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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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 … Geschäftspartnern meines Bruders. Ich dachte, Sie wüssten vielleicht, seit wann sie da parken und warum. Dass Sie etwas gesehen oder gehört haben. War noch ein vierter Wagen hier? Eine exklusive Limousine?«
    Wieder schüttelte ich den Kopf. »Ich gehe nur ganz selten durch die Hintertür aus dem Haus und auf Autos achte ich überhaupt nicht. Mein Boss bringt regelmäßig den Abfall raus. Ich arbeite nur hier und bleibe nach Möglichkeit die meiste Zeit im Laden. So kleine Gassen machen mir Angst.« Ich quatschte dummes Zeug und biss mir leicht auf die Innenseite der Wange, um den Redefluss einzudämmen. »Haben Sie schon mit der Polizei gesprochen?«, half ich ihm weiter. Geh zu den Cops, überlass alles Weitere ihnen, beschwor ich ihn im Stillen.
    Derek O’Bannions Lächeln war messerscharf. »Wir O’Bannions behelligen die Polizei nicht mit unseren Problemen. Wir können unsere Angelegenheiten selbst regeln.« Er musterte mich mit klinischer Sachlichkeit – vorbei war es mit dem Flirten. »Wie lange arbeiten Sie schon hier?«
    Â»Drei Tage«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    Â»Sie sind neu in der Stadt?«
    Â»Mhm.«
    Â»Wie heißen Sie?«
    Â»Mac.«
    Er lachte. »Sie sehen nicht aus wie eine Mac.«
    Bot er mir eine Fluchtmöglichkeit auf sicheres Terrain? »Und nach was sehe ich dann aus?«, fragte ich unbekümmert, lehnte eine Hüfte an die Theke und bog den Rücken ein bisschen durch. Diese Pose forderte ihn auf, wieder mit mir zu flirten.
    Er betrachtete mich von Kopf bis Fuß. »Nach Ärger«, sagte er nach einem Moment mit einem feinen, erotisch angehauchten Lächeln.
    Ich lachte. »Der Eindruck täuscht.«
    Â»Zu schade«, konterte er. Mir entging nicht, dass er nicht ganz bei der Sache war und alles andere als Flirten im Sinn hatte. Er dachte an seinen Bruder und an etwas anderes, was ich nicht ergründen konnte; er war auf der Jagd nach der Wahrheit, nach Vergeltung. Welche Laune des Schicksals hatte mich und diesen Mann zu verwandten Seelen gemacht? Oh, Entschuldigung – es waren keine Launen und auch nicht das Schicksal. Ich hatte ihm das hier eingebrockt.
    Er holte eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche und beförderte einen Stift zutage, um etwas auf die Rückseite zu kritzeln. »Falls Sie etwas hören oder sehen, würden Sie mir bitte Bescheid geben, Mac?« Er nahm meine Hand, drehte die Handfläche nach oben und drückte einen Kuss darauf, ehe er mir die Karte reichte. »Jederzeit. Tag und Nacht. Gleichgültig, wie unbedeutend Ihnen die Information auch vorkommt.«
    Ich nickte.
    Â»Ich glaube, er ist tot«, fuhr Derek O’Bannion fort. »Und ich werde den Scheißkerl umbringen, der ihm das angetan hat.«
    Wieder nickte ich.
    Â»Er war mein Bruder.«
    Ich nickte ein drittes Mal. »Meine Schwester wurde auch getötet«, platzte ich heraus.
    Er betrachtete mich mit neuem Interesse. Plötzlich war ich mehr für ihn als eins von vielen koketten, hübschen Mädchen. »Dann können Sie meine Rachegelüste bestimmt nachvollziehen«, meinte er leise.
    Â»Ja, das kann ich«, bestätigte ich.
    Â»Rufen Sie mich an, Mac«, wiederholte er noch mal. »Ich glaube, ich mag Sie.«
    Ich sah ihm schweigend nach, als er ging.
    Sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, rannte ich ins Badezimmer, sperrte mich ein, lehnte mich an die Tür und starrte mein Spiegelbild an, während ich versuchte, die zwei Gegensätze unter einen Hut zu bringen.
    Ich jagte das Monster, das meine Schwester getötet hatte. Ich war das Monster, das seinen Bruder getötet hatte.

    Als ich aus dem Bad kam, sah ich mich um und atmete erleichtert auf – kein Kunde war in der Zwischenzeit in den Laden gekommen. Ich hatte vergessen, das Schild BIN GLEICH ZURÜCK an die Tür zu hängen, das ich gestern extra für meine Toilettengänge gemalt hatte.
    Ich lief zur Ladentür, um abzusperren. Wieder einmal machte ich vorzeitig zu. Barrons musste sich damit abfinden. Es war ja nicht mehr lange bis zum offiziellen Ladenschluss und Barrons brauchte das Geld bestimmt nicht.
    Als ich das Schild umdrehte, beging ich den Fehler, einen Blick auf die Straße zu werfen.
    Es war schon fast dunkel – die Tageszeit, die man Abenddämmerung nennt.
    Inspector Jayne saß auf einer Bank schräg gegenüber

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