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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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zusammengestanden und geplaudert, Miss Lane? Sie waren plötzlich wie vom Erdboden verschluckt, und ich hatte keinen blassen Schimmer, wo Sie abgeblieben sein könnten. Wir haben kurzen Prozess miteinander gemacht und sind unserer Wege gegangen.«
    Mir war schleierhaft, was »kurzer Prozess« für Barrons hieß. Ich schaute aus dem Fenster und sah, dass wir den Temple-Bar-Bezirk durchquerten. Die Kriminalitätswelle hatte das Amüsierviertel (den Craic -Bezirk, wie es die Iren sagten) noch nicht erfasst. Hier herrschte reges Treiben wie immer.
    Und es wimmelte vor Unseelie.
    Mindestens einer kam auf zwanzig Menschen. Hoffentlich hieß das, dass sie das Touristenviertel bevorzugten und nicht ganz Dublin so verseucht war. Es waren deutlich mehr Unseelie unterwegs als noch vor ein paar Tagen – vor einem Monat  –, als ich das letzte Mal durch die Kopfsteinpflasterstraßen gegangen war. »O Gott, der Lord Master hat mehr hierhergebracht, während ich weg war. Viel mehr.«
    Barrons nickte. »Irgendwie. Aber nicht durch das Portal in der L A R UHE . Er muss irgendwo ein neues errichtet haben. Die aufrechten Steine und das Lagerhaus wurden zerstört. Es sieht aus, als hätte jemand eine Bombe darauf geworfen.«
    Ich kniff die Augen ein wenig zusammen. Gerade hatte ich das zarte, durchsichtige Feenwesen entdeckt, das sich an dem Tag, an dem ich Dani begegnet war, am Rand des Brunnens gesonnt hatte. Es stand vor einer Bar inmitten einer Menschengruppe. Ich beobachtete, wie es noch transparenter wurde und einen bebenden Schritt auf eine kurvige, lächelnde Brünette zumachte, sich umdrehte – und indie Haut der Frau schlüpfte, als würde es sich einen Mantel anziehen.
    Die Augen der Brünetten weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde, dann bewegte sie den Kopf wie ein Hund, der etwas abschütteln will. Doch das Feenwesen blieb in ihrem Körper. Ich drehte mich nach hinten, als wir vorbeifuhren, um das Ganze durch die Heckscheibe weiterzuverfolgen. Nichts trat aus der Frau. Ich streckte meine Sidhe -Seher-Sinne aus wie Fühler, versuchte, die menschliche Hülle zu durchdringen und das Feenwesen darin zu erkennen.
    Es gelang mir nicht. Ich konnte das Feenwesen weder sehen noch fühlen. Ich mochte ihren Glamour durchdringen, aber ein Feenwesen in menschlicher Haut konnte ich nicht ausmachen. Bis zu diesem Moment hatte ich nicht gewusst, dass die Feenwesen auf diese Weise Besitz von Menschen ergreifen konnten.
    Ich betrachtete die Brünette, bis sie außer Sicht war. Sie lächelte nicht mehr. Ich rätselte, welchen fürchterlichen Vorgang ich gerade beobachtet hatte und ob ich das überhaupt wissen wollte. »Ich weiß. Das hat V’lane für mich getan«, klärte ich Barrons geistesabwesend auf.
    Einen Moment herrschte Stille. Ich schaute zu ihm und hätte schwören können, Dampf aus seinen Ohren kommen zu sehen. »Zu schade, dass er an dem Tag, an dem Sie um ein Haar gestorben wären, nicht da war, Miss Lane«, erwiderte er unterkühlt.
    Â»Er war da, um mir die Schatten vom Leibe zu halten. Und wo waren Sie?«
    Â»Und er hat einen Preis gefordert. Ich verlange keine Gegenleistung. Und ich versuche auch nicht, Sie jedes Mal, wenn ich Sie sehe, flachzulegen.«
    Â»O doch, das tun Sie. Sie verlangen eine Gegenleistung,meine ich. Sie haben mich zum Feenobjekt-Detektor gemacht. Sie beide stecken mich in anrüchige Kleidung, kommandieren mich herum und erklären mir nur das, das nötig ist, um zu kriegen, was ihr wollt. Er hat mir einen Armreif angeboten, genau wie Sie. Sie hatten Erfolg damit. Sie sind nicht anders als er. Ihr beide benutzt mich. So, wie ich es sehe, habt ihr mir alle zwei einmal das Leben gerettet. Damit steht es meiner Meinung nach unentschieden zwischen euch.«
    Barrons trat so abrupt auf die Bremse, dass der Sicherheitsgurt in meine Brüste schnitt. Hätten wir in einem moderneren Wagen gesessen, dann hätte ich in den Airbag gebissen. Barrons streckte die Hand aus und stieß meine Tür auf. »Wenn Sie das wirklich glauben, Miss Lane, dann steigen Sie aus.«
    Ich schaute in die Nacht. Inzwischen hatten wir den Temple-Bar-Bezirk hinter uns gelassen und befanden uns in einer Wohngegend mit Geschäften und Werkstätten – hier waren die Straßen um diese Zeit wie leer gefegt. Selbst mit Taschenlampen und dem Speer würde ich nicht gern

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