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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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fürchterlich dünne Geschöpfe mit riesigen, hungrigen, feuchten Augen und ohne Münder führten die Stände der Straßenhändler.
    Wo waren all die echten Taxifahrer und Händler abgeblieben? Ich wollte es lieber nicht wissen.
    Auf den Straßen kam ein Unseelie auf zehn Normalsterbliche. Viele von ihnen hatten sich eine attraktive Tarnung zugelegt und sich mit normalen Menschen zusammengetan. Ich wusste, dass sie als sexy Touristen in die Bars gingen und echte Touristen aufgabelten.
    Und was machten sie dann mit ihnen?
    Auch das wollte ich nicht wissen. Ich konnte sie nicht alle töten. Ich hatte keine Chance gegen eine solche Überzahl. Ich zwang mich, den Blick stur geradeaus zu richten. Zu viele Feenwesen umgaben mich und ich hatte zu viel getrunken.Mein Magen rebellierte. Ich musste weg von hier. Irgendwohin, wo ich frei atmen, mich vielleicht übergeben konnte.
    Der Sidhe -Seherinnen-Club kam mir immer verlockender vor. Wir brauchten hunderte Gleichgesinnte, um gegen das anzukämpfen, was in dieser Stadt vor sich ging. Und wir hatten nur zwei wirksame Waffen. Es war verrückt; wir mussten andere Möglichkeiten finden, sie zu töten.
    Ich hielt den Kopf gesenkt und eilte durch die Straßen, mischte mich unter die Touristen, hielt mich, wenn möglich, dicht an den Häusern und überlegte, womit Barrons heute Abend so beschäftigt war.
    Ãœberall wimmelte es vor Feenwesen, und ich kam mir vor wie eine Stimmgabel, die allein durch die Anzahl und Nähe zu vibrieren anfing. Am liebsten hätte ich alle Leute angeschrien, ihnen zugerufen, die Beine in die Hand zu nehmen, die Stadt zu verlassen, etwas zu unternehmen  … irgendetwas  … ich konnte mich nicht erinnern. Etwas lauerte in meinem genetischen Gedächtnis … eine Sache, die wir vor langer Zeit gelernt haben. Ein Ritual, eine dunkle Handlung, für die wir einen ungeheuerlichen Preis bezahlt hatten … es war unsere größte Schande … wir hatten alle Anstrengungen unternommen, diese Sache zu vergessen.
    Schritte ertönten in der Dunkelheit hinter mir, als ich von der Dreary Lane in die Butterfield einbog – feste, zielstrebige Schritte wie die von einer Kompanie Soldaten. Ich wagte es nicht, einen Blick zurückzuwerfen. Mit meinem Alkoholpegel würde ich mich verraten, wenn mir etwas Erschreckendes auf den Fersen wäre. Mein Verfolger konnte nicht wissen, dass ich eine Sidhe-Seherin war, es sei denn, ich tat etwas Unüberlegtes, also musste ich einfach nur weitergehen, als wäre alles in bester Ordnung.
    Oder?
    Â»Mensch«, grollte das Ding hinter mir, »lauf. Lauf wie die räudige Hündin, die du bist. Lauf. Wir lieben die Jagd.«
    Die Stimme entstammte einem Alptraum. Und sicher sprach sie nicht mit mir, oder?
    Â»Du. Sidhe -Seherin. Lauf.«
    Es hatte mich Sidhe -Seherin genannt.
    Es hat mich erkannt.
    Die einzigen Unseelie, die mein Gesicht kannten, waren die Günstlinge des Lord Masters – das hieß, er war wieder zurück, wo immer er auch gewesen sein mochte –, und er hatte mich gesucht.
    Ich hatte angenommen, die Jäger wären zufällig in der Stadt aufgetaucht – weit gefehlt. Sie waren hier, um mich gefangen zu nehmen. Ich konnte kämpfen; der Speer steckte in dem Holster unter meiner Jacke, aber bei den vielen Feenwesen, die ich gesehen hatte, und ohne Verstärkung brauchte ich keine Aufmunterung, feige zu sein. Ich spähte über die Schulter. Die Straße war voller Rhino-Boys, immer zwei Seite an Seite, so weit das Auge reichte.
    Es gibt Situationen, in denen Mut einfach nur dumm war: Ich rannte los.
    Die eine Straße hinunter. Die nächste hinauf. Durch eine Gasse. Durch einen Park. Ich sprang über Bänke und platschte durch Brunnen. Ich rannte, bis meine Lunge brannte und meine Beine schwach wurden. Rund um die alte Brauerei und noch sechs Blocks weiter.
    Ich rannte.
    Ich rannte, als hätten meine Füße Flügel wie die von Dani, und endlich verhallten die Schritte hinter mir. Alles war still, nur meine eigenen Schritte waren in der Nacht zu hören.
    Ich warf wieder einen Blick über die Schulter.
    Ich hatte sie abgehängt, hatte es tatsächlich geschafft. Rhino-Boys waren vielleicht stark, aber mit ihren Stummelbeinen und kurzen Ärmchen waren sie weder wendig noch schnell.
    Ich bog um eine Ecke und konnte gerade noch rechtzeitig abbremsen, sonst wäre

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