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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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keine Substanz!
    Lachend machte er einen Schritt auf mich zu. Jetzt, da ich wusste, dass er real war, spürte ich seine Bosheit, einen düsteren, pulsierenden Hass, den er kaum unter der schwarzen Kutte halten konnte. Und dieser Hass war auf mich gerichtet, nur auf mich.
    Ich starrte das Gespenst ungläubig an und holte noch immer mühsam Luft. Es schmerzte. Meine Brust war eng, die Lunge wie zugeschnürt.
    Man hatte mich ausgetrickst. Mich zu dem Irrglauben verlockt, dieser Feind sei kein Feind, bis er bereit war zuzuschlagen. Hatte er mich die ganze Zeit ausspioniert? Mich beobachtet und auf den richtigen Augenblick gewartet?
    Ich hatte ihn angesprochen, ihm meine Sünden gebeichtet. Was war er?
    Ich keuchte heftig.
    Der Sensenmann näherte sich mit raschelnder Robe.
    Ich spürte eine Feenaura  … und doch wieder nicht. Vielleicht konnte ich das Wesen vernichten, vielleicht auch nicht.
    Es schwang die Sense. Ich machte einen Satz nach vorn. Es wirbelte herum und parierte, ich duckte mich weg und sprang. Der Holzstiel fuhr zischend durch die Luft, undich wusste, dass meine Knochen pulverisiert würden, sollte mich einer dieser Schläge treffen.
    Der Kuttenmann versuchte nicht, mich mit der Sensenklinge zu verletzen. Er wollte mich zerschmettern. Warum? Hatte er einen besonderen Tod für mich geplant?
    Während wir unseren makabren Walzer tanzten, strömten Rhino-Boys in die Gasse – die Soldaten hatten uns gefunden.
    Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis ich von Unseelie umringt war. Dann war mein Schicksal besiegelt. Ich könnte sie erstarren lassen, aber es waren zu viele. Irgendwann würden sie mich überwältigen. Ich brauchte Dani und ich brauchte Barrons. Die Soldatenhorde würde mich mitreißen und zu ihrem Meister bringen.
    Ich tat das Einzige, was mir in den Sinn kam: Wenn gar nichts mehr hilft, such dir den Leitwolf aus. Zu diesem Zeitpunkt war ich ziemlich sicher, dass Schnitter Tod – den ich bis dahin sträflich unterschätzt hatte – der Anführer war und sich bisher nur im Hintergrund gehalten hatte.
    Ich griff das Gespenst an.
    Es parierte meine Attacke mit unmenschlicher Geschwindigkeit und die Sense traf mich. Die Knochen in meinem Handgelenk zersplitterten. Als ich auf die Knie fiel, gelang es mir trotz der höllischen Schmerzen mit der anderen Hand in die Kutte zu greifen.
    Das Wesen erstarrte nicht.
    Genau genommen, das, was ich berührte, war nicht  … ganz stabil.
    Mit fünf Jahren hatte ich ein totes Kaninchen in meinem Spielhaus gefunden. Ich vermute, es hatte den Ausgang nicht mehr gefunden und war verhungert. Es war Frühling, also noch nicht sehr heiß, und das Tier zeigte keine Spuren von Verwesung – zumindest nicht auf der sichtbaren Seite.Es sah so hübsch aus, wie es auf meiner Decke lag – das seidige Fell, der buschige Schwanz und das rosa Näschen. Ich dachte, es würde schlafen, und wollte es hochheben, um es meiner Mom zu zeigen und zu fragen, ob ich es behalten durfte. Meine kleinen Hände drangen tief in den Kadaver ein, in gelbliches schmieriges Fleisch.
    Ich hatte gehofft, nie wieder so etwas zu riechen oder zu fühlen.
    Aber jetzt roch ich und fühlte es.
    Meine linke Hand glitt durch das Fleisch in den Bauch meines Widersachers.
    Aber das Ding war nicht vollkommen verwest. Der Arm war nicht weich, als er sich um meinen Hals legte, sondern hart wie ein Stahlband.
    Ich trat schreiend um mich, kämpfte und biss, aber das Ding war unglaublich stark. Was war das? Wogegen wehrte ich mich? Wie leicht hatte ich mir etwas vorgemacht! Der Sensenmann musste sich ins Fäustchen gelacht haben, als ich ihm die Sünden aufgezählt hatte, die auf meinem Gewissen lasteten. Wo war mein Speer?
    Zum zweiten Mal in kürzester Zeit bekam ich keine Luft mehr. Das Gespenst erstickte mich.
    Ich starrte hinauf zum ledrigen Bauch des Jägers, als ich starb.

Sechzehn
    Wie Sie sicher schon ahnen, bin ich nicht wirklich gestorben. Mich hatte also nicht dasselbe Schicksal ereilt wie meine Schwester, allein in einer öden, schmutzigen Gasse durch die Bosheit von Monstern im dunklen Herzen von Dublin mein Leben aushauchen zu müssen.
    Meine Eltern mussten nicht schon wieder einen Leichnam am Flughafen in Empfang nehmen. Wenigstens noch nicht.
    Ich dachte, mein Leben sei zu Ende. Wenn die Blutzufuhr zum Gehirn durch einen Würgegriff abgeschnitten wird, dann weiß

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