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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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angebunden. Plötzlich wirbelte er herum und schlug mit der Faust gegen die Wand – es war ein vorsichtiger, kontrollierter Schlag, mit dem er seiner Wut Luft machte. Putz rieselte aus der Mauer und ein Stück Holz brach aus der Verschalung. Barrons lehnte sich schwer atmend an die Wand. »Sie haben keine Ahnung, wie lange ich bereits auf der Jagd nach diesem verfluchten Ding bin.«
    Ich wurde ganz ruhig. »Warum erzählen Sie es mir nicht?« Was könnte er sagen? Zehn Jahre?
    Zehntausend?
    Sein Lachen klang harsch – ein Laut, als würde man Ketten über einen Knochenhaufen zerren. »Also, Miss Lane?«, drängte er. »Was geschieht mit Ihnen, wenn Sie ihm nahe kommen?«
    Ich schüttelte den Kopf und bedauerte es augenblicklich. Ich war Barrons’ Ausflüchte leid, aber der Kopfschmerz hielt mich fest im Griff und durchpflügte regelrecht den Bereich hinter den Augen, deshalb machte ich sie zu. Eines Tages würde ich meine Antworten bekommen – so oder so. Vorerst wollte ich ihm seine geben, in der Hoffnung, dass er mein schmerzhaftes Problem und meine Unfähigkeit, mich dem Buch zu nähern, das ich nach dem Letzten Willen meiner Schwester finden musste, analysieren konnte.
    Â»Es trifft mich unvermittelt und mit solcher Wucht, dass mir keine Zeit bleibt, darüber nachzudenken. Ich weiß nur, dass es mir in einer Sekunde blendend geht, und in der nächsten quälen mich solche Schmerzen, dass ich alles tun würde, um der Tortur zu entkommen. Barrons, wenn ich das Bewusstsein nicht verlieren und dieser Zustand längerandauern würde, dann würde ich Sie, glaube ich, bitten, mich zu töten.« Ich schlug die Augen auf. »Aber es ist komplexer als das. Es ist, als wäre das, was ich spüre, eine Verfluchung für alles, was ich bin. Oder als wären wir Pol und Gegenpol zugleich oder die jeweilige Antithese. Wir können nicht denselben Raum einnehmen. Wie zwei Magneten, die sich gegenseitig abstoßen, aber es stößt mich mit solcher Gewalt ab, dass es mich beinahe zerquetscht.«
    Â»Gegensätzliche Pole«, murmelte Barrons. »Ich frage mich  …«
    Â»Was?«
    Â»Wenn man den Gegensatz abschwächt, stößt es dann immer noch ab?«
    Â»Ich sehe keine Möglichkeit, die Kraft des Buches abzuschwächen, Barrons, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich viel stärker werden könnte.«
    Er wartete, bis mein Verstand richtig auf Touren kam.
    Meine Miene verdüsterte sich. »Sie meinen, Sie wollen mich schwächen? Mich ein wenig böser machen, damit mich das Buch in seine Nähe lässt? Dann wäre ich böse, würde das böse Buch in die Hände bekommen und wahrscheinlich böse Dinge tun. Wir würden die Schlacht gewinnen und den Krieg verlieren.«
    Â»Vielleicht kämpfen wir beide, Sie und ich, in unterschiedlichen Kriegen, Miss Lane.«
    Wenn er glaubte, dass böse zu werden eine Lösung und kein Problem war, dann hatte er recht – wir kämpften in verschiedenen Kriegen.

Dreizehn
    Â»Was, zur Hölle, geht da vor in eurer Hintergasse?«
    Ich schaute auf. Dani stand in der Ladentür; die frühe Nachmittagssonne vergoldete ihre roten Locken und tauchte ihr zartes Gesicht in weiches Licht. Das freche, lebhafte Mädchen trug eine Uniform – eine hellgrüne Hose und ein weiß-grün gestreiftes Baumwollhemd, dessen Tasche ein Kleeblatt als Emblem und die Buchstaben PHI zierten. Sie sah niedlich aus, süß und unschuldig, aber ich war klüger. Ich wusste nicht, was mich mehr erschreckte – Danis Erscheinen oder die Sonne. Beides hatte sich an mich herangeschlichen, während ich las und in die Neuigkeiten des Tages vertieft war.
    Ich widmete mich wieder der grausamen Story. Ein Mann hatte seine gesamte Familie umgebracht – Frau, Kinder, Stiefkinder und sogar den Hund –, dann war er mit dem Auto durch die halbe Stadt gefahren und mit achtzig Meilen die Stunde gegen einen Brückenpfeiler gerast – nicht weit von der Stelle entfernt, an der Barrons und ich letzte Nacht waren. Freunde und Nachbarn der Familie konnten sich die Tat genauso wenig erklären wie die Kollegen des Mannes. Er war ein liebender Ehemann, ein fleißiger Angestellter bei einem lokalen Kreditinstitut und ein mustergültiger Vater gewesen, der sich Zeit für seine Kinder nahm und alle Sport- und

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