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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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einmal schlug ich das Tagebuch auf. Ich bin eine Lun, schrieb ich. Und ich weiß vom Lord Master und dem Sinsar  …
    Dani riss mir das Buch aus der Hand und zerfetzte dieSeite, ehe ich auch nur zwinkern konnte. Sie war so fix, dass mein Stift noch über einer Seite schwebte, die gar nicht mehr da war, und ich den Buchstaben D malte.
    Kein normales Lebewesen konnte sich so schnell bewegen. Sie reagierte mit unmenschlicher Geschwindigkeit. Ich forschte in dem kessen Mädchengesicht. »Was bist du?«
    Â»Dasselbe wie du. Latente Talente erwachen in der Not«, sagte sie, ohne mich aus den Augen zu lassen. »Du hast deine Talente, ich habe meine. Jeden Tag lernen wir mehr über das, was wir einst waren und wieder werden.«
    Â»Du hast zugelassen, dass ich dich einhole«, warf ich ihr vor. Sie hätte mir im Nu davonlaufen können. Was machte ich mir vor? Dieses Kind konnte wahrscheinlich über niedrige Gebäude springen.
    Â»Und?«
    Â»Wieso?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich hätte es nicht tun sollen, aber ich war neugierig. Rowena hat ein paar von uns losgeschickt, um dich zu suchen und herauszufinden, wo du wohnst. Natürlich bin ich die Erste, die dich entdeckt hat. So wie sie von dir sprach, hätte man meinen können, dass du sehr mächtig bist.« Sie bedachte mich mit einem verächtlichen Blick. »Ich kann das nicht erkennen.«
    Â»Wer ist Rowena?« Ich hatte da so eine Ahnung und sie gefiel mir nicht.
    Â»Alte Frau. Silbernes Haar. Sieht gebrechlich aus, ist es aber nicht.«
    Genau wie ich vermutet hatte – die alte Frau, der ich an meinem ersten Abend in Dublin begegnet war und die mich ihren Zorn hatte spüren lassen, als ich das erste Feenwesen, das ich je zu Gesicht bekommen hatte, zu lange angestarrt hatte. Später stand sie tatenlos daneben, als mich V’lane im Museum beinahe vergewaltigt hätte, anschließend warsie mir gefolgt und hatte behauptet, ich sei ein adoptiertes Kind.
    Â»Bring mich zu ihr«, forderte ich. Diese Frau war mir verhasst, weil sie meine heile Welt auf den Kopf gestellt hatte. Ich brauchte Wahrheiten von ihr. Sie nannte mich eine O’Connor und erwähnte eine Patrona. Wusste sie, woher ich kam? Den nächsten Gedanken ließ ich kaum zu; er ängstigte mich so sehr, wie er mich faszinierte, fühlte sich an wie Betrug an meinen Eltern und allem, was ich in den letzten zweiundzwanzig Jahren gewesen war. Hatte ich Blutsverwandte in Irland? Eine Cousine, einen Onkel – oder vielleicht sogar eine Schwester?
    Â»Rowena wird den Zeitpunkt selbst bestimmen«, erklärte Dani. Als sich mein Gesicht verfinsterte und ich zu argumentieren anfangen wollte, trat sie einen Schritt zurück und hob die Hand. »Hey, sei nicht sauer auf mich. Ich bin nur die Botin. Und sie wird mir die Ohren lang ziehen, weil ich dir überhaupt eine Botschaft übermittelt habe.« Sie grinste strahlend. »Aber sie wird sich schon wieder beruhigen. Sie hält mich für das Miauen einer Katze. Ich habe siebenundvierzig getötet.«
    Getötet? Sprach sie von Feenwesen? Womit tötet dieses überhebliche Kind die Feen?
    Sie drehte sich um und rannte davon – ihre Füße schienen Flügel zu haben, so schnell war sie. Ich hätte keine Chance gehabt, sie noch einmal einzuholen. Warum hatte ich nicht diese Geschwindigkeit? Ich hätte das schon ein Dutzend Mal gebrauchen können.
    Â»Mac«, rief sie über die Schulter, »noch eins – und wenn du Rowena verrätst, dass ich dir das gesagt habe, werde ich lügen. Aber du musst es wissen. Unter uns gibt es keine Männer. Es hat nie welche gegeben. Was immer dein Arbeitgeber ist, er ist keiner von uns.«
    Ich ging zurück zum Temple-Bar-Bezirk mit der Musik, die aus offenen Fenstern dröhnte, und den ausgelassenen Leuten, die aus den Pubs stolperten.
    Als ich zum ersten Mal durch diesen Teil der Stadt lief, hatte ich anerkennende Pfiffe geerntet, und das hatte mir geschmeichelt. Ich gehörte zu den Mädchen, die sich auffallend kleideten und mit genau den richtigen Accessoires schmückten, um Aufmerksamkeit zu erregen. Heute, in meinen viel zu weiten Klamotten und den Tennisschuhen, mit den vom Regen platt gedrückten Haaren und ohne Make-up, fiel ich überhaupt nicht auf und dafür war ich dankbar. Das Einzige, wofür ich mich heute interessierte, war in meinem Kopf – meine Gedanken

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