Im Reich des Vampirs
zuschlagen.
Ich kämpfte mich auf Hände und Knie und erstarrte  ⦠von Angesicht zu  ⦠Schwärze, die kein Angesicht hatte. Einer der Schatten hatte nicht die Flucht ergriffen. Und es war nicht einer von den kleinen. Er hatte seine Gestalt verzerrt, um zwischen den Strahlen der Taschenlampen Platz zu haben, wand sich wie eine Schlange um die Lichtkegel herum und darunter durch. An die erschreckend schnellen Reflexe, die er für diese Tricks brauchte, wollte ich gar nicht denken. An manchen Stellen reichte dieses Wesen bis an die Decke, war mindestens sechs Meter lang und pulsierte wie ein Krebsgeschwür und presste sich gegen die Lichtränder.
Ich sog scharf die Luft ein. Ich hatte dieses Schauspiel schon einmal gesehen â diese Dinger prüften das Licht. Ich beobachtete es nicht lange genug, um herauszufinden, wie der Test ausfiel. Ich murmelte ein StoÃgebet, in dem das F-Wort auch vorkam. Meine Taschenlampen waren überall verstreut. Zwei beleuchteten mich, flankierten mich rechts und links. Sie waren weit genug weg, um meinen ganzen Körper in Licht zu baden, aber würde ich auf eine zurobben, dann würde sich der Strahl mehr auf eine Körperstelle konzentrieren und andere Teile im Dunkeln lassen. Das war ein Risiko, das ich bei diesem auÃergewöhnlich aggressiven, gigantischen, über mir drohenden Schatten nicht eingehen konnte.
Während ich auf dem Boden kauerte, lieà er seine pechschwarzen Fangarme in meine Richtung schnellen, einen zu meinem Haar, das in schwachem Licht glänzte, den anderen zu meinen Fingern in einem Lichtkegel auf dem Boden.
Ich riss meine Hand zurück, kramte hastig die Streichhölzer ausmeiner Tasche und zündete eins an. Der beiÃende Geruch nach Schwefel verbreitete sich in der feuchten Luft.
Die Fangarme zogen sich zurück.
Auch wenn das schwer zu sagen ist bei einem Wesen ohne Gesicht, könnte ich schwören, dass es mich fixierte und nach Schwächen suchte. Das Streichholz brannte zwischen uns herunter. Ich konnte mir nicht die Jacke ausziehen und in Brand setzen, ohne meine Arme und Teile meines Oberkörpers der gefährlichen Dunkelheit preiszugeben. Die Liege, über die ich gefallen war, stand zu weit weg.
Aber  ⦠der wertvolle Perserteppich unter mir fing an zu schwelen. Ich blies sanft auf die kleine Glut des heruntergefallenen Streichholzes. Sie verlosch.
Falls die Schattenwesen kichern konnten, dann kicherte dieses. Es dehnte sich und zog sich wieder zusammen, ich spürte seinen Hohn. Ich hoffe, dass ich mich geirrt habe. Das hoffe ich wirklich, denn angeblich sind sie nicht fähig, komplexe Gedankengänge zu entwickeln.
»Wie es scheint, könntest du ein wenig Hilfe gut gebrauchen, Sidhe -Seherin.« Eine melodische Baritonstimme erklang durchs Fenster, eine auÃerweltliche, feinfühlige und von einem unheilvollen Grollen untermalte Stimme.
Drei
Immer noch kein Ritter.
Es war Vâlane. Und dabei hatte ich gedacht, dass es nicht schlimmer kommen könnte.
Kein Ritter, sondern ein Prinz. Aus dem Seelie oder dem lichten Königshaus, falls man dem, was er sagt, Glauben schenken konnte. Vâlane ist ein Tod-durch-Sex-Feenwesen. Sie streifen auf der Suche nach Abenteuern und Romanzen umher und entfachen todbringende Leidenschaft.
Ich schaute an mir herunter, um nachzusehen, ob ich meine Kleider noch anhatte. Ich war erleichtert â alles noch an seinem Platz. Die königlichen Feen strahlen eine intensive Sexualität aus, die jeden Ãberlebenswillen ausschaltet, den Verstand einer Frau vernebelt und ihre erotischen Sinne derart provoziert, dass sie sich in ein rasendes Tier verwandelt und um sexuelle Erlösung fleht. Als Erstes reiÃt sich eine Frau bei einem Zusammentreffen mit einem solchen Wesen die Kleider vom Leib.
In einem Roman würde man diese Begegnungen als heiÃ, erregend, sexy beschreiben. In Wirklichkeit jedoch sind sie eiskalt, erschreckend und enden meistens mit dem Tod. Falls eine Frau überlebt, ist sie eine Pri-ya, kaum noch in der Lage, normale Aufgaben auszuführen, und süchtig nach Feensex.
Ich warf einen Blick auf den Schatten und riss hastig einweiteres Streichholz an. Mir schien, als würde mich das Ding noch intensiver beobachten.
»Dann hilf mir endlich«, fauchte ich.
»HeiÃt das, du nimmst mein Geschenk an?«
Bei unserem ersten Treffen vor einigen Wochen hatte mir Vâlane ein
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