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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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der Hierarchie eine Stufe unter mir.
    In den letzten Jahren wünsche ich mir nichts anderes als die guten, altmodischen Verabredungen – ein Junge ruft dich an, macht Pläne, holt dich mit einem Wagen ab, der nicht seinem Dad oder einer anderen Freundin gehört, und lädt dich zu etwas ein, was dir verrät, dass er sich Gedanken gemacht hat, womit er dir eine Freude bereiten kann (nicht in einen Film, wo er möglichst viele nackte Möpse zu sehen bekommt). Ich wünsche mir ein Date, das mit einem guten Gespräch beginnt, einen süßen, zufriedenstellenden Mittelteil hat und mit langen, bedächtigen Küssen und dem Gefühl, auf Wolken zu schweben, endet.
    Â»Darauf habe ich nicht angespielt. Wir werden uns zusammensetzen, nur wir beide, und über anderes als über Drohungen, Ängste und die Unterschiede zwischen uns sprechen. Wir werden eine deiner Stunden als Freunde verbringen.«
    Mir gefiel die sorgfältige Formulierung nicht. »Eine meiner Stunden?«
    Â»Unsere Stunden sind länger, Sidhe-Seherin. Siehst du, wie offen ich mit dir kommuniziere? Ich erzähle dir von uns. So beginnt Vertrauen.«
    Der Schatten zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich brauchte eine Weile, um zu begreifen, wodurch. Sein Verhalten hatte sich verändert. Er war nach wie vor gierig, aber auch wütend. Ich spürte das genau, wie seinen Hohn Minuten zuvor. Außerdem merkte ich, dass sich sein Zorn nicht gegen mich richtete. Erneut zündete ich ein Streichholz an und betrachtete den Schatten. Nun hatte ich noch vier Streichhölzer und hegte den unangenehmen Verdacht,dass nur V’lane den amorphen Menschenfresser im Zaum hielt.
    War es möglich, dass dieser unnatürlich starke Schatten mich sogar bei Licht verschlingen könnte, wenn V’lane nicht hier wäre? Hatte er das Ding von Anfang an in Schach gehalten?
    Â»Eine Stunde«, stieß ich hervor. »Aber ich nehme den Armreif nicht an. Und du machst mit mir nicht diese Sex-Geschichte. Aber bevor wir anfangen, brauche ich erst mal einen Kaffee.«
    Â»Nicht jetzt. Ich bestimme den Zeitpunkt, MacKayla.«
    Er nannte meinen Namen, als wären wir tatsächlich Freunde. Das passte mir ganz und gar nicht. Ich zündete mein drittletztes Streichholz an. »Prima, dann lös mein Problem.«
    Ich fragte mich, was ich gerade zugestimmt hatte und wie viele Forderungen V’lane noch an mich stellen würde, ehe ich den Schatten loswurde – ich zweifelte nicht, dass er es bis zum letzten Moment hinauszögern wollte, um mich zu ängstigen und zu demütigen –, als er mit spöttischem Ton in der seidenweichen Stimme sagte: »Es werde Licht.« Und plötzlich gingen alle Lampen im Raum an.
    Der Schatten explodierte in unzählige winzige, dunkle Stücke. Sie krabbelten der Nacht entgegen – hektische Kakerlaken, die aus einem zerbombten Raum flohen. Ich spürte den unsäglichen Schmerz des Unseelie-Wesens. Wenn Licht sie nicht vollkommen töten konnte, dann war dies sicherlich die Hölle für sie.
    Nachdem das letzte zitternde Fragment über das Sims huschte, sprang ich auf und schlug das Fenster zu. Die Gasse hinter dem Laden war wieder hell erleuchtet. Und leer.
    V’lane war weg.
    Ich sammelte meine Taschenlampen ein, steckte sie in den Hosenbund und machte eine Runde durch den Laden, um nachzusehen, ob noch irgendwelche Schatten in den dunklen Winkeln oder Schränken lauerten. Ich fand keinen. Alle Lichter, innen und außen, brannten wieder.
    Der Vorfall verstörte mich sehr. So mühelos wie V’lane mir geholfen hatte, so mühelos könnte er mich wieder in Dunkelheit hüllen, wenn ihm danach zumute war – er brauchte nicht einmal einen Fuß ins Haus zu setzen.
    Was vermochte er sonst noch? Wie mächtig war ein königliches Feenwesen? Sollte der Zauberbann nicht verhindern, dass er Einfluss auf physikalische Materie jenseits der Grenze hatte? Apropos Zauberbann – warum hatte er die Schatten nicht abgehalten? Hatte Barrons das Haus nur gegen den Lord Master abgesichert? Wenn er solche Tricks draufhatte, wieso hatte er dann nicht das ganze Gebäude gegen alles geschützt? Außer natürlich gegen den Ladenbesitzer selbst, obwohl es offensichtlich war, dass das Geschäft lediglich als Tarnung diente – Barrons brauchte genauso wenig mehr Geld wie Irland mehr Regen.
    Ich brauchte Antworten, hatte es

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