Im Reich des Vampirs
ihm die gröÃten Vorteile versprach?Wollte er das Buch in seinen Besitz bringen, um es dann dem Meistbietenden zu verkaufen?
Dann war da noch die Frage, wie er vorhatte, das Buch zu berühren, falls er es jemals finden sollte. Das Sinsar Dubh war so teuflisch, dass es jeden, der damit in Kontakt kam, bis ins Mark verdarb. Glaubte er, er könnte sich mit Tätowierungen gegen den bösen Einfluss schützen? War das möglich?
Ich rieb mir die Stirn und kippte meinen Whisky herunter. Er brannte in meiner Kehle, und ich klopfte mir mit der Faust auf die Brust, ehe ich Luft holte.
Das einzig Sichere an Jericho Barrons war, dass nichts sicher war. Da ich, was ihn betraf, mehr Fragen als Antworten hatte, konnte ich ihn auf keiner Seite des Spielbrettes platzieren.
Vâlane stand also auf ungewissem Posten bei den Guten, Barrons an der Seitenlinie â blieb noch Rowena. Sie war schwierig. Eigentlich müsste Rowena jemand sein, den ich reinen Gewissens auf meine Seite stellen sollte, und wenn es nur darum ginge, dass sie gegen die Unseelie und die Feen im Allgemeinen eingenommen war, dann könnte ich es tatsächlich. Das Problem war, dass ich nicht das Gefühl hatte, mein Wohl würde ihr am Herzen liegen.
Von Vâlane und Barrons wusste ich, dass sie mich lebend wollten und die Fähigkeit hatten, dafür zu sorgen, dass es so blieb. Bei Rowena hatte ich Zweifel. Wie weit würde sie gehen, wenn sie glaubte, dass es eine Würdigere â und Formbarere â als mich gab, die die beiden S und das P besser mit meinem Speer schützen konnte? Wenn Menschen der Ruchlosigkeit der Feenwesen mit gleicher Ruchlosigkeit begegneten, was unterschied uns dann von ihnen? Musste es nicht etwas geben, womit wir uns von ihnen abgrenzten? Wäre es wirklich meine Pflicht gewesen, auf eineFrau zuzugehen und sie zu töten, weil ein Feenwesen von ihr Besitz ergriffen hatte, ohne mich zuerst zu vergewissern, ob es eine Möglichkeit ab, die Besessene auf andere Weise zu befreien? Träumte ich heute Nacht von den Toten, die ich verschuldete, weil ich nichts unternommen hatte?
Ãber Rowena nachzudenken war belastend. Ich fügte eine kleine FuÃnote zu meinen Notizen hinzu: Wenn sie nicht die Grand Mistress ist, wer ist sie dann?
Ich widmete mich den unbedeutenderen Spielern wie Mallucé, der für den Lord Master gearbeitet und ihn hintergangen hatte. Barrons sagte, auch in dem Monat meiner Abwesenheit hätte man weder von ihm gehört noch ihn gesehen â meiner Meinung nach konnte das nur heiÃen, dass die Trauerfeier durchaus einen realen Grund gehabt hatte und er wirklich tot war. Falls er das, was Barrons und ich ihm angetan hatten, überlebt hätte, müsste er sich seinen Anbetern längst gezeigt haben. Ich fragte mich, ob der Lord Master einen neuen Untertan hatte, der ihm zu Diensten war. Ich fegte Mallucé vom Brett. Einer weniger.
Die McCabes, OâBannions und verschiedenen anderen Sammler von Feenartefakten spielten meiner Ansicht nach nicht mit. Nur diejenigen, die das Sinsar Dubh suchten und für eine der Hauptfiguren agierten, verdienten ein eigenes Karree auf dem Brett.
Alle Unseelies in unserer Welt machte ich zu Bauernfiguren in meinem Spiel. Ihre primäre Aufgabe schien zu sein, ihren perversen Appetit zu stillen, die Menschen auszuspionieren und Chaos zu verursachen, während der Lord Master sein privates Ziel verfolgte. Sie sollten ihm dienen, wenn er letztendlich alles, was er sich vorstellte, erreicht hatte. Falls es ein Unseelie geben sollte, das mächtiger war als die anderen, dann war es mir entweder noch nicht begegnet, oder es tarnte sich so gut, dass ich es nicht erkannte.
Ich hielt mit dem Schreiben inne und dachte an die Mitspieler hinter den Kulissen, die sich noch nicht hatten blicken lassen.
Die Seelie-Königin, kritzelte ich. Vâlane hatte gesagt, dass sie das Sinsar Dubh an sich bringen wollte, aber warum? Brauchte sie es, um die Unseelie wieder in ihre Grenzen zu verweisen? Konnte der Zauber, den es enthielt, ihre finsteren Artgenossen einschränken? Was genau war das Sinsar Dubh? Ich wusste, dass es ein Buch über die schwarze Magie war, dass es der Unseelie-König verfasst hatte, aber was bewirkte es? Warum waren alle so dahinter her? Hatte jeder Spieler eine andere Verwendung dafür? Welche Magie und Zaubereien waren darin beschrieben? War es tatsächlich so abgrundtief böse, dass es
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