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Im Reich des Vampirs

Im Reich des Vampirs

Titel: Im Reich des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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man nicht, ob der Angreifer die Halsschlagader nur zehn Sekunden – für eine Bewusstlosigkeit ist das ausreichend – abdrücken will oder so lange, bis das Herz zu schlagen aufhört und der Hirntod eintritt. Ich nahm an, dass der Sensenmann meinen Tod wollte.
    Und es dauerte nicht lange, bis ich mir wünschte, er hätte es getan.
    Ich kam mit einem säuerlichen, chemischen Geschmack im Mund zu mir, und ich hatte den Verdacht, dass man mir Drogen verabreicht hatte. Ich verspürte einen brennenden Schmerz im Handgelenk und eine sonderbare Unbeweglichkeit. Mein Körper fühlte sich bleischwer an und ich hatte den feuchten Geruch von moosigen Steinen in der Nase. Ich hielt die Augen geschlossen und atmete gleichmäßig,um mich selbst und meine Umgebung so gut wie möglich auszuloten, ehe ich denjenigen, die mich vielleicht beobachteten, verriet, dass ich das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Ich war barfuß und fror in meiner Jeans und dem T-Shirt. Die Stiefel, den Pullover, die Jacke hatte man mir weggenommen. Ich erinnerte mich vage daran, dass ich meine Handtasche in der Gasse verloren hatte. So viel zu dem Handy, das mir Barrons gegeben hatte. Apropos Barrons – er wird mich finden! Der Armreif wird ihn auf meine Spur bringen …
    Das Herz wurde mir schwer. Ich fühlte den Armreif nicht. Das Einzige, was ich spürte, war etwas Steifes, Schweres rund um mein Handgelenk. Ich fragte mich, wann und wo man mir den Armreif abgenommen hatte, wo ich mich befand und wie lange ich ohnmächtig gewesen war. Zwar hatte der Lord Master auch eine Kapuzenkutte getragen, als ich ihn gesehen hatte, eine scharlachrote, aber ich glaubte nicht, dass er mein schwarz gewandeter Entführer war. Einiges hatten die beiden Schurken gemein, dennoch unterschied sich das Gespenst vom Anführer der Unseelie.
    Ich lag ganz still da und lauschte. Falls jemand in der Nähe lauerte, strengte er sich mächtig an, seine Anwesenheit nicht zu verraten.
    Ich schlug die Augen auf und sah Stein.
    Niemand sagte etwas Unheilvolles wie: Aha, du bist aufgewacht, dann können wir ja mit der Folter beginnen, also riskierte ich einen Blick auf mein Handgelenk.
    Â»Ich hätte dir beinahe die Hand abgerissen«, sagte eine Stimme und ich zuckte heftig zusammen. »Du hast fürchterlich geblutet. Das machte einige ›Reparaturen‹ nötig.«
    Langsam und vorsichtig setzte ich mich auf. Mein Kopf war wie Watte, die Zunge geschwollen. Der brennende Schmerz in der Hand strahlte bis zur Schulter aus.
    Ich schaute mich um. Ich befand mich in einer Zelle aus Stein – in einer alten Grotte – hinter einem Eisengitter und lag auf einer dünnen Matte auf dem Boden. Hinter dem Gitter stand das Gespenst.
    Â»Wo bin ich?«
    Die Kapuze raschelte, als er sprach. »Im Burren. Genau gesagt, darunter. Weißt du, was das Burren ist?« Ein Lächeln schwang in dem Tonfall mit. Woher kannte ich diese Stimme? Zischend, seidig – sie kam mir bekannt vor  … aber etwas war anders  … unartikuliert.
    Ja, ich wusste, was das Burren war. Ich hatte es auf den Landkarten gesehen und darüber gelesen, als ich versucht hatte, meine Provinzialität durch Lernen abzuschütteln. Das Wort war vom irischen Boireann abgeleitet, was so viel bedeutete wie großer Felsen oder felsiger Ort; es war eine Karstlandschaft im County Clare, Irland – mit den berühmten Cliffs of Moher im Südwesten. In den rissigen Felsen konnte man uralte Grabstätten, aufrechte Steinportale, Kreuze und ganze fünfhundert Ringforts entdecken. Unter den Felsen hatten noch aktive Flüsse ihr Bett gegraben und kilometerlange, labyrinthartige Tunnel und Höhlen geschaffen. Ein Teil davon war für die Touristen geöffnet, doch die meisten waren unerforscht und viel zu gefährlich für Abenteurer.
    Ich war unter dem Burren.
    Das war hundertmal schlimmer als ein Bunker. Man hätte mich genauso gut lebendig begraben können. Ich hasse enge Räume ebenso sehr wie die Dunkelheit. Das Wissen, dass sich über meinem Kopf Tonnen über Tonnen von undurchdringlichem Gestein befanden, mich von der frischen Luft, dem weiten Himmel und der Möglichkeit, mich frei zu bewegen, trennten, löste einen klaustrophobischen Anfall aus. Offenbar verriet mein Gesicht das Entsetzen.
    Â»Wie ich sehe, weißt du es.«
    Â»Wo sind meine Sachen?« Ich durfte nicht darüber

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