Im Reich des Vampirs
Monster hatte groÃe Macht. Es verursachte mir solche Ãbelkeit, dass ich kaum noch Luft bekam.
Es lachte in meinem Kopf. Ich schloss die Augen und verdrängte es wieder; diesmal war es nicht so leicht. Es wusste, wie es mich in meinem tiefsten Inneren finden konnte. Fürchteten wir die Jäger deshalb so sehr â weil sie in unsere Köpfe dringen konnten?
Könnte eine Sidhe -Seherin, die nicht so stark war wie ich, einem solchen Wesen Widerstand leisten, oder würde es ihren Geist in Stücke reiÃen â eine Erinnerung nach der anderen, einen Charakterzug nach dem anderen, einenTraum nach dem anderen mit den Klauen zerfetzen, bevor es den Körper vernichtete?
Ich öffnete die Augen.
Mein persönlicher Sensenmann stand keine fünf Meter von mir entfernt in der Gasse. Die schwarze Robe raschelte in dem unnatürlichen Wind, den die Flügel der Bestie verursachten.
Er bewegte sich nicht, wie immer, und sah mich unter der schwarzen Kapuze unverwandt an. Das spürte ich, obwohl er kein Gesicht hatte, keine Augen, nichts, was ich unter dem schwarzen Stoff erkennen konnte. Er bestand aus Schatten und Nacht wie der Jäger über mir, nur war er nicht wirklich da wie der Jäger. Ein absurder Zeitpunkt, mich mit meinem Versagen zu quälen.
Ich ignorierte den Kapuzenmann, riss meine Jacke auf, zog die Speerspitze aus dem Holster und schloss die Faust um den kurzen Schaft. Der Sensenmann war kein Problem, der glutäugige Drache schon.
Schwarze Hagelkörner prasselten auf mich nieder und stachen mir in die Haut. Der Jäger war in Rage; sein Zorn vereiste die Nacht.
Wie kannst du es wagen, unser Heiligtum zu berühren?, brüllte es in meinem Kopf.
»Oh, verpiss dich«, fauchte ich. »Du willst mich? Komm und hol mich.« Ich konzentrierte mich auf den fremdartigen Ort in meinem Kopf, entfachte das Feuer und schirmte mein Bewusstsein ab, so gut es ging. Das Brüllen der Bestie hätte mir beinahe den Schädel gesprengt.
Konnte sich der Jäger in die schmale Gasse zwängen? Konnte er seine GröÃe verändern?
Ich musste abwarten, und sobald das Ungeheuer nahe genug war, würde ich es mit der Hand berühren, sodass es erstarrte, und ihm dann mit dem Speer den Garaus machen.
Ich verharrte.
Das Ding drohte über mir.
Ich sah auf  ⦠und lächelte.
Wut loderte in den glühenden Augen, dennoch machte es keine Anstalten, auf mich zuzukommen. Es scheute den Speer und das wussten wir beide. Ich könnte es töten, in die ewigen Jagdgründe verbannen. Die Arroganz des Monsters war so immens wie die Spannweite seiner Flügel; es würde nie einen Meister anerkennen, für keine Sache und für niemanden sterben.
In diesem Moment spülte ein Stückchen kollektiver Erinnerung an die Oberfläche â die Jäger waren sogar unter ihren eigenen Artgenossen gefürchtet. Sie hatten etwas ⦠ich wusste nicht, was ⦠aber irgendetwas hielt sogar ihre königlichen Verwandten davon ab, sich mit ihnen anzulegen. Jäger waren Feen ⦠aber vielleicht nicht durch und durch. Sie dienten, wem immer sie wollten, und das nur, wenn sie Gewinn aus einer Allianz ziehen konnten. Genauso willkürlich lösten sie ihre Bündnisse. Sie waren Söldner im wahrsten Sinne des Wortes.
Es fürchtete den Speer. Und es würde sein Leben nicht aufs Spiel setzen. Ich hatte eine Chance.
Ich lief los.
Solange mich die Rhino-Soldaten nicht fanden, solange nicht noch mehr Jäger auftauchten, konnte ich die Nacht überleben und den Buchladen erreichen. Barrons würde einen Plan haben â er hatte immer einen Plan. Vielleicht konnten wir uns, so sehr mir das auch widerstrebte, mit den anderen Sidhe -Seherinnen zusammenschlieÃen. Gemeinsam waren wir sicherer.
Als ich an meinem Phantom-Tod vorbeirannte, tat er etwas so Unerwartetes und Unbegreifliches, dass mein Verstand es nicht erfassen konnte.
Er schwang seine Sense und der stumpfe Holzstiel traf mich am Bauch.
Innerlich schrie ich: Aber du bist nicht real!, als ich mich krümmte und um Atem rang.
Real hin oder her â die Sense jedenfalls war solide.
Zum zweiten Mal in dieser Nacht wurden meine Grundüberzeugungen erschüttert: Mein grimmiger Schnitter war körperlich.
Unmöglich! Ich hatte eine Taschenlampe nach ihm geworfen, und sie war durch ihn hindurchgesegelt und gegen die Mauer hinter ihm geprallt. Er hatte
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