück.
    Diese Wesen hatten unterschiedliche Formen und Größen. Einige sind klein und dünn, andere groß und breit. Sie haben keine richtige Substanz und man kann sie in der Dunkelheit kaum ausmachen, doch wenn man weiß, wonach man Ausschau halten muss, erkennt man sie – falls man eine Sidhe-Seherin ist. Dort, wo sie sich aufhielten, war die Dunkelheit intensiver, dichter, und diese Flecken strahlten eine eigenartige Bosheit aus. Sie bewegten sich heftig, als wären sie hungrig und rastlos. Sie verursachten keine Geräusche. Barrons meint, sie wären fast gefühllos, aber als ich meine Faust gegen einen erhob und schüttelte,drohte er zurück. Das waren genug Gefühle, um mir Angst zu machen. Sie fraßen alles, was lebte: Menschen, Tiere, Vögel und sogar Würmer. Wenn sie einen Straßenzug vereinnahmten, dann verwandelten sie ihn in ein Geisterviertel. Ich hatte diese Regionen »Dunkle Zonen« getauft.
    Â»Ich schaffe das. Es ist ein Kinderspiel.« Ermutigt durch diese Lüge, zielte ich mit den Strahlen meiner Taschenlampen und trat auf den Flur.
    Es war ein Kinderspiel. Wie sich herausstellte, gab es Strom; die Schalter waren umgelegt. Anfangs arbeitete ich mich vorsichtig von Schalter zu Schalter, doch als ich beobachtete, dass die Schatten tatsächlich immer am Rand der Lichtkegel blieben, wurde ich zuversichtlicher. Selbst in dem stockfinsteren Flur schützten mich meine Taschenlampen, die ich am Körper trug. Mit jedem Schalter, den ich betätigte, huschten mehr Schatten in die düsteren Winkel, bis sich fünfzig oder mehr in der Dunkelheit drängten.
    Als ich den Treppenabsatz im Erdgeschoss erreichte, war ich felsenfest überzeugt von meiner Fähigkeit, den Laden von der Invasion der Unseelie säubern zu können.
    Ich betrat mit festen Schritten den hinteren Bereich des Ladens und steuerte den Lichtschalter an. Nach drei Schritten wehte mir eine feuchte Brise entgegen. Ich zielte mit dem Strahl meiner Taschenlampe in die Richtung, aus der der Luftzug kam. Ein Fenster zu der Gasse hinter dem Laden stand offen! Die Wahrheit war unverkennbar – die Innen- und Außenleuchten waren aus, ein Fenster geöffnet –, jemand versuchte, mich umzubringen!
    Ich lief auf das Fenster zu und fiel der Länge nach über eine Liege, die gar nicht hier stehen dürfte. Meine Taschenlampen flogen nach allen Seiten und verursachten schwindelerregende Lichteffekte, als sie über den Boden rollten;Schatten huschten wie aufgescheuchte Tauben durch das offene Fenster in die Nacht.
    Ha. Verschwindet. Jetzt musste ich nur noch das Fenster

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