Im Rhythmus der Leidneschaft
Auftritt sehen wollte. Er wollte sie weder mit dem Barkeeper noch mit jemandem aus dem Publikum teilen. Caleb wollte allein mit ihr sein. Aus seinen Taschen suchte er Zettel und Stift hervor und wandte sich erneut an den Barkeeper. „Hey, Alan, haben Sie zufällig einen Umschlag?“
Nach kurzem Suchen brachte Alan ihm einen Fensterumschlag. „Geht das?“
„Bestens. Danke.“ Caleb schrieb seine Notiz für Candy auf, steckte sie in den Umschlag, schob seinen Zimmerschlüssel dazu und überlegte kurz, ob er noch ein Kondom hinzufügen sollte, entschied sich dann aber dagegen.
Auf den Umschlag schrieb er Candys Vornamen und reichte ihn Alan. „Könnten Sie ihr das hier nach der Show geben?“
„Bleiben Sie nicht?“
„Geht leider nicht. Mir ist etwas dazwischengekommen.“ Caleb stand auf und hastete aus der Bar, bevor Alan ihn nach Details fragen konnte. „Bitte sorgen Sie dafür, dass Candy die Nachricht bekommt.“
Wie an jedem Abend setzte Miranda sich nach der Show noch in ihrer Aufmachung als Candy an die Bar, um sich mit Alan zu unterhalten, bis er die Bar schloss. Doch im Gegensatz zu sonst gelang es ihr nicht, sich zu entspannen.
Heute Abend hatte sie all ihre Emotionen in jeden einzelnen Song gelegt und es kaum erwarten können, endlich gegen Ende des Auftritts von der Bühne ins Publikum zu gehen. Es war ihr schwergefallen, nicht ständig an Caleb zu denken, während sie ein Liebeslied nach dem anderen gesungen hatte. Sie liebte ihn zwar nicht, aber die Lust und Faszination, die er in ihr weckte, machten sie rastlos.
Dann hatte sie enttäuscht erkennen müssen, dass er ihr überhaupt nicht zugehört hatte. Und anschließend, in der Bar, hatte sie ihn auch nicht gesehen. Wieso war er nicht gekommen?
„Mach mir den größten Appletini, am besten doch gleich zwei.“
Alan fing an, ihr den Drink zu mixen. „Möchtest du nicht lieber erst einen austrinken, bevor ich dir den zweiten zubereite?“
Wieso? „Nur weil mich ein Mann versetzt, glaubst du, ich vertrage keine zwei Drinks?“
„Ehrlich gesagt hat er dich überhaupt nicht versetzt.“ Er mixte Apfelschnaps mit Wodka, Apfelsaft und Cointreau.
Sofort blickte sie sich überall in der Bar um. Alles leer. Auch die Nische, in der Caleb am Vorabend gesessen hatte. „Was meinst du damit? Was redest du da?“
Aus der Tasche seiner Schürze zog er den Umschlag mit ihrem Namen hervor. „Er hat dir eine Notiz geschrieben.“
„Caleb?“
„Von wem erwartest du denn sonst noch eine?“
„Gib sie mir schon.“ Sie riss ihm den Umschlag aus der Hand und steckte ihn sich ins Dekolleté.
Alan lachte schallend, schenkte ihr den Drink ein und reichte ihr das große Martiniglas.
Mit dem Drink in der Hand stieg sie vom Barhocker.
„Hey! Niemand darf mit einem Drink die Bar verlassen“, rief Alan ihr hinterher, als sie zwischen den Tischen hindurch zur Bühne ging.
„Beschwer dich doch beim Manager“, rief sie zurück und steuerte auf den Hinterausgang zu.
In der Garderobe angekommen, sank sie auf die Bank vor dem Schminktisch, trank ein Viertel ihres Drinks, stellte das Glas weg und betrachtete sich im Spiegel. Trotz des Makeups sah man, dass sie rot geworden war.
Wieso machte es sie so aufgeregt, dass Caleb ihr eine Nachricht hinterlassen hatte? Sie hatten keine Beziehung und kannten sich kaum vierundzwanzig Stunden. Das konnte man nicht einmal als Freundschaft bezeichnen.
Ihre Hand, in der sie den Umschlag hielt, zitterte.
Nach einem zweiten kräftigen Schluck riss sie den Umschlag auf.
Darin steckten ein Zettel aus einem Notizbuch und ein Zimmerschlüssel.
Ihr Herz klopfte wie wild, als sie den Zettel auseinanderfaltete und das eine Wort las, das Caleb darauf geschrieben hatte. „Komm.“
Hier im Hotelzimmer auf Candy zu warten war keine so gute Idee gewesen. Fluchend lief Caleb während ihres Auftritts auf und ab, und als es gut eine Stunde nach dem Ende ihrer Show endlich an seiner Zimmertür klopfte, fuhr er so abrupt herum, dass er sich fast die Rückenwirbel ausrenkte.
Hatte er ihr nicht den Schlüssel gegeben? Stand jemand anders dort draußen? Wollte sie den Schlüssel jetzt nur zurückgeben, anstatt ihn zu benutzen? Ein Glück, dass er kein Kondom mit in den Umschlag gesteckt hatte.
Hastig sah er sich in seinem Zimmer um, ob nichts auf seine Identität als Max Savage hindeutete, dann ging er rasch zur Tür.
Als er sie öffnete, stand Candy in dicken Boots vor ihm. Sie trug sein Jackett vom Abend zuvor, hatte die
Weitere Kostenlose Bücher