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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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wollte.
    Gegen halb zwölf Uhr nachts hatte ich die Nase richtig voll. Mit jedem Drink, den Derek in sich hineinkippte, schienen ihm mehr Hände zu wachsen, und sein Benehmen wurde immer unerträglicher. Ich war nicht imstande, mich ihm auf elegante Weise zu entziehen, deshalb erklärte ich ihm in meiner Verzweiflung, ich müsse auf die Toilette, und wollte durch den Hintereingang entwischen. Morgen dannwürde ich ihn anrufen und sagen, mir sei plötzlich schlecht geworden, und falls er sich noch einmal mit mir verabreden wollte, würde ich Ausreden erfinden und lügen. Ich hatte ehrlich keine Lust, noch einen O’Bannion in dieser Stadt gegen mich aufzubringen. Einer hatte mir genügt.
    Er erwischte mich vor der Toilette, schob mich gegen die Wand und küsste mich so brutal, dass ich keine Luft mehr bekam. Eingeklemmt zwischen Ziegelmauer und seinem Körper, wurde mir vom Sauerstoffmangel ganz schwindelig. Noch immer fühlten sich meine Lippen geschwollen und wund an. Ich hatte die Erregung in seinen Augen gesehen und gewusst, dass ihn die Hilflosigkeit einer Frau erst richtig scharf machte. Ich erinnerte mich an das Restaurant seines Bruders, an die sorgfältig aufgetakelten Frauen, die unter der Knute ihrer Männer standen. Es war den Kellnern verboten, einer Frau ein Essen oder ein Getränk zu servieren, es sei denn, ein Mann hatte es für sie bestellt. Die O’Bannions waren keine netten Männer.
    Als ich mich endlich frei gekämpft hatte, machte ich eine Szene, beschuldigte ihn lautstark, sich mir aufgezwungen zu haben, obwohl ich ein Dutzend Mal gesagt hatte, dass ich nicht an ihm interessiert sei. Wäre er ein anderer gewesen, hätten ihn die Türsteher aus dem Club geworfen, aber in Dublin setzte niemand einen O’Bannion auf die Straße. Stattdessen komplimentierten sie mich nicht gerade sanft hinaus. Der Inspector, der mir die ganze Zeit am Hintern geklebt hatte, beobachtete die Szene mit verschränkten Armen, ohne auch nur einen Finger zu rühren.
    An diesem Abend hatte ich mir noch einen Feind in Dublin gemacht, als hätte ich nicht schon genug.
    Dennoch hatte ich mein Ziel erreicht und das war weiß Gott nicht leicht gewesen.
    Als ich aus dem Fenster geschaut und gesehen hatte, wieDerek O’Bannion direkt auf ein tödliches Rendezvous mit den Schatten zusteuerte, wollte ich nichts anderes tun, als das Ladenschild umdrehen, die Tür zuschließen und es mir mit einem guten Buch gemütlich machen – so tun, als würde sich da draußen überhaupt nichts Schreckliches abspielen. Aber wie es scheint, habe ich diese Waagschalen in mir, von denen ich bisher nicht einmal etwas geahnt hatte, und ich kann dieses Gefühl nicht abschütteln, dass ich sie im Gleichgewicht halten muss, wenn ich nicht etwas verlieren will, was ich nie wieder zurückbekommen würde.
    Deshalb zwang ich mich, den Buchladen zu verlassen und in die rasch dunkel werdende Dämmerung zu laufen. Ich verdrehte die Augen, als mein Blick auf den Inspector fiel, und biss die Zähne fest zusammen, um die Angst zu unterdrücken, die mich jedes Mal erfasste, wenn ich das fürchterliche schwarze wartende Gespenst zu Gesicht bekam. Ich reckte mein Kinn ein Stück weiter vor und ging an dem Geist vorbei, als wäre er gar nicht da – und soweit ich es beurteilen konnte, war er auch nicht da, denn Jayne ignorierte ihn und O’Bannion hatte sich nicht nach ihm umgedreht. Andererseits zog ich mein Jäckchen ein wenig weiter herunter, um ein schockierend freizügiges Dekolleté zu zeigen und O’Bannion zum Umdrehen zu bewegen. Ich tat für den einen Bruder das, was ich bei dem anderen versäumt hatte, und die Waagschalen in meinem Inneren balancierten sich ein wenig aus.
    Ich hoffte, dass er seine Suche morgen bei Tageslicht fortsetzen und auf dem Weg nicht bei mir vorbeischauen würde. Falls er sich doch entscheiden sollte, am Abend noch einmal in die Dunkle Zone zu gehen, hatte ich wenigstens mein Bestes getan, um ihn davon abzuhalten. Ehrlich gesagt, ich war mir nicht sicher, ob die Welt tatsächlich einen O’Bannion brauchte. Dad sagt, die Hölle hätte einenspeziellen Platz für Männer, die Frauen missbrauchten. Es gibt Unseelie-Monster und menschliche.
    Â»Hat er gut geküsst, Miss Lane?«, fragte Barrons, der mich nicht aus den Augen ließ, während ich an den vergangenen Abend dachte.
    Ich wischte

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