Im Rhythmus der Leidneschaft
recherchieren, Informationen nachzugehen und dabei immer wieder Neuland zu betreten und Grenzen zu überschreiten.
Auch später war es den Frauen immer schwer gefallen zu akzeptieren, dass ihm der Beruf über alles ging. Also hatte er sich auf flüchtige Affären beschränkt.
Statt seine Energie für Auseinandersetzungen mit Frauen zu verschwenden, hatte er von da an all seine Kraft in seine Arbeit gesteckt. Warum sollte er sich abmühen, wenn er ohnehin wusste, dass er zwischen Beruf und Privatleben kein Gleichgewicht finden konnte?
Kurz bevor er in Selbstmitleid versinken konnte, hörte Caleb, wie sich die Tür zu Candys Garderobe öffnete. Die Flasche Wein ließ er stehen und beugte sich unauffällig zum Gang vor.
Das Licht drang zwar nur schwach aus der Garderobe, doch es hätte ausgereicht, die Frau zu erkennen, wenn sie nicht bereits die Kapuze ihres Parkas über den Kopf gezogen hätte und sich von ihm abgewandt hielt.
Sie trug ihre warmen Boots und hielt eine kleine rote Sporttasche in der Hand. Sorgfältig prüfte sie, ob die Garderobentür geschlossen war, dann wandte sie sich, genau wie Caleb gehofft hatte, in Richtung Küche.
Während des Wartens hatte er sich bereits die Boots ausgezogen, damit seine Schritte nicht zu hören waren. Mit den Boots in einer Hand folgte er Candy, wobei er sie, ohne den Abstand zu verringern, nicht aus den Augen ließ.
Die Küche war leer und vollkommen dunkel. Nur über dem Ausgang leuchtete ein kleines Licht. Es roch nach Reinigungsmittel, frischem Obst und Knoblauch. Caleb hielt sich versteckt, während Candy die Küche durchquerte.
An der gegenüberliegenden Wand öffnete sie mit einem Knopfdruck eine Tür, und als sie die Tür durchschritt, hastete Caleb auf Socken lautlos hinterher. Gerade bevor die Tür wieder ins Schloss fiel, konnte er sie am Türknauf festhalten.
Er wartete ein paar Sekunden, bevor er den großen Lagerraum betrat, an dessen hinterer Wand ein rotes Leuchtschild mit der Aufschrift „Exit“ den Ausgang kennzeichnete.
Hier war es kälter. Zahllose Regale waren mit Lebensmitteln und Getränken gefüllt. Der Ausgang, auf den Candy zusteuerte, sah aus, als führe er zu einer Rampe, an der große Lieferungen für das Hotel abgeladen wurden. Bestimmt lag dort auch der Parkplatz. Caleb konnte Candy schlecht nach draußen folgen, doch in die solide Stahltür war ein Fenster eingelassen, durch das er nach draußen spähen konnte.
Hinter ein Regal geduckt lauschte er auf das Geräusch der sich entfernenden Schritte. Er hatte Candy sein Jackett überlassen und trug jetzt nur noch sein Hemd. Um sich zu wärmen, rieb er sich die Arme, während er abwartete, dass Candy am Ausgang ankam.
Sobald sie den roten Knopf drückte und damit den Ausgang öffnete, folgte Caleb ihr. Als er die Tür erreichte, hatte sie sich bereits wieder geschlossen. Er sah durch das kleine Fenster.
Ein paar Schneeflocken rieselten auf den Parkplatz. Undeutlich erkannte er Candys Umrisse, als sie auf ihren Wagen zueilte, ihn aufschloss und sich hineinsetzte. Einen Moment lang ließ sie den Motor warmlaufen, und Caleb konnte sich gut vorstellen, dass sie sich jetzt wärmend in die Hände blies.
Allein beim Gedanken daran fror er. Er stand in Socken auf kaltem Beton. Schnell zog er sich die Boots an. Als er wieder durch das Fenster blickte, sah er Candy wegfahren. Der Motor ihres alten Autos stotterte und stieß bei jedem Gangwechsel dicke Abgaswolken aus.
Zitternd stand er da, bis der Wagen in der Dunkelheit verschwunden war. Dann steckte er die Hände in die Jeans, zog die Schultern hoch und hastete zurück zur anderen Seite des Kühlraums.
Die Tür zur Küche ließ sich allerdings nicht öffnen. Caleb blickte sich um. Ein Notruftelefon, mit dem er den Sicherheitsdienst alarmieren konnte, hing neben der Tür.
Entweder rief er Hilfe und stand dann wie der letzte Idiot da, oder er wartete hier, bis die ersten Küchenangestellten zur Frühschicht kamen. Oder er verließ den Kühlraum auf demselben Weg wie Candy. Dann müsste er ohne Jackett oder Mantel um das Hotel herum zum Haupteingang laufen.
Keine dieser Möglichkeiten war besonders reizvoll. Allerdings würde er sein Zimmer am schnellsten erreichen, wenn er den Weg außen um das Hotel wählte.
In einem Wäschewagen fand er eine Decke, die er sich wie ein Cape um die Schultern legte. Superreporter auf wichtiger Mission, dachte er und ärgerte sich über seine Neugier, während er in die eiskalte Winternacht
Weitere Kostenlose Bücher