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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Schwester und wartete darauf, dass ich mit ihr spielte. Sie trug ihren neongrünen Lieblingsbikini, und ihren blonden Pferdeschwanz hatte sie durch das Loch der Ron-Juan-Kappe gezogen, die sie in den Frühlingsferien vor zwei Jahren in Key West geschenkt bekommen hatte.
    Ich fing an zu weinen.
    Alina sah mich erschrocken an. »Mac, Liebes, was ist mit dir?« Sie ließ den Volleyball fallen, duckte sich unter dem Netz hindurch und kam auf mich zugelaufen. »Was ist? Hat dir jemand wehgetan? Ich trete ihm in seine froschige Petunie . Sag mir, wer es war. Was hat er mit dir gemacht?«
    Ich schluchzte und sah zitternd vor Trauer zu meiner Schwester auf.
    Sie fiel neben mir auf die Knie. »Mac, du bringst mich um. Sprich mit mir. Was ist los?« Sie schlang die Arme um mich, und ich weinte an ihrer Schulter, eingehüllt in eine Wolke Pfirsichshampoo, Beautiful-Parfüm, Hawaiian-Tro-pic-Sonnenöl und den Geruch von Kaugummi, den sie am Strand immer kaute, damit Mom später das Bier nicht in ihrem Atem roch.
    Ich spürte ihre Wärme und ihre samtweiche Haut.
    Ich berührte sie.
    Ich krallte die Finger in ihren Pferdeschwanz und schluchzte.
    Ich vermisste ihr Haar. Ich vermisste meines. Sie fehlte mir genau wie mein altes Ich.
    Â»Sag mir, wer dir das angetan hat«, sagte sie; mittlerweile weinte sie auch. Uns beiden war es immer schwergefallen, die andere weinen zu sehen, und jedes Mal heulten wir beide. Dann versprachen wir uns hoch und heilig, bis in alle Ewigkeit füreinander einzustehen und gegenseitig auf uns aufzupassen. Heute wusste ich, dass wir uns diese Eide geschworen hatten, seit sie drei und ich ein Jahr alt war, seit wir in eine Welt gebracht worden waren, die nicht die unsere war. Und allmählich kam ich dahinter, dass man uns dort verstecken wollte.
    Â»Bist du das wirklich, Alina?«
    Â»Sieh mich an, Junior.« Sie wich ein wenig zurück und wischte erst mir, dann sich selbst die Tränen mit einem Handtuch ab. »Ich bin’s. Wirklich. Ich bin hier. Gott, wie sehr hab ich dich vermisst!« Sie lachte wieder und diesmal fiel ich mit ein.
    Wenn man jemanden, den man liebt, plötzlich und ohne Vorwarnung verliert, träumt man davon, ihn noch einmal, ein einziges Mal wiederzusehen. Nach der Beerdigung hatte ich jeden Abend wach in meinem Zimmer gelegen und Alina über den Flur »Gute Nacht« zugerufen, obwohl ich wusste, dass sie mir nie wieder antworten würde.
    Ich hatte Fotos von ihr an meine Brust gedrückt und mir ihr Gesicht bis in alle Einzelheiten ins Gedächtnis gerufen, als könnte ich es, wenn ich es ganz genau vor mir sehe, mit in meine Träume nehmen und es als Kompass nutzen, der mich zu ihr führte.
    In manchen Nächten konnte ich ihr Gesicht nicht sehen und flehte sie weinend an, zu mir zurückzukommen. Ich machte Gott alle möglichen Angebote – er lässt sich übrigens nicht auf so etwas ein. In meiner Verzweiflung versuchte ich Deals mit allen und jedem abzuschließen.
    Da waren das Muttermal auf ihrem linken Wangenknochen –ich berührte es – und die Sommersprossen auf der Nase, über die sie sich so sehr ärgerte, die winzige Narbe auf der Oberlippe – als Kind hatte ich ihr aus Versehen mit einer Gitarre auf den Mund geschlagen. Da waren die strahlenden grünen Augen mit den goldenen Sprenkeln und das lange blonde Haar, das meinem von früher so ähnlich war.
    Sie trug die kleinen silbernen Herzohrringe, für die ich sechs Monate gespart hatte, um sie ihr zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag bei Tiffany’s zu kaufen. Dies war Alina bis zu den mit ihrer Lieblingsfarbe lackierten Zehennägeln. Die Farbe biss sich schrecklich mit der des Bikinis und das sagte ich ihr auch.
    Sie lachte und lief über den Sand. »Komm, Junior, lass uns spielen.«
    Ich blieb lange wie angewurzelt sitzen.
    Alle Gedanken, die mir in diesem Moment durch den Kopf gingen, kann ich gar nicht wiedergeben. Das ist nicht real – es kann nicht sein. Vielleicht ist sie es doch. Möglicherweise ist es gefährlich. Könnte dies meine Schwester in einer anderen Dimension sein, eine andere Version von ihr, aber trotzdem Alina? Beeil dich und frag sie nach ihrem Tagebuch, dem Lord Master und nach den Ereignissen in Dublin. Nein – stell ihr lieber keine Fragen, sonst verschwindet sie womöglich. All das kam mir in den Sinn und mündete in eine Richtung: Spiel mit

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